3 Fragen zu Kantharos L6

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3 Fragen zu Kantharos L6

Beitragvon Dioskurides » Mi 26. Jan 2005, 01:28

Hallo,

Ich habe zunächst 2 Fragen zur Artikelverwendung in L 6 vom Kantharos.

1. Frage zum Satz "Egò ´dè súneimi mèn theois, sùneimi dè anthròpois tois agathois.": Warum steht vor "anthròpois" kein Artikel? Die attributive Stellung erfortert doch die Wiederaufnahme und nicht die Verschiebung des Artikels hinter des Bezugswortes. Könnte der Artikel hier vielleicht aus rhetorischen Gründen zu ergänzen sein, und bezieht sich das letztgenannte tois dann vielleicht als Apokoinou auch noch auf Theois (es wäre ja inhaltlich sinnvoll, auch die Götter als determiniert aufzufassen)?

2. Frage: In Zeile 7 stellt sich Aret`ä als "arístä dè philías koinwnós" vor, also als "beste Gefährtin einer Freundschaft"; schöner wäre ja "beste Gefährtin der Freundschaft". Die Grammatik schreibt leider nichts zur Möglichkeit des generellen Fehlens des Artikels bei (determiniert zu verstehenden) Abstrakta. Eine andere Möglichkeit wäre, Philias hier personifiziert aufzufassen; dann ginge die zweite Übersetzung und man könnte dennoch im Griechischen auf den Artikel verzichten. Hat jemand eine andere Idee?

3. Frage: Zu Übung Z: Um was für einen Dativ handelt es sich bei Satz 1: Tois phílois tà agathà [...] koiná estin. In Frage kämen Dativus commodi und possessivus, aber ich finde keinen restlos befriedigend.

Kann mir jemand weiterhelfen? Bin für jeden Vorschlag dankbar!

Beste Grüße
D.
Dioskurides
 

Beitragvon Platon » Mi 26. Jan 2005, 12:06

1. vgl. Kühner-Gerth:
[unicode]Alsdann findet eine dreifache Stellung des Artikels statt: a) ὁ ἀγαθὸς ἀνήρ; -- b) ὁ ἀνὴρ ὁ ἀγαθός; -- c) ἀνὴρ ὁ ἀγαθός. Diese dreifache Stellung des Attributivs nennen wir die attributive, weil in derselben das Attributiv wirklich als Attributiv auftritt. -- Bei der ersten Stellung: ὁ ἀγαθὸς ἀνήρ ruht der Ton auf dem Attributive. Pl. leg. 805, d δεῖ παιδείας κοινωνεῖν τὸ θῆλυ γένος ἡμῖν τῷ τῶν ἀρρένων γένει. Bei der zweiten und dritten Stellung: ὁ ἀνὴρ ὁ ἀγαθός und ἀνὴρ ὁ ἀγαθός hingegen ruht der Ton auf dem Substantive, und zwar wird das Substantiv bei der zweiten Stellung: ὁ ἀνὴρ ὁ ἀγαθός von vorn herein als ein bestimmtes oder schon erwähntes, bei der dritten: ἀνὴρ ὁ ἀγαθός dagegen zunächst als ein unbestimmtes gesetzt und erst durch das hinzutretende Attributiv näher bestimmt, in beiden Fällen aber einem anderen Substantive entgegengestellt.[/unicode]

also: Einerseits verkehre ich mit Göttern, andererseits auch mit Menschen, [aber nur] wenn sie gut sind.

2. Wäre die Freundschaft personifiziert, müsste der Artikel stehen (dann wäre sie wohl aber auch groß geschrieben). Im Griechischen fehlt tatsächlich oft, wie du angedeutet hast, bei abstrakten Begriffen (d.h. Tugenden,Lastern, Fähigkeiten, Wissenschaften und Künsten etc.) im Gegensatz zum Dt. der Artikel.

3. Keins von beiden: ist ein schlichtes Dativobjekt. Das Gute ist gemeinsam WEM? -> den Freunden
Platon
 

Beitragvon Gast » Mi 26. Jan 2005, 18:09

Besten Dank für die schnelle Antwort! Die Grammatik von Kühner-Gerth kannte ich noch gar nicht.
Noch eine Frage zum Dativobjekt: Der Satz war als ein Beispiel für die Bedeutungsbreite des Dativs aufgeführt. Handelt es sich hier wirklich nur um ein Dativobjekt, das nicht aus den Funktionen des Dativs heraus erklärt werden kann? "Gemeinsam sein" ist ja kein Verb wie dìdwmi, sondern setzt sich u.a. aus einai zusammen. Dativus possessivus ließe sich nicht vielleicht auch vertreten?
Gast
 


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