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Die Lage Roms zu Beginn des 1. Jahrhunderts




Die massiven Probleme werden ignoriert:

Die überwältigenden Erfolge in der Kriegsführung überdecken lange Zeit hindruch die gewaltigen Probleme, die vorerst noch nicht zu sehen sind. Rom hat die Weltherrschaft nicht geschenkt bekommen, es hat einen schweren Preis dafür bezahlt: Den Ruin des Bauernstandes. Noch um 270 hat Rom eine bäuerlich geprägte Bevölkerung - durch die zahlreichen, immer länger dauernden Kriege wird sie komplett ruiniert und kann auch durch die Gracchen nicht mehr gerettet werden. Die Römer haben nach dem 2. Punischen Krieg auch nichts dafür getan, das vor allem im Süden schwer getroffene Bauerntum wieder aufzurichten. Um 100 ist davon nun gar nichts mehr übrig.


Das Weltreich nützt nur den Oberschichten (Senatoren und Ritterstand), die ungeheure Reichtümer anhäufen und ihr Geld in Grundbesitz anlegen. Dazu kommen die Sklavenmassen, die gewissenlos ausgebeutet werden. In vielen Gebieten übersteigt die Zahl der Sklaven die der freien Bewohner bereits deutlich, und damit tragen die Superreichen dazu bei, die kleinen Bauern zu vernichten, durch deren Opfer und Mühen sie groß geworden sind. Dadurch geht natürlich der Konsens zwischen Bauern und Adel verloren, der über Jahrhunderte das politische System getragen hat.


Außerdem verhindert die konservative Grundeinstellung der Römer, dass man das politische System den neuen Anforderungen anpasst. Rom regiert ein Weltreich mit den Mitteln eines auf Zentralitalien beschränkten Stadtstaates! Das Wahlsystem selbst wird im Lauf des 2. Jahrhunderst immer absurder: Gewählt werden kann nur in Rom, aber wer kann schon aus ganz Italien oder gar aus den Provinzen zu den Wahlen kommen? So werden die Proletarier der Stadt bei den Wahlen immer ausschlaggebender.


Dass das reguläre System immer weniger mit den Herausforderungen fertig wird, zeigen nicht zuletzt die Dauerkonsulate des Marius. Um solche Entwicklungen in Zukunft zu vermeiden, schafft man Sonderkommandos, die nicht mehr in den Rahmen der republikanischen Verfassung passen. Auch die Verwaltung der Provinzen, die Rechtssprechung und die militärische Führung liegen über Jahre hinweg bei nur einem Mann. So dringt die Machtvergiftung allmählich auch nach Rom vor. Arroganz und Machtgier werden unübersehbar.


Im 1. Jahrhundert brechen alle diese Probleme mit einer bis dahin ungekannten Wucht auf: Das ungelöste soziale Problem führt zum Sklavenaufstand, das Problem mit dem Bürgerrecht zum Bundesgenossenkrieg, die Mißstimmung in den Provinzen eskaliert im Aufstand des Mithridates und die in Rom Überhand nehmende Korruption und die Verschuldung der jugendlichen Adeligen zu zahlreichen Umsturzversuchen.