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Das Versagen der Nobilität und seine Folgen




Der Streit um die Agrarreform hält an:

Auch nach dem Tod der Gracchen ist die Agrarreform nach wie vor notwendig, wird aber vom Senat blockiert, da sie nicht den kurzfristigen Interessen der Senatoren entspricht. Aber die Tatsache, dass ein einzelner Mann über den Senat hinweg allein durch seine Popularität in der Volksversammlung den Staat alleine führen kann, weist auf die Monarchie hin und stellt einen neuen Weg zur Macht dar. Es existiert von nun an ein tiefer Riss innerhalb der Führungsschicht der Republik: die Optimaten gegen die Popularen. Es sind das keine politischen Parteien im modernen Sinn, denn so etwas hat es in Rom nie gegeben. Jeder Senator vertritt seine eigene, persönliche Meinung und hat auch eigene Pläne - im Rahmen der politischen Linie seiner Familie. Einheitliche Programme gibt es dennoch nicht. So gibt es auch keine populare Partei sondern nur populare Politiker. Auch die romantische Vorstellung, es handle sich um soziologische Begriffe, ist unzutreffend: Beide, Optimaten und Populare, stammen aus dem Adel und Hochadel. Die Begriffe stehen für politische Stile, Instrumente und Methoden.


Die Popularen richten sich nach den Interessen des populus. Sie treten für Agrargesetze ein, eine Erweiterung der Rechte der Volksversammlung und sind offener gegenüber Reformen. Die populare Methode (ratio popularis) ist es, sich zur Durchsetzung der Ziele der Volksversammlung zu bedienen. Dabei besteht die Gefahr, dass solche Volksführer alle Macht an sich ziehen.


Die Optimaten sind Verfechter der Tradition. Von den Popularen werden sie verächtlich pauci oder factio paucorum (Klüngel der Wenigen) genannt, womit sie nicht ganz unrecht haben. Als absolut optimatisch erweisen sich, wenn es darauf ankommt, nur ein paar Prozent der Senatoren, die aber andere durch Absprachen auf ihre Seite ziehen können. Sie pochen auf den mos maiorum und werden von der Nobilität angeführt. Zur Durchsetzung ihrer Pläne bedienen sie sich des Senats.


Durch die Tätigkeit der Gracchen wird der bevölkerungspolitische Zusammenbruch Italiens hinausgezögert. Letzlich triumphieren wieder die Optimaten. Die Colonia Iunonia wird letztlich aufgehoben, die Siedler dürfen aber dort bleiben. Statt dessen wird 118 die zweite außeritalische Kolonie gegründet: Narbo im gerade erst eroberten Südfrankreich. Die Ackergesetze sind dem Senat zwar ein Dorn im Auge, aber so ohne weiteres kann man sie nicht aufheben. Also werden sie über Umwege ausgeschaltet. Als volksfreundliche Maßnahme getarnt, wird 121 die Unveräußerlichkeit der Güter aufgehoben, womit der Weg zum Ausbreitung des Großgrundbesitzes wieder frei ist. Die weitere Assignation des ager publicus ist schon 129 aufgehoben worden, jetzt erhalten die Besitzer gegen eine geringe Abgabe die vollen Eigentumsrechte, doch sogar diese Abgabe wird bald abgeschafft. Damit geht das Staatsland direkt in den Privatbesitz über, der Großgrundbesitz ist gerettet.