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Das Versagen der Nobilität und seine Folgen




Der Wandel der Adelsrepublik:

Der besiegte Osten wird aber nun zu einem sozialen und militärischen Problem: Das Seeräuberunwesen ist von den hellenistischen Staaten unter Kontrolle gehalten worden. Durch die nachhaltige Schwächung dieser Reiche kann sich aber das Krebsgeschwür des Mittelmeeres ungehemmt ausbreiten. Schmuggel, Raub, Erpressung sowie Menschenhandel sorgen für sprudelnde Einnahmen. Rom duldet die Seeräuber, zum Teil organisieren die publicani sogar den Menschenhandel, der über die Insel Rhodos läuft. Die Massen von Sklaven, die auch auf diesem Weg nach Rom gelangen, werden immer schlechter behandelt. Das zerstört nicht nur die soziale Struktur Italiens und der Provinzen sondern führt auch immer wieder zu Sklavenaufständen, die man in Athen oder Delos schon früher gekannt hat. 136 erheben sich in Sizilien die Sklaven unter einem Anführer (Eunous), an dem rund 200.000 Menschen beteiligt sind. Rom steht dem Aufstand anfangs ebenso fassungs- wie hilflos gegenüber, reguläre Armeen erleiden sogar Niederlagen! Da es jedoch 132 P. Rutilius gelingt, den Aufstand niederzuschlagen, kann die Nobilität die schwelende Krise weiterhin ignorieren.


Auch der Wiederaufbau des Bauerntums gelingt der allmächtigen Nobilität nicht. Land für Kolonien innerhalb Italiens steht nicht mehr zur Verfügung, doch die Notwendigkeit wird immer größer: Der Süden ist noch von Hannibal her verwüstet, Teile von Latium und Etrurien sind menschenleer, die Städte können ihren Verpflichtungen bei der Stellung von Soldaten nicht mehr erfüllen. Dazu kommt, dass Rom geizig wird mit der Verleihung des Bürgerrechts, das viele Vorteile bringt. Doch die Römer behandeln gerade die Städte, die am Aufstieg Roms so wesentlich beteiligt gewesen sind, immer herablassender. Das trägt auch dazu bei, dass der Andrang nach Rom immer stärker wird. Genau das verschärft aber die Probleme der socii, die früher festgelegten Pflichten zu erfüllen, zusätzlich. Das Problem, das so entsteht, sieht die Nobilität nicht oder sie will es nicht sehen.


Parallel dazu wird die Stellung der Komitien geschwächt. Seit die Finanz- und Außenpolitik in den Mittelpunkt der Aktivitäten des Senats gerückt ist, nimmt die Komplexität der Probleme immer mehr zu, mit denen sich der Senat beschäftigt. Diese komplexen Fragen kann aber nur die Nobilität mit ihrer Sachkenntnis behandeln, die Bauern in den Komitien sind damit aber völlig überfordert. Sie sind darauf angewiesen, was die patroni ihnen sagen. Damit verlieren auch die gewählten Beamten an Bedeutung gegenüber den Senatoren, die jetzt alle Fäden der Politik in ihren Händen halten, und innerhalb des Senats hat die Nobilität das Sagen. Sie bildet so einen allmächtigen, fest abgeschlossenen Herrenstand mit großem Selbstbewusstsein, der die Vergabe sämtlicher Ämter, vor allem aber die des Senats, kontrolliert. In den drei Jahrhunderten von 367 bis 63 vor Christus werden rund 600 Konsuln gewählt, doch nur 15 davon gehen an homines novi außerhalb der Nobilität, und dabei sind die sieben (!) Konsulate des C. Marius schon eingerechnet.