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Publius Vergilius Maro: Aeneis IV, 160 - 197


160   Interea magno misceri murmure caelum
 incipt, insequitur commixta grandine nimbus.
 Et Tyrii comites passim et Troiana iuventus
 Dardaniusque nepos Veneris diversa per agros
 tecta metu petiere. Ruunt de montibus amnes.
165   Speluncam Dido dux et Troianus eandem
 deveniunt: prima et Tellus et pronuba luno
 dant signum, fulsere ignes et conscius aether
 conubiis, summoque ulularunt vertice nymphae.
 Ille dies primus leti primusque malorum
170   causa fuit. Neque enim specie famave movetur,
 nec iam furtivum Dido meditatur amorem:
 coniugium vocat. Hoc praetexit nomine culpam.
 Extemplo Libyae magnas it Fama per urbes,
 Fama, malum qua non aliud velocius ullum:
175   mobilitate viget virisque adquirit eundo,
 parva metu primo, mox sese attollit in auras
 ingrediturque solo et caput inter nubila condit.
 illam Terra parens ira inritata deorum
 extremam, ut perhibent, Coeo Enceladoque sororem
180   progenuit pedibus celerem et pernicibus alis,
 monstrum horrendum, ingens, cui quot sunt corpore plumae,
 tot vigiles oculi subter (mirabile dictu),
 tot linguae, totidem ora sonant, tot subrigit auris.
 nocte volat caeli medio terraeque per umbram
185   stridens, nec dulci declinat lumina somno;
 luce sedet custos aut summi culmine tecti
 turribus aut altis, et magnas territat urbes,
 tam ficti pravique tenax quam nuntia veri.
 haec tum multiplici populos sermone replebat
190   gaudens, et pariter facta atque infecta canebat
 venisse Aenean Troiano sanguine cretum,
 cui se pulchra viro dignetur iungere Dido;
 nunc hiemem inter se luxu, quam longa, fovere
 regnorum immemores turpique cupidine captos.
195   haec passim dea foeda virum diffundit in ora.
 Protinus ad regem cursus detorquet Iarban
 incenditque animum dictis atque aggerat iras.

Inzwischen begann der Himmel unter gewaltigem Donnern in Unordnung zu geraten und es folgte Regen vermischt mit Hagel. Sowohl die tyrischen Gefährten ringsum als auch die trojanische Jugend und der dardanische Enkel der Venus (Aeneas), die über die Äcker verstreut waren, suchten aus Furcht Unterstände auf. Von den Bergen schossen die Ströme. In dieselbe Höhle kehrten Dido und der trojanische Führer ein. Als erste gaben Tellus und Juno als Brautführerin ein Zeichen. Die Blitze zuckten, der Himmel war Mitwisser und vom höchsten Wipfel heulten die Nymphen. Jener Tag war vor allem der Grund des Todes und der Probleme. Denn Dido kümmert sich weder um den Anstand noch um den guten Ruf und denkt nicht mehr an eine heimliche Liebe: Sie nennt es Ehe und verhüllt mit dem Namen die Schuld.

Sofort geht das Gerücht durch die großen Städte Libyens, das Gerücht, das schnellste Übel das es gibt: Durch die Beweglichkeit ist es stark und gewinnt Kräfte durch das Gehen. Zuerst klein aus Furcht, bald erhebt es sich in die Lüfte, schreitet am Boden dahin und verbirgt ihr Haupt zwischen den Wolken. Jenes (das Gerücht) gebar ihre Mutter, die Erde, als Letzte aus Zorn auf die Götter, wie man sagt, als Schwester von Coeus und Enkelados, schnell durch seine Füße und mit flinken Flügeln, ein Furcht erregendes Ungeheuer, riesig, das am Körper Federn trägt, und so viele wachsame Augen darunter (erstaunlich zu sagen), so viele Zungen und ebenso viele Stimmen sprechen, so viele Ohren richtet es auf. Nächtens fliegt es mitten am Himmel, zischend durch den Schatten der Erde und schließt nicht die Augen zum süßen Schlaf. Tagsüber sitzt es als Wächter entweder auf dem Giebel des höchsten Daches oder auf hohen Türmen und versetzt große Städte in Angst, eine Botin, die ebenso an Wahrem festhält wie an Erfundenem und Verkehrtem.

Sie erfüllte damals voll Freude das Volk mit vielfachem Gerede und verkündete in gleicher Weise Geschehenes und Ungeschehenes: Dass Aeneas gekommen sei aus trojanischer Abstammung, mit dem zu vereinigen die schöne Dido sich für würdig halte. Nun verbrächten sie gemeinsam angenehm im Luxus den Winter, wie lange er auch sei, dächten nicht an ihre Herrscherpflichten und seien gefangen von schändlicher Begierde. Diese Dinge verbreitete die scheußliche Göttin in den Mündern der Männer. Sofort lenkte sie den Lauf zu König Jarba, entflammt seinen Mut mit Worten und steigert seinen Zorn.

 

Online gestellt von Martin, am 15. 08. 2014 zuletzt geändert.