Solcher Art wird Rom zur Adelsrepublik. Es ist keineswegs so, dass sich nur die Mitglieder dieser Adelsfamilien zur Wahl stellen dürften, aber die Volksversammlung wählt nur diese Leute in die führenden Positionen. Es hält dem Adel die Treue, dessen Mitglieder sich aber in jeder Generation neu bewähren mussten. Politische Parteien wie in modernen Demokratien gibt es im antiken Rom überhaupt nicht. Die Familien schließen jedoch Bündnisse untereinander, mit denen sie die Politik in die von ihnen gewünschte Richtung lenken. Ein solches Bündnis nennt man amicitia. Das Gegenteil davon sind inimicitiae, Feindschaften zwischen zwei Familien.
Ein fundamentalerBegriff in der römischen Politik ist in diesem Zusammenhang die auctoritas, was mit "Kraft der Mehrung" nur sehr holprig umschrieben wird. Begriffe wie "Ansehen" oder "Einfluss" sind zwar gebräuchlicher, treffen die Sache aber auch nicht besser. Wer auctoritas besitzt, kann dank seiner Gefolgsleute bei einer Abstimmung die Zahl der Stimmen vermehren und das Ergebnis maßgeblich beeinflussen. Die römische Gesellschaft basiert nämlich auf einem umfassenden Klientelwesen, das darin besteht, dass ein Bürger in der Stadt durch ein bestimmtes Adelsgeschlecht vertreten wird. Diese Bindungen sind so stark, dass sie über den Tod der einzelnen Personen hinaus auf die folgenden Generationen weitervererbt werden. Die Vertretung und der Schutz beziehen sich vor allem auf den juristischen Bereich. Ein Patron hat die Pflicht, seinem Klienten Rat zu geben oder einen fähigen Anwalt zu vermitteln. Auch wirtschaftliche Hilfe kann ein Klient erwarten. Es ist üblich, dass ein Patronus seine Klienten am Morgen zu einer Audienz empfängt, wobei man umso früher seine Klienten empfängt, je weiter unten man in der Rangordnung steht.
Dafür stellt der Klient seinem Patronus seine Stimme bei Wahlen zur Verfügung: Der Patron bestimmt, wer zu wählen ist, und die Klienten folgen ihm. Je mehr Klienten jemand hat, desto größer ist sein Einfluss bei Wahlen. Dieses unbedingte Vertrauensverhältnis, die fides zwischen Patron und Klient, ist die Grundlage der römischen Republik. So wird in Rom Politik gemacht. Das führt zu einer starken inneren Festigkeit, die über Jahrhunderte hinweg jedem Angriff von innen und außen standhalten wird.
Um noch einmal auf die Problematik der Ständekämpfe zurückzukommen: Was auch immer unternommen wird, um die Rechte der Plebejer an die der Patrizier anzunähern, sobald Rom als Ganzes in Gefahr gerät, werden alle anderen Konflikte zumindest vorübergehend beigelegt, um das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen. Nicht zuletzt deshalb dauert es auch rund ein Jahrhundert, ehe die politische Gleichstellung in fast allen Bereichen stattfindet. 356 gibt es den ersten plebejischen Dictator, 351 den ersten plebejischen Censor und 337 wird zum ersten Mal ein Plebejer Praetor. Lediglich die Posten, die mit der Staatsreligion zu tun haben, bleiben exklusiv für Patrizier zugänglich. Die ämter der Aedilen werden vermehrt, um zusätzlich zu den zwei curulischen Aedilen auch zwei plebejische zu wählen.