Spartanische Philosophie

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Beitragvon Niger Papilio » So 27. Jun 2004, 10:50

Apropos Vergewaltigung der deutschen Sprache:

Wie würdet ihr den folgenden Satz übersetzen?

Μακρους δε λογους τινος οργη φερουσιν
"Sie (=Spartaner) tragen lange Wörter von jemanden mit Zorn" scheint mir ein wenig zu wörtlich, wobei mir eine Übersetzung wie "Sie hören es nicht gerne, wenn jemand viele Wörter spricht" zu frei halte.

Finde es schwer diesen Satz so zu übersetzen, dass er beiden Sprachen gerecht wird..
Niger Papilio
 

Beitragvon Clemens » So 27. Jun 2004, 13:49

Hmm, ich würde sagen:

Langatmige Reden ertragen sie zornig.

(Aber warte lieber, bis die Leute auftauchen, die's besser können - allen voran Platon und Parmenides...)
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Clemens
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Beitragvon Platon » So 27. Jun 2004, 16:00

"Sie hören es nicht gerne, wenn jemand viele Wörter spricht"


ist vollkommen in Ordnung, ich würde übersetzen: Sie ertragen es nur widerwillig, wenn jemand große Reden schwingt.
Platon
 

Beitragvon Niger Papilio » Di 29. Jun 2004, 18:40

Und wieder einmal ist eure Hilfe gefragt :)

Φιλοσοφος τις μονον εφη αγαθον ηγεμονα τον σοφον ειναι. Ευδαμιδας δε: "Ο μεν λογος", εφη, "θαυμασιος, ουτος δ' ουποτ' εν τω αγωονος χειμωνι ην."

Ein Philosoph sagte, dass ein Weiser ein guter Feldherr sei. Eudamidas sagte darauf: "Einerseits ist der Sinn wunderbar, andererseits war dieser niemals in der Not des Kampfes."

Eigentlich ergibt das schon Sinn, aber irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, dass ich hier einen Fehler begangen habe :?
Niger Papilio
 

Beitragvon Parmenides » Mi 30. Jun 2004, 18:30

Zwar gab dieser Satz bei mir damals auch keinen Sinn, aber ich würde es folgendermaßen übersetzen:

[unicode]Φιλόσοφός τις μόνον ἔφη ἀγαθὸν ἡγεμόνα τὸν σοφὸν εἶναι. Εὐδαμίδας δὲ: "Ὁ μὲν λόγος", ἔφη, "θαυμάσιος, οὗτος δ' οὔποτ' ἐν τῶ ἀγῶονος χειμῶνι ἦν."[/unicode]

Ein Philosoph sagte, dass nur der Weise ein guter Feldherr sei. Eudamidas sagte darauf: "Der Satz ist zwar wunderbar (i.e. in der Theorie), aber dieser galt niemals in der Not des Kampfes (i.e. in der Praxis, bzw. im Krieg gelten andere Gesetze)."
Parmenides
 

Beitragvon Niger Papilio » Mi 30. Jun 2004, 21:52

Ich frage mich grade, ob mit "dieser" nicht vielleicht der Weise gemeint ist, der ein guter Feldherr sei.

Sprich: "Der Satz ist zwar wunderbar, aber war der Weise niemals in der Not des Kampfes da."

Vielleicht ist es so gemeint, dass die weisen Feldherren noch vor der Not des Kampfes gefallen sind. Denn sie sind nur in Not, weil sie keinen Weisen als Feldherrn haben.. hm

aber ich halte von Deiner Übersetzung mehr, so hatte ich das zuerst auch interpretiert.
Niger Papilio
 

Beitragvon Niger Papilio » Mo 12. Jul 2004, 14:05

Neuer Satz, neues Problem :) :

Ελεξεν: "Ανθροπου ουκ αφρονος εστιν αρετης οργεσθαι."

Übersetzungsvorschlag: Er sprach: "Es ist nicht unvernünftig, dass ein Mensch nach Tugend strebt."

Eigentlich ist der Mensch ja Genitiv und soweit ich weiß, fällt das sigma im Akkusativ nicht weg, deswegen bitte ich um eine Korrektur! :)
Niger Papilio
 

Beitragvon Sacerdos Viae » Mo 12. Jul 2004, 15:50

Die Übersetzung ist richtig, aber achtet der Genauigkeit halber auf die Satzstellung:

Es ist Zeichen eines nicht unvernünftigen Menschen...

Den Litotes sollte man meines ERachtens in der Übersetzung nicht unterschlagen
est igitur nimirum id quod ratione sagaci
quaerimus admixtum viris, quod inane vocamus
Sacerdos Viae
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Beitragvon Niger Papilio » Mo 12. Jul 2004, 17:07

Vielen Dank :D

Aber dennoch eine Frage:

Wie seid ihr darauf gekommen das Wort "Zeichen" zu ergänzen?
Niger Papilio
 

Beitragvon Parmenides » Mo 12. Jul 2004, 17:36

siehe auch Hellas Grammatik: §61, Absatz 2. ;-)
Parmenides
 

Beitragvon Niger Papilio » Mo 12. Jul 2004, 20:05

Apollodorus hat geschrieben:Es ist ein Substantiv wie officium, genus, proprium, munus, usw. zu ergänzen, wenn der Genetivus possessivus als Prädikatsnomen bei esse steht. Dieser Genetiv bezeichnet meist eine Eigenart oder Aufgabe, die auf jemanden zutrifft bzw. jemandem zufällt.
> Stulti est (sc. proprium) formicas edere. - Es ist (Kennzeichen) eines Dummen, Ameisen zu essen.
> Imperatoris (sc. munus) est milites dimittere. - Es ist (Aufgabe) des Feldherrn, die Soldaten zu entlassen.


Danke, mir erscheint es einleuchtend :)
Niger Papilio
 

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