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Rom erringt die Hegemonie in Italien




Die italische Wehrgenossenschaft:

Das neu entstandene Gebilde ist juristisch klar geordnet und erfassbar, trägt aber nicht einmal einen einheitlichen Namen. Rom hat Italien geeint aber keinen Staat geschaffen sondern einen Staatenbund. Der große Unterschied zu den griechischen Bünden besteht darin, dass die Städte nicht unter einander verbündet sind sondern jede einzelne Stadt einen individuellen Vertrag mit Rom hat.


In der modernen Forschung wird das Gebilde "Italischer Bund" oder "Römisch-Italische Wehrgenossenschaft" genannt. Rom bleibt Stadtstaat, wenn auch mit einem ausgedehnten Territorium. Die Stämme Italiens und ihre Bürger werden keine Untertanen Roms und zahlen auch keine Tribute. Die Bundesgenossen sind "nur" zum Kriegsdienst verpflichtet, Rom steht militärisch und politisch an der Spitze des Bundes.


Komitien (Wahlversammlungen) können nur in Rom stattfinden, der ager Romanus, das Staatsland, wird riesig ausgedehnt. Die römischen Bürgerkolonien sind fest in römischer Hand. "Halbbürgergemeinden" haben keine politische Autonomie, sind aber privatrechtlich den Römern ebenbürtig. Diese Taktik fassen die Römer unter dem Schlagwort divide et impera zusammen. Auch die socii sind total verschieden und mit individuellen Verträgen an Rom gebunden. Die rund 150 Stämme und Städte verzichten auf Koalitionen unter einander sowie auf eine eigene Außenpolitik und müssen im Kriegsfall Soldaten stellen. Dafür bekommen sie Anteile am eroberten Land.


Unter den Bundesgenossen gibt es eine große Gruppe: Städte mit dem nomen Latinum sind Teil von Latium aber in latinischen Kolonien über die ganze Halbinsel verstreut. Ihre Bewohner haben leichteren Zugang zum Bürgerrecht, wenn sie nach Rom ziehen. Generell gibt es die Möglichkeit eines foedus aequum oder eines foedus iniquum (ungleiche Rechte).


Roms Macht wächst immer mehr: Die Landfläche umfasst 130.000 km2, der staatliche ager publicus 24.000 km2 und das latinische Gebiet 12.000 km2. Dazu kommt ein schier unerschöpflicher Menschenvorrat. Bei einer Zählung 265/4 kommt man auf 292.000 waffenfähige römische Bürger von schätzungsweise ingesamt 900.000 Bürgern. Die Zahl der waffenfähigen socii beläuft sich zu diesem Zeitpunkt auf 2 Millionen. Im Vergleich dazu nehmen sich die 60.000 Bürger Athens geradezu mickrig aus.


Aber nicht nur das sorgt für die klare überlegenheit der Römer gegenüber den hellenistischen Herrschern. In den Diadochenreichen werden die Bürger aus Furcht vor einem Aufstand nicht bewaffnet, man greift auf Söldner zurück (wie auch in Karthago), und wenn das Söldnerheer verloren ist, kann man nicht rechtzeitig ein neues anwerben. Wenn hingegen die Römer ein Heer verlieren, stellen sie aus ihren gewaltigen Reserven einfach ein neues auf. Dadurch gleicht Rom einer Hydra.


Diese Machtbasis kann keine andere Stadt des Mittelmeeres aufbieten - auch nicht die spätere Konkurrentin Karthago. Daher ist auch niemand mehr in der Lage, die Macht Roms zu zerschlagen, denn die wahre Stärke der Römer liegt in der Interessensgemeinschaft mit den Verbündeten. Die socii bleiben Rom auch in den schwierigsten Situationen treu, denn Rom allein garantiert Sicherheit, Frieden und somit auch Wohlstand für Italien. Der Handel blüht und sorgt für einen wirtschaftlichen Aufschwung in ganz Italien.