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Die Weltmacht Rom




Das Griechentum im 2. Jahrhundert:

Auch in dieser Zeit ist die Faszination, die von der griechischen Kultur auf die umliegenden Völker ausgeht, enorm. Die Einglüsse sind vielfältig. Das zeitgenössische Griechentum, mit dem die Römer direkten Kontakt haben, beruht zwar auf der großen Tradition der Literatur und Kunst, ist aber lägst nicht mehr auf der stilistischen Höhe der archaischen Zeit. Die Literatur der Großstädte ist entweder schlüpfrig und unterhaltsam oder so anspruchsvoll und gelehrt, dass kaum jemand sie versteht. Im Roman wird die erotische Komponente betont, künstlerisches Niveau erreicht nur Petron. Theokrit wirkt in Alexandria, er entdeckt den Reiz der ländlichen Unschuld. Diese lieben, einfachen Texte lesen sich wunderbar in der überroutinierten städtischen Kultur und sind Ausdruck der Flucht aus der rationalisierten Realität in die Scheinwelt einer schlichten Hirtenkultur.


Die Politik ist geprägt von Schmeichlern wie Perseus, Eumenes und Prusias. Sie entsprechen alle dem Typ des charakterlosen graeculus. Die Römer traditionellen Zuschnitts, nicht nur Hardliner wie Cato, entwickeln eine tiefe Verachtung vor solchen "Königen" ohne jegliche Selbstachtung.


Die Philosophie hat noch immer ihre alte Bedeutung bewahrt. Die Diskussionen kreisen um Fragen, in denen alle Werte relativiert werden. Auch die Rhetorik ist seit den Sophisten ohne absolute Wahrheit. Jeder Sache soll mit Tricks und Kniffen zum Sieg verholfen werden, je klarer dabei die natürliche Wahrheit umgedreht wird, desto besser!


Auch im täglichen Leben werden die Römer immer mehr vom Griechentum zersetzt. Luxus und Genusssucht, Gier und Geiz werden salonfähig. Den Griechen ist die traditionelle, von Pflicht und Ehre dominierte Lebensweise der Römer schon immer fremd gewesen. Das negative Vorbild ruiniert zusammen mit den neuen Möglichkeiten, die das Weltreich bietet, die römische Moral komplett.