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C. Sallustius Crispus: De coniuratione Catilinae, 58


(1) "Compertum ego habeo, milites, verba virtutem non addere neque ex ignavo strenuum neque fortem ex timido exercitum oratione imperatoris fieri.
(2) Quanta cuiusque animo audacia natura aut moribus inest, tanta in bello patere solet. Quem neque gloria neque pericula excitant, nequiquam hortere: Timor animi auribus officit.
(3) Sed ego vos, quo pauca monerem, advocavi, simul uti causam mei consili aperirem.
(4) Scitis equidem, milites, socordia atque ignavia Lentuli quantam ipsi nobisque cladem attulerit quoque modo, dum ex urbe praesidia opperior, in Galliam proficisci nequiverim.
(5) Nunc vero quo loco res nostrae sint, iuxta mecum omnes intellegitis.
(6) Exercitus hostium duo, unus ab urbe, alter a Gallia obstant; diutius in his locis esse, si maxume animus ferat, frumenti atque aliarum rerum egestas prohibet.
(7) Quocumque ire placet, ferro iter aperiundum est.
(8) Quapropter vos moneo, uti forti atque parato animo sitis et, cum proelium inibitis, memineritis vos divitias, decus, gloriam, praeterea libertatem atque patriam in dextris vostris portare.
(9) Si vincimus, omnia nobis tuta erunt: commeatus abunde, municipia atque coloniae patebunt;
(10) si metu cesserimus, eadem illa advorsa fient, neque locus neque amicus quisquam teget, quem arma non texerint.
(11) Praeterea, milites, non eadem nobis et illis necessitudo inpendet: nos pro patria, pro libertate, pro vita certamus, illis supervacaneum est pugnare pro potentia paucorum.
(12) Quo audacius aggredimini memores pristinae virtutis!
(13) Licuit vobis cum summa turpitudine in exsilio aetatem agere, potuistis nonnulli Romae amissis bonis alienas opes exspectare:
(14) Quia illa foeda atque intoleranda viris videbantur, haec sequi decrevistis.
(15) Si haec relinquere voltis, audacia opus est; nemo nisi victor pace bellum mutavit.
(16) Nam in fuga salutem sperare, cum arma, quibus corpus tegitur, ab hostibus avorteris, ea vero dementia est.
(17) Semper in proelio iis maxumum est periculum, qui maxume timent; audacia pro muro habetur.
(18) Cum vos considero, milites, et cum facta vostra aestumo, magna me spes victoriae tenet.
(19) Animus, aetas, virtus vostra me hortantur, praeterea necessitudo, quae etiam timidos fortis facit.
(20) Nam multitudo hostium ne circumvenire queat, prohibent angustiae loci.
(21) Quod si virtuti vostrae fortuna inviderit, cavete inulti animam amittatis neu capti potius sicuti pecora trucidemini quam virorum more pugnantes cruentam atque luctuosam victoriam hostibus relinquatis!"
(1) "Ich habe die Erfahrung gemacht, Soldaten, dass weder Worte die Tapferkeit erhöhen noch aus einem feigen ein mutiges oder ein tapferes aus einem ägstlichen Heer durch die Rede des Feldherrn wird.
(2) Wie große Kühnheit in der Veranlagung eines jeden von Natur aus oder durch seine Eigenschaften ist, das wird üblicher Weise im Krieg sichtbar. Wen weder Ruhm noch Gefahren motivieren, feuerst du vergeblich an: Das ängstliche Gemüt ist den Ohren im Weg.
(3) Aber ich habe euch zusammengerufen, um euch ein wenig zu warnen und zugleich den Beweggrund für meinen Plan zu eröffnen.
(4) Ihr wisst freilich, Soldaten, welch großer Schaden durch die Nachlössigkeit und Feigheit des Lentulus ihm selbst und uns zugefügt wurde und warum ich nicht nach Gallien aufbrechen konnte, während ich auf Hilfe aus der Stadt wartete.
(5) In welcher Lage sich unsere Sache jetzt freilich befindet, erkennt ihr alle zusammen mit mir.
(6) Zwei Heere der Feinde, eines aus der Stadt, das andere von Gallien her, versperren uns den Weg; daran, uns länger in dieser Gegend aufzuhalten, wenn es der Wille auch noch so sehr begehren möchte, hindert uns der Mangel an Getreide und anderen Dingen.
(7) Wohin auch immer man gehen möchte, muss der Weg mit dem Schwert freigekämpft werden.
(8) Deshalb fordere ich euch dazu auf, eine tapfere und bereite Einstellung zu haben und, wenn ihr in die Schlacht geht, daran zu denen, dass Reichtum, Ruhm, außerdem Freiheit und Heimat in euren Händen liegen.
(9) Siegen wir, wird euch all das sicher sein: reichlich Versorgung, Landstädte und Kolonien werden euch offen stehen;
(10) Wenn ir der Furcht nachgeben, werden dieselben Dinge nachteilig sein, wird kein einziger freundlich gesinnter Ort und Schutz gewähren, den nicht die Waffen beschützt haben.
(11) Außerdem, Soldaten, droht jenen nicht dieselbe Notlage wie uns: Wir kämpfen für Heimat, Freiheit und unser Leben, für jene ist es sinnlos, für die Macht weniger zu kämpfen.
(12) Greifen wir daher umso kühner an in Erinnerung unserer alten Tapferkeit!
(13) Es wäre euch erlaubt gewesen, in höchster Schande im Exil euer Leben zu verbringen, einige wenige hätten, nachdem sie in Rom allen Besitz verloren hatten, auf fremde Hilfe warten können:
(14) Weil euch Männern jener Zustand abscheulich und unerträglich erschien, habt ihr beschlossen, diesem Weg zu folgen.
(15) Wenn ihr ihn verlassen wollt, ist Mut notwendig; nur ein Sieger hat jemals den Krieg gegen den Frieden eingetauscht.
(16) Denn in der Flucht auf die Rettung zu hoffen, wenn du die Waffen, mit denen der Körper geschützt wird, von den Feinden abgewendet hast, das freilich ist Wahnsinn.
(17) Immer besteht in der Schlacht für diejenigen die größte Gefahr, die sich am meisten fürchten. Kühnheit wird als eine Mauer angesehen.
(18) Wenn ich nachdenke, Soldaten, und wenn ich eure Taten einschätze, habe ich große Hoffnung auf den Sieg.
(19) Eure Einstellung, euer Alter und eure Tapferkeit ermutigen mich, außerdem unsere Notlage, die sogar aus Feiglingen tapfere Männer macht.
(20) Denn die Menge der Feinde kann uns nicht umzingeln, davor schützt uns die Enge des Geländes.
(21) Was das betrifft, dass der Zufall euch eure Tapferkeit missgönnt, hütet euch davor, ungerächt euer Leben zu verliren oder als Gefangene eher wie Vieh abgeschlachtet zu werden als in der Art von Männern kämpfend einen blutigen und trauerreichen Sieg zu hinterlassen!"
 

Online gestellt von Martin, am 09. 02. 2015 zuletzt geändert.