dynamischer Infinitiv

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dynamischer Infinitiv

Beitragvon Parmenides » Do 11. Sep 2003, 20:27

Hi,
ich bin's mal wieder!

Hier also eine meiner Anfänger-Fragen:

Sind folgende Sätze so zu übersetzen?
[unicode]Χρὴ τὸν φίλον σῷζειν.
Χρὴ τὸν φίλον σῷζεσθαι.
[/unicode]

Man muss den Freund retten.
Es ist nötig, dass der Freund gerettet wird.

Oder kann der Akkusativ im ersten Satz auch Subjektsakkusativ sein?
Also: Es ist nötig, dass der Freund rettet.

Woran erkennt man dies also?
Danke!
Parmenides
 

Beitragvon Juergen » Fr 12. Sep 2003, 09:53

[unicode]Χρὴ τὸν φίλον σῷζειν
Ich würde es hier "wörtlich" machen: Es ist nötig, den Freund zu retten.

Χρὴ τὸν φίλον σῷζεσθαι
Leider haben wir im Deutschen ja keinen richtigen passivischen Infinitiv;
etwas holperig wäre es wohl so zu verstehen: Es ist nötig, (für) den Freund gerettert zu werden.
[/unicode]
Juergen
 

Beitragvon Parmenides » Fr 12. Sep 2003, 13:02

Also:

[unicode]Χρὴ τὸν φίλον σῷζειν.[/unicode]
Es ist nötig, den Freund zu retten. (Objekt)
[unicode]Χρὴ τὸν φίλον σῷζεσθαι.[/unicode]
Es ist für den Freund nötig, gerettet zu werden.
Es ist nötig, dass der Freund gerettet wird.(Subjektsakkusativ)

Diese Übersetzungen entsprechen doch meinen, oder?
Aber die Frage ist ja, woher ich weiß, wann ich den Akkusativ als Objekt, und wann als Subjektsakkusativ nehme. Denn man könnte ja auch im ersten Satz übersetzen:

Es ist für den Freund nötig, zu retten.
Es ist nötig, dass der Freund rettet.
Parmenides
 

Beitragvon Platon » Fr 12. Sep 2003, 13:19

Oder kann der Akkusativ im ersten Satz auch Subjektsakkusativ sein?
Also: Es ist nötig, dass der Freund rettet.

Woran erkennt man dies also?


grundsätzlich ist das möglich, man erkennt es, wie so oft, nur am Zusammenhang, da aber bei "dass der Freund rettet" ein weiteres Objekt fehlt, der Satz also unvollständig bleibt, sollte man zu "man muss den Freund retten" tendieren.
Platon
 

Beitragvon Parmenides » Fr 12. Sep 2003, 20:55

Ok. Danke! :)
Verwirrend ist nur, dass es nicht, wie im Lateinischen, immer ein Subjektsakkusativ gibt, sondern dass dieser, wenn er gleich dem Subjekt des Hauptsatzes wäre, weggelassen werden kann.
Ich hoffe, dass mich dies nicht zu sehr verwirrt hat, sondern dass ich das so richtig verstanden habe! :nixweiss:
Parmenides
 

Beitragvon Clemens » Fr 12. Sep 2003, 21:25

Im Unterschied zum Lateinischen setzt der Grieche den AcI nur dann, wenn sein Subjekt(sakkusativ) von dem Subjekt des übergeordneten Verbs verschieden ist; bei gleichem Subjekt genügt in der Regel der bloße Infinitiv:

[unicode]νομίζω σὲ εἰδέναι[/unicode] lat. puto te scire ich glaube, dass du weißt
[unicode]νομίζω εἰδέναι[/unicode] lat. puto me scire ich glaube, dass ich weiß od. zu wissen.

(Zitiert nach Bornemann Risch § 232)
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Beitragvon Parmenides » Fr 12. Sep 2003, 21:31

Gut, das macht Sinn. :)
Parmenides
 

Beitragvon Parmenides » Sa 13. Sep 2003, 17:48

Noch eine Frage:

[unicode]Ἱππόλυτος λαμβάνεται.[/unicode]
soll abhängig gemacht werden von:
[unicode]Θησεὺς κελεύει[/unicode]

Also:
[unicode]Θησεὺς κελεύει Ἱππόλυτον λαμβάνεσθαι.
Θησεὺς κελεύει Ἱππόλυτον λαμβάνειν.[/unicode]

Theseus befiehlt, dass Hippolytos ergriffen wird.
Theseus befiehlt, den Hippolytos zu ergreifen.

Sind hier beide Lösungen richtig?
Welche ist besser?
Parmenides
 

Beitragvon Juergen » Sa 13. Sep 2003, 18:09

Beides scheint mir richtig.

Was man aber noch überlegen könnte, wäre ob nicht das "Ergreifen" ein nachzeitiger Vorgang ist, der einen Infinitiv Futur erfordert; oder bezieht sich der Zeitaspekt hier nur auf den Zeitpunkt des Befehls ? :? :?

Im Dt. kennen wir ja auch:
Er sagte, daß er viel Geld verdient habe
Er sagte, daß er viel Geld verdiene
Er sagte, daß er viel Geld verdienen werde

Oder ist beim Verb "befehlen" schon automatisch das Zukünftige gemeint? :?
Juergen
 

Beitragvon Platon » Sa 13. Sep 2003, 18:15

Die Verben des Befehlens werden, wenn das Subjekt des Infinitivs nicht feststeht, gewöhnlich mit dem Infinitiv AKTIV konstruiert.

Futur ist nicht nötig, ingressiver Aorist wäre wohl am besten.
Platon
 

Beitragvon Clemens » Sa 13. Sep 2003, 18:23

Diese Anmerkung habe ich auch gelesen, aber irre ich mich, oder ist hier das Subjekt des Infinitivs genannt? :?
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Beitragvon Platon » Sa 13. Sep 2003, 18:39

aber irre ich mich, oder ist hier das Subjekt des Infinitivs genannt?


wo denn?
Platon
 

Beitragvon Clemens » Sa 13. Sep 2003, 18:41

Man sollte lesen können...:huh: - vergiss es :)
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Beitragvon Parmenides » Sa 13. Sep 2003, 20:16

Also Aktiv:
[unicode]Θησεὺς κελεύει Ἱππόλυτον λαμβάνειν.[/unicode]

Das heißt, nur bei eigenem Subjekt im Subjekts/Objektsinfinitiv steht ein AcI.
Wenn keines feststeht oder es mit dem des Hauptsatzes übereinstimmt, steht normale Infinitivkonstruktion (kein AcI).

Andere Zeiten hab' ich eh noch nicht, kann bisher nur Präsens. Also stellt sich für mich eine solche Frage der Zeit gar nicht.

Danke! :)
Parmenides
 


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