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Vorwort

Die Intention vieler Historiker ist die sachliche, emotionslose Darstellung vergangener Ereignisse. Thukydides schreibt lapidar, er wolle nur "zeigen, wie es wirklich gewesen ist", Tacitus und Sallust ihre Leser "ohne Hass und Zuneigung" informieren und die moderne Historiographie wähnt sich so sehr der Objektivität verpflichtet, dass sie diese Tatsache gar nicht mehr erwähnen zu müssen meint.

Diese Ziele verfolge ich nicht. Die Römer sind ein großartiges Volk, sofern man das von einem ganzen Volk überhaupt sagen kann. Sie haben auf vielen Gebieten bis dahin Unerreichtes verwirklicht. Unter der Führung ihres Adels haben die Römer eines der stabilsten, größten und einheitlichsten Reiche geschaffen, die es in der Geschichte der Menschheit je gegeben hat. Sie haben einen Wirtschaftsraum aufgebaut, der den der Europäischen Union übertrifft, mit einheitlicher Währung und Gesetzgebung, einer "Staatsbürgerschaft".




Sie haben ihre Kultur mit jener der Griechen verbunden und so die westliche Geisteswelt um die des Orients erweitert. Ihre Philosophie wurde maßgeblich für die Welt der kommenden Jahrtausende, ihre Träume von Wohlstand in Frieden und Sicherheit haben sich nicht wesentlich geändert, ihre Sicht der Welt entspricht in vielen Punkten unserer. Eine im spätrömischen Reich universell verbreitete Religion, das Christentum, gehört noch heute zu den führenden Weltreligionen.

Milliarden von Menschen sprechen Sprachen, die von der lateinischen Sprache der Römer geprägt sind. Die USA, die heute führende Weltmacht, das Rom von heute, macht Politik von einem "Kapitol" aus, ein Senat beschließt ihre Gesetze, deren Gültigkeit weit über das eigentliche Staatsgebiet hinaus den Lauf der Politik weltweit beeinflusst. Auch im Negativen eifern wir unbewusst unseren Vorbildern nach: Wie ein römischer Kaiser lässt der US-Präsident Länder angreifen, die er zuvor gar nicht gekannt hat. Die Unterhaltung der Massen nimmt breiten Raum in unserer Gesellschaft ein, in vielen Aspekten sind unsere Vergnügungen keine anderen als vor 2000 Jahren, auch wenn unsere Wagenlenker heute mit tausend statt mit vier Pferdestärken durch die Rennbahn rasen.


Als Hauptquelle verwende ich meine eigenen Mitschriften und die meines Studienkollegen Dr. Michael Bauer aus den frühen 90er-Jahren von den Vorlesungen von Herrn Univ.-Prof. Dr. Gerhard Dobesch, der wie kein anderer den Geist des Römertums lebendig zu machen versteht. Weitere Werke sind die Bände 5 bis 9 der "Fischer Weltgeschichte", "Die Geschichte der römischen Republik" von Jochen Bleicken (Oldenbourg 1992), die beiden Bände von Kornemann und zahlreiche Originaltexte. Wo die Informationen über das allgemein Bekannte hinausgehen, sind spezielle weitere Quellen vermerkt.