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P. Cornelius Tacitus: Annales XV, 44


(1) Et haec quidem humanis consiliis providebantur. (2) mox petita dis piacula aditique Sibyllae libri, ex quibus supplicatum Volcano et Cereri Proserpinaeque, ac propitiata Iuno per matronas, primum in Capitolio, deinde apud proximum mare, unde hausta aqua templum et simulacrum deae perspersum est; et sellisternia ac pervigilia celebravere feminae, quibus mariti erant. (3) Sed non ope humana, non largitionibus principis aut deum placamentis decedebat infamia, quin iussum incendium crederetur. (4) ergo abolendo rumori Nero subdidit reos et quaesitissimis poenis adfecit, quos per flagitia invisos vulgus Chrestianos appellabat. (5) auctor nominis eius Chrestus Tibero imperitante per procuratorem Pontium Pilatum supplicio adfectus erat; repressaque in praesens exitiablilis superstitio rursum erumpebat, non modo per Iudaeam, originem eius mali, sed per urbem etiam, quo cuncta undique atrocia aut pudenda confluunt celebranturque. (6) igitur primum correpti qui fatebantur, deinde indicio eorum multitudo ingens haud proinde in crimine incendii quam odio humani generis convicti sunt. (7) et pereuntibus addita ludibria, ut ferarum tergis contecti laniatu canum interirent aut crucibus adfixi, ubi defecisset dies, in usu nocturni luminis urerentur. (8) hortos suos ei spectaculo Nero obtulerat, et circense ludicrum edebat, habitu aurigae permixtus plebi vel curriculo insistens. (9) unde quamquam adversus sontes et novissima exempla meritos miseratio oriebatur, tamquam non utilitate publica, sed in saevitiam unius absumerentur.
(1) Und das freilich wurde durch menschliche Beschlüssen vorgesorgt. (2) Bald darauf aber wurde für die Götter ein Söhneopfer gesucht und man wandte sich an die Sibyllinischen Bücher, aufgrund derer zu Vulkanus, Ceres und Proserpina gebetet wurde, Iunos Gnade durch Jungfrauen erfleht wurde, zuerst auf dem Kapitol, dann sehr nahe am Meer. Mit dem von dort geschöpften Wasser wurden der Tempel und das Bildnis der Göttin bespritzt; und die Frauen, die verheiratet waren, feierten Götterspeisungen und Nachtfeiern. (3) Aber weder durch menschliche Mühe noch durch die Spenden des Kaisers oder die Besänftigungen der Götter wich das böse Gerede, daß man glaubte, der Brand sei befohlen worden. (4) Um das Gerede auszulöschen, schob Nero also Schuldige vor und belegte sie mit den ausgesuchtesten Bestrafungen, wekcge aufgrund ihrer Schandtaten verhaßt waren und die das Volk "Chrestianer" nannte. (5) Der Urheber dieses Namens, Chrestus (griechisch, üs. "der Schlaue, Raffinierte") war unter der Herrschaft des Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden; für den Moment unterdrückt, brach dieser verderbliche Aberglaube wieder auf, und nicht nur in Judäa, dem Ursprung dieses Übels, sondern auch in der Stadt Rom selbst, wohin alles Häßliche und Schändliche von überall her zusammenströmt und gefeiert wird. (6) Zuerst wurden jene ergriffen, die bestanden, dann aufgrund deren Anzeige eine gewaltige Menge, die nicht nur des Verbrechens der Brandstiftung sondern des Hasses gegen die Menschheit überführt wurden. (7) Und den Sterbenden wurde Spott zugefügt, sodaß sie in Felle gehüllt durch das Zerfleischen durch Hunde umkamen oder an Kreuze geheftet wurden und, sobald der Tag vorüber war, in der Verwendung von nächtlicher Beleuchtung verbrannt wurden. (8) Seine Gärten hatte Nero für jenes Schauspiel geöffnet, und er gab ein Zirkusspiel, in dem er im Aufzug eines Wagenlenkers unter das Volk gemischt oder auf dem Wagen stand. (9) Und obwohl gegen Schuldige vorgegangn wurden, welche die jüngsten Beispiele verdient hatten, kam Mitleid auf, als ob sie nicht zum öffentlichen Wohl sondern der Grausamkeit eines einzelnen zum Opfer fielen. 

Online gestellt von Martin, am 15. 08. 2014 zuletzt geändert.