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Die Lage Roms zu Beginn des 1. Jahrhunderts




Die Literatur - Reden und Briefe:

Während man im 1. Jahrhundert mit den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Problemen nicht mehr fertig wird, erlebt das Geisteswesen einen noch nie dagewesenen Aufschwung. Geniale Schriftsteller treten in einer Dichte auf, wie man es davor in Rom noch nie beobachtet hat - und das in zahlreichen literarischen Bereichen. Positive und negative Züge überkreuzen sich hier wie in kaum einer anderen Zeit.


Am Anfang steht die Memoirenliteratur. Sullas Werk ist leider verloren, aber antike Schriftsteller können darauf zurückgreifen. Er dürfte darin viele seiner Handlungen positiver dargestellt haben. Auch Caesars "Commentarii" (de bello Gallico, de bello civili) sind Rechtfertigungen politisch-militärischer Handlungen.


Einen größeren Anteil an der Literatur haben die Reden, die üblicher Weise in Schreibstuben publiziert werden. Es ist das Jahrhundert der großen Redner mit Hortensius Hortalus und M. Tullius Cicero als berühmtesten Exponenten. Die ersten großen Sterne der Beredsamkeit sind M. Antonius (Konsul 99) und L. Licinius Crassus (Konsul 95). Auch Caesar ist ein erfolgreicher Redner, doch sind alle seine Reden verloren. In Gerichts- und Senatsreden getrennt, kursiert eine ungeheure Menge an Reden in Rom. Ab ca. 30 v. Chr. werden sie in öffentlichen Bibliotheken gesammelt und sie so jedem Historiker zugänglich. Das größte Sammelwerk nicht ganz erhaltener Reden sind die Oratorum liberae rei publicae fragmenta von H. Malcovati.


Bei Briefen unterscheidet man zwischen öffentlichen, meist an den Senat gerichteten, und privaten Briefen, die aber auch oft von der Politik handeln. Einerseits informieren die Statthalter den Senat über die Lage in den Provinzen, andererseits lassen sie sich selbst über die Vorgänge in der Stadt berichten. Diese Briefe werden in privaten Archiven aufbewahrt.


M. Tullius Cicero ist ein Sonderfall in der römischen Politik und Literatur. Unterstützt wird er von T. Pomponius Atticus, einem überaus reichen Ritter, der sein Vermögen als Bankier verdient hat. Er unterhält mit Cicero eine langjährige Freundschaft. Cicero kann sich auf den sehr verschwiegenen Atticus stets verlassen. Zwischen beiden gibt es einen regen Briefwechsel, in den 60er-Jahren beginnt Atticus die Briefe Ciceros zu sammeln. Obwohl sie nicht für die Veröffentlichung gedacht sind, werden sie später unbearbeitet ediert. Ausgerechnet solche Briefe demolieren ein in der Renaissance entstandenes, idealisiertes Cicerobild. Für die Humanisten ist Cicero der bedeutendeste Autor des klassischen Lateins, die Kritik an ihm setzt erst mit Drumann und Mommsen ein, dafür aber umso heftiger. Vor allem Mommsen demontiert ihn total, bezeichnet ihn als Staatsmann ohne politische Ansicht, Absicht, Umsicht und Einsicht. Die Briefsammlungen sind nach den Empfängern geordnet: