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Das Versagen der Nobilität und seine Folgen




Der Reformer Tib. Gracchus scheitert - 2:

Dennoch stellt der Vorgang einen schweren Schlag gegen die Verfassung dar: Ein Volkstribun ist sakrosankt und darf gar nicht abgesetzt werden. Dass das dennoch geschieht und ihr Plan vereitelt wird, ist für die Senatoren ungeheuerlich. Das Gesetz wird nun als lex Sempronia angenommen. Eine Dreimännerkommission wird eingesetzt (tresviri agris dandis assignandis iudicandis), die aus Tiberius selbst, seinem Bruder Gaius und Appius Claudius besteht. Sie sorgt für die Landverteilung. Doch die Bauern brauchen auch ein Startkapital, und so bringt er ein zweites Gesetz ein, das erneut einen Eingriff in das Gewohnheitsrecht des Senats darstellt: Der Schatz des pergamenischen Königs soll dazu verwendet werden.


Damit greift er erneut in die Finanz- und sogar Außenpolitik Roms ein, bisher eine Domäne des Senats und damit der Nobilität. Doch die Senatoren waren nur noch darauf, dass das für sie furchtbare Jahr 133 zu Ende geht und Tiberius ohne Amt darsteht. Denn dann kann man ihn anklagen, und daran, dass das geschehen wird, besteht für niemanden ein Zweifel - und darüber ist sich auch Tiberius im Klaren. Darum bewirbt er sich auch für das Jahr 132 um das Konsulat, und das ist schon wieder verfassungswidrig. Es tritt immer offener zutage, dass er als Einzelperson den Staat in bis dahin ungeahnter Weise beherrscht, und das mit Hilfe des Volkes.


So kommt es erstmals zum offenen Konflikt zwischen den Popularen und den Optimaten. Darunter darf man sich aber nicht vorstellen, dass es hier um einen Konflikt zwischen sozialen Schichten käme: Auf beiden Seiten dominieren die Spitzen des Adels, es geht lediglich um die Methode, wie Politik gemacht wird. Die Optimaten setzen ausschließlich auf die traditionelle Politik des Senats, die Popularen sind in den Volksversammlungen aktiv.


Tiberius ist nun fest entschlossen, seine Arbeit mit allen Mitteln zu retten. Die Wahl für das nächste Jahr wird auf den Sommer anberaumt, eine Zeit, in der die Bauern als logische Anhänger des Tiberius nicht nach Rom zur Wahl kommen könnten. Ein Volkstribun erhebt Einspruch, die Wahl wird verschoben, es gibt ein weiteres Veto. Als Tiberius im Tempel der Fides eine Rede halten will, kommt es zu einem Tumult, in dessen Verlauf sich Tiberius an den Kopf greift. Manche haben den Eindruck, er fordere für sich den Königstitel! P. Cornelius Scipio Nasica Serapio, ein Vetter des Tiberius, will mit diesem Argument die Konsuln zum Einschreiten bewegen, hat damit aber keinen Erfolg. So ruft er die Senatoren zur Anwendung von Gewalt auf, seine Anhänger bewaffnen sich mit Prügeln und marschieren gegen die Anhänger des Tiberius Gracchus. Es gibt rund 200 Tote, die Leiche des Tiberius wird in den Tiber geworfen.