Akzent von ῥινόκερως

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Akzent von ῥινόκερως

Beitragvon Hippasos » Fr 6. Jan 2023, 21:28

Im Hellas-Lehrbuch bin ich in Lektion V5 auf das Wort ῥινόκερως (seltsamerweise mit Bindestrich) gestoßen, dass den Akzentregeln zu wiedersprechen scheint. Eine Internetsuche bestätigt aber die Akzentsetzung; es handelt sich also offenbar nicht um einen Fehler. Kann jemand eine Erklärung für dieses Phänomen anbieten?
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Re: Akzent von ῥινόκερως

Beitragvon Sapientius » Sa 7. Jan 2023, 10:28

ῥινό-κερως


Das sind eigentlich zwei Wörter, ῥινό- musst du als Genitiv ῥινός lesen; bei uns ist die lateinische Betonung eingebürgert, aber sie unterscheidet sich von der griechischen, wie bei Sokrates, Aristoteles, Euripides, Herakles usw.
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Re: Akzent von ῥινόκερως

Beitragvon Medicus domesticus » Sa 7. Jan 2023, 10:30

Es gibt auch Ausnahmen von der Regel, dass bei einer naturlangen Endsilbe der Akzent nur auf der vorletzten Silbe sein kann:
Im Attisch / Ionischen Dialekt hat das ω keinen Einfluß auf die Stellung des Akzents. Proparoxytona sind auch δύσερως , φιλόγελως , δίκερως ,ὑψίκερως , χρυσόκερως , εὔκερως ..
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Re: Akzent von ῥινόκερως

Beitragvon Sapientius » Sa 7. Jan 2023, 20:07

Die Unregelmäßigkeit fängt schon beim normalen Paradigma von polis an: Genitiv πόλεως.
Aber eigentlich ist es keine Ausnahme, denn es liegt eine Art "Quantitätendreher" vor, "metathesis quantitaum", Epsilon-Omega ist entstanden aus Eta-Omikron, was sich nicht auf den Akzent ausgewirkt hat.

Die angeführten Beispiele haben auch alle die Vokalfolge Epsilon-Omega, so dass man von einer Pseudo-Analogie sprechen kann, möchte ich meinen.

Zum Begriff Ausnahme: Ausnahmen kommen nur bei Regeln vor, die aus Beispielsammlungen ("Belegen") gebildet sind; deskriptive, statistische, empirische Regeln nennt man sie auch; keine Ausnahmen gibt es dagegen bei "normativen" Regeln.
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