epei - vorzeitig/gleichzeitig?

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epei - vorzeitig/gleichzeitig?

Beitragvon Parmenides » Do 5. Feb 2004, 21:34

Hallo!

Folgender Satz irritiert mich:

[unicode]
Ἐπεὶ οἱ Ἀτρέως υἱοὶ τὴν Θυέστου ἀρχὴν ἔλυσαν, Μενέλοας ἐβασίλευσεν.
[/unicode]
Nachdem die Söhne des Atreus die Herrschaft des Thyest beendet hatten, wurde Menelaos König.

Kann also [unicode]ἐπεὶ[/unicode] sowohl vorzeitig als auch gleichzeitige Nebensätze einleiten?
Ist hier nicht (wie im Lateinischen bei cum) an den jeweiligen Zeiten des Haupt- und Nebensatzes das Zeitverhältnis zu erkennen?
Oder dominiert hier nur der Verbalaspekt das Tempus des Prädikats?
Parmenides
 

Re: epei - vorzeitig/gleichzeitig?

Beitragvon Juergen » Do 5. Feb 2004, 22:18

Parmenides hat geschrieben:Kann also [unicode]ἐπεὶ[/unicode] sowohl vorzeitig als auch gleichzeitige Nebensätze einleiten?
Ist hier nicht (wie im Lateinischen bei cum) an den jeweiligen Zeiten des Haupt- und Nebensatzes das Zeitverhältnis zu erkennen?
Oder dominiert hier nur der Verbalaspekt das Tempus des Prädikats?

[unicode]ἐπεὶ[/unicode] bedeutet eigentlich "da ja"

Als Konjunktion der Zeit: als, nachdem, da, seitdem etc. // mit Optativ: so oft als o.ä. // mit Konj.: sobald als o.ä.

Bei Angabe eines Grundes: da, weil, indem, denn etc.
Juergen
 

Beitragvon Parmenides » Do 5. Feb 2004, 22:38

Gut, mich stört nicht so sehr das [unicode]ἐπεὶ[/unicode], als vielmehr die Zeiten:
Wieso ist, obwohl beide Sätze im Aorist stehen, der eine Satz vorzeitig zum anderen übersetzt? Wieso steht der vorzeitige Teilsatz nicht in einem vorzeitigen Tempus?
Parmenides
 

Beitragvon Juergen » Do 5. Feb 2004, 23:58

Der Aorist ist mehr ein Aspekt als ein wirklicher Tempus (wenngleich er natürlich auch ein Tempus der Vergangenheit ist):

Um mich mal selbst zu zitieren:
  • Der Aorist ist im Indikativ im allgemeinen der Tempus der Erzählung. Dabei wird die Handlung mit Blick auf einen Punkt im Ablauf von Ereignissen erfaßt. Dabei drückt der Aorist entweder:
    • der Anfangspunkt einer neu eingetretenen Handlung aus (ingressiver Aorist)
    • den Endpunkt einer einer abgeschlossenen, wenn auch dauernden oder wiederholten Handlung aus (effektiver bzw. komplexiver Aorist)
    • eine allgemein gültigen Tatsache, insbesondere bei Sprichwörtern oder Sentenzen (gnomischer Aorist)
  • Der Imperativ Aorist bezeichnet ein Gebot im Einzelfall (der Imperativ Präsens hingegen ein allgemein gültiges und dauerndes Gebot).
Juergen
 

Beitragvon Albertos » Fr 6. Feb 2004, 00:03

Welch ein Zufall, bei ebenjener Lektion im Hellas-Lehrbuch bin ich auch gerade...
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Beitragvon Clemens » Fr 6. Feb 2004, 01:04

Und welche Lektion ist das jetzt? :)
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Beitragvon Juergen » Fr 6. Feb 2004, 01:46

Clemens hat geschrieben:Und welche Lektion ist das jetzt? :)

Die Lektion mit: [unicode]
Ἐπεὶ οἱ Ἀτρέως υἱοὶ τὴν Θυέστου ἀρχὴν ἔλυσαν, Μενέλοας ἐβασίλευσεν.
[/unicode]
:lol:
Juergen
 

Beitragvon Parmenides » Fr 6. Feb 2004, 13:57

Und welche Lektion ist das jetzt?

Lektion 13, wobei ich eigentlich bei Lektion 46 bin.

Danke, Juergen, jetzt habe ich es verstanden. :)
Eigentlich sollte man verschiedene Bestimmungsstücke für Tempus und Verbalaspekt verwenden, wie auch für Genus, Modus, Person, Numerus. Wieso vermischen die Griechen das in einem, wieso also bestimmt Aorist bald Tempus, bald Verbalaspekt?

Wenn ich jedenfalls mal eine Sprache konstruieren sollte, so würde ich das auftrennen, verschiedene Zeichen/Endungen wählen. :)
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Beitragvon Clemens » Fr 6. Feb 2004, 15:00

@Jürgen

Du solltest Kaberettist werden...Bild

@Parmenides

Wow, dann bist du ja eh schon weit...:)
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Beitragvon ivens » Fr 6. Feb 2004, 15:07

ich will ja nicht prahlen...aber ich bin schon bei 35 8)
Es gibt so viele Möglichkeiten, einen guten Eindruck zu machen.
Warum lasse ich sie alle ungenutzt?
ivens
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Beitragvon Clemens » Fr 6. Feb 2004, 15:14

Wow, nur 11 Lektionen hinter ihm...:D
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Beitragvon ivens » Fr 6. Feb 2004, 15:16

:oops: ...ich bin aber erst im ersten jahr...
Es gibt so viele Möglichkeiten, einen guten Eindruck zu machen.
Warum lasse ich sie alle ungenutzt?
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Beitragvon Albertos » Fr 6. Feb 2004, 15:43

Bis Lektion 46 im Hellas zu kommen ist schon nicht schlecht! Ich finde diese Texte nämlich...naja...etwas langweilig, weshalb ich mich nie dazu zwingen kann, mal so richtig viel zu tun.
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Beitragvon Platon » Fr 6. Feb 2004, 15:55

Wieso ist, obwohl beide Sätze im Aorist stehen, der eine Satz vorzeitig zum anderen übersetzt? Wieso steht der vorzeitige Teilsatz nicht in einem vorzeitigen Tempus?


Es gibt im Griechischen keine strengen Zeitverhältnisse wie im Lateinischen (abgesehen vom Futur, das immer etwas Zukünftiges ausdrückt). Nur der Indikativ drückt eine Zeitstufe, d.h. Gegenwart (Präsens+Perfekt) oder Vergangenheit (Impfkt., Aorist, Plusq.Perf.) aus.

In deinem Satz sagen die beiden Aoriste also nur aus, dass etwas in der Vergangenheit passiert ist, aber nicht in welchem Zusammenhang diese beiden Handlungen stehen. Der gemeine Grieche benötigt keine Zeitverhältnisse, da sich alles aus dem logischen Zusammenhang erschließen lässt, für ihn ist nur der Aspekt, d.h. Vollzug (Aorist), Dauer (Präs.+Impfkt.), oder Ergebnis (Perfekt, Plusquampfkt.) einer Handlung von Interesse.

als ein wirklicher Tempus


@Jürgen o tempi, o mores! :thumbup:
Platon
 

Beitragvon Parmenides » Sa 7. Feb 2004, 15:44

Dank auch an dich. :)
Parmenides
 


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