alpha kurz oder lang?

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alpha kurz oder lang?

Beitragvon Laptop » Fr 9. Sep 2011, 02:22

kairete in rete.

Wo bzw. woran sehe ich, ob ein Alpha lang oder kurz? Beispiel ... Ich schlage bei Lewis & Short "Plato" nach, und finde «Plăto or Plăton , ōnis, = Πλάτων.» Der Römer sprach das alpha offenkundig kurz, wie ich an dem breve sehen kann. Beim griech. Wort aber gibt es keinen Hinweis. Woher erhält man die Information?

Und noch eine Nebenfrage: Im Deut. spricht man das "a" in "platon" anscheinend lang, woher kommt das, wenn es weder im Griech. noch im Lat. so ist?
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Re: alpha kurz oder lang?

Beitragvon Laptop » Sa 10. Sep 2011, 16:14

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Re: alpha kurz oder lang?

Beitragvon Pyrrha » Sa 10. Sep 2011, 21:52

Generell gilt: Sofern nicht anders ausgezeichnet, kurz. Es gibt relativ wenig lange alphas/iotas/ypsilons, die keinen Zirkumflex tragen.
Zur Nebenfrage: Wir können halt keine antiken Quantitäten. Ist bei Oviiid und Vergiiil genauso.
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Re: alpha kurz oder lang?

Beitragvon Laptop » Sa 10. Sep 2011, 22:20

Pyrrha hat geschrieben:Generell gilt: Sofern nicht anders ausgezeichnet, kurz. Es gibt relativ wenig lange alphas/iotas/ypsilons, die keinen Zirkumflex tragen. Zur Nebenfrage: Wir können halt keine antiken Quantitäten. Ist bei Oviiid und Vergiiil genauso.

Und es ist schädlich, daß bei Fremdwörtern keine Rücksicht auf die Originalquantität gelegt wird, und sich das etabliert hat. Denn so muß man "dagegenlernen". Ebenso auch Hesíŏdus, Prosérp̆ina und nicht Hesioood und Proserpiiina.
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Re: alpha kurz oder lang?

Beitragvon spiphany » So 11. Sep 2011, 23:33

Einerseits ist es normal, dass Fremdwörter (und Namen) der Aussprache der eigenen Sprache angepasst werden.

Andererseits: ich gebe dir völlig Recht, dass es ärgerlich sein kann. Vor allem da der Aussprache griechischer Namen nicht landesübergreifend gleich ist. In Deutschland hatte ich das Problem, dass ich nie wusste, wie die Namen auf Deutsch auszusprechen waren, da sie in den USA häufig eine andere Betonung, Vokalqualität usw. hatten. "Aristoteles" zum Beispiel. Es sorgte nicht selten für Verständigungsschwierigkeiten.
(Und da sind wir noch nicht bei den jeweiligen Schulaussprachen! Das Diphthong ευ, zum Beispiel...)
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Re: alpha kurz oder lang?

Beitragvon Laptop » Mo 12. Sep 2011, 03:10

Anpassung an die Muttersprache ja (z. B. indem die Endung -us wegfällt), aber nicht jede Fehlerhaftigkeit aus Unwissen oder Nichtwissenwollen ist mit "Anpassung" begründbar.

Hm, soweit ich weiß spricht sich gr. "Aristotḗles", dt.-lt. "Aristṓteles", en. "Aristotle" wie "Aristóttel", in der Tat verwirrend.
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Re: alpha kurz oder lang?

Beitragvon Pyrrha » Mo 12. Sep 2011, 12:48

Aristoteles (Ἀριστοτέλης) hat im griechischen ein betontes Epsilon in der Paenultima, weshalb der Akzent im Lateinischen auf die Antepaenultima rutscht. Generell hat sich die lateinische Betonung (nach lat. Betonungsregeln) durchgesetzt. Letztlich ist der Großteil der "Fehler" eine Folge von Anpassungen von einer Sprache an die nächste - es ist ja nicht so, als hätten wir den Namen Aristoteles direkt aus dem Griechischen übernommen. In jeder Sprachwissenschaft werden Fehler, sofern sie nur genügend oft gemacht werden, zur Regel.
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Re: alpha kurz oder lang?

Beitragvon spiphany » Mo 12. Sep 2011, 13:59

@ Laptop: Ich kenne es im Englischen nur mit der Betonung auf der ersten Silbe: AIRistotel. Das ist weder nach griechischen noch nach lateinischen Betonungsregeln begründbar, passt so aber besser zu der Prosodie des Englischen.
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Re: "woher kommt das?"

Beitragvon Prudentius » Sa 17. Sep 2011, 10:53

Hallo Laptop,

das kommt daher, dass es im D. Regeln für die Quantität von Vokalen gibt: pla- hat eben ein langes a, daher Platon, lo ein langes o, daher Logik.
Im D. wird das kurze a oft durch die Verdopplung des folgenden Konsonanten ausgedrückt, vgl. ha-be und ha-tte, auch platt!

Es ist aber noch komplizierter: im D. ist nicht nur die Quantität des a verschieden, sondern auch die Qualität: das lange a wird offen ausgesprochen, das kurze geschlossen, d.h. mit einer Tendenz zum o. Noch deutlicher ist dieser Unterschied bei langem und kurzem o zu hören.

Zur Betonung von Aristoteles: wir haben die griechische Kultur über die Vermittlung der Lateiner ererbt, daher werden die griechischen Namen nach den lateinischen Regeln betont: so erhält Aristoteles die Betonung auf -to-; hinzu kommt die im D. übliche lange Aussprache von to, wie oben gesagt.

Wir sollten diese Veränderungen nicht als "Fehler" bezeichnen; wir haben, besonders in Deutschland, seit dem 18. Jh. das "historische Bewusstsein"; das besteht darin, dass wir den einzelnen Kulturen eigenes Recht zubilligen; dazu gehören auch die Ausspracheregeln.

Gruß P.
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Re: "woher kommt das?"

Beitragvon Laptop » Sa 17. Sep 2011, 11:23

Prudentius hat geschrieben:das kommt daher, dass es im D. Regeln für die Quantität von Vokalen gibt: pla- hat eben ein langes a

So kann man das nicht ausdrücken, du erwähnst ja selbst "platt". Und auch nicht jeder Vokal der nicht durch Verdopplung des nachfolgenden Konsonanten als kurz gekennzeichnet ist, wird lang gesprochen. Abgesehen von der Kennzeichnung durch eingeschobenes "e", "h", sowie der Konsonantenverdopplung glaube ich nicht, daß es Regeln zur Vokallänge im Dt. gibt.

Prudentius hat geschrieben:Wir sollten diese Veränderungen nicht als "Fehler" bezeichnen; wir haben, besonders in Deutschland, seit dem 18. Jh. das "historische Bewusstsein"; das besteht darin, dass wir den einzelnen Kulturen eigenes Recht zubilligen; dazu gehören auch die Ausspracheregeln.
Das Übernehmen der lt. Aussprache im Dt. würde ich auch nicht als Fehler bezeichnen, wohl aber wenn die dt. Aussprache sich weder ans Lateinische noch ans Griechische anlehnt, wie Vergilius und Ovidius. Hier empfinde ich es ein wenig zu naiv, Sprachnorm mit sprachlich-historischer Richtigkeit gleichzusetzen. Nicht "machen's alle falsch wird's richtig", sondern "machen's alle falsch wird's zur Norm", das ist ein kleiner aber feiner Unterschied.
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Re: "Usus magister optimus"

Beitragvon Prudentius » So 18. Sep 2011, 10:52

Hallo Laptop, :)

"Regeln" ist vielleicht zu viel gesagt, aber einen gewissen usus, Sprachgebrauch gibt es, unausgesprochene Konventionen, an die man sich hält, wenn es auch Gegenbeispiele vereinzelt gibt; ich möchte mal so sagen (ruf mich zurück, wenn ich zu kühn vorpresche!):

"Das Deutsche kennt keine Wörter mit betontem, aber kurzem Vokal",

dieser wird dann verlängert. (Einschränkung: bei unbezeichneter Kürze; denn mit bezeichneter Kürze gibt es die schon: Betten).

Die Liste von Beispielen ist lang, vor allem bei Fremdwörtern: Aristoteles hatten wir schon, die deutsche Toga hat ein langes o, der Chor, Kaiser Nero, Logik, Rhetorik, Atom, Lokus in der niedrigen Sprache, Tacitus mit langem a, Vergil, Ovid, Hesiod, Platon, Termin, solide, stupide, der Staat, politisch.

:) Gruß P.
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Re: alpha kurz oder lang?

Beitragvon Pyrrha » So 18. Sep 2011, 12:26

Ganz kann ich deiner Liste nicht zustimmen, o Prudenti. Politisch ist mindestens zweideutig, und Hesiod mit langem o klingt für meine Ohren ausgesprochen ungewohnt. Viele Einsilbler sind auch kurz. Im Übrigen gibt es Wörter wie Anmut oder handeln, die kurz sind. Änderungsvorschlag zu deiner Regel: Offene betonte Silben sind lang, geschlossene können sowohl lang als auch kurz sein (Schiff/schief). Unbetonte Silben sind immer kurz. Vergil und Ovid könnten dann von der Langform her begründet werden.
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Re: alpha kurz oder lang?

Beitragvon consus » So 18. Sep 2011, 13:26

Οὗτος ὁ ἔλεγχος, ὦ φίλοι μου, ἆρ᾿ οὐκ ἔξω ἐστὶν τῆς Ἑλληνικῆς φιλολογίας;
:roll:
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Re: alpha kurz oder lang?

Beitragvon Laptop » Mo 19. Sep 2011, 00:54

@Prudentius Danke für die Anregungen, einige davon waren mir schon bewußt, andere nicht. Ich denke über diese Aussprache-Diskrepanz zw. Fremdwort und Originalwort wird viel geschwiegen, hat sich überhaupt ein Werk mal mit diesem Thema (resp. den Einzelfällen) befaßt?
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Re: alpha kurz oder lang?

Beitragvon Laptop » Di 1. Mai 2012, 21:12

Nochmal meine ursprüngliche Frage:
The other three, α, ι, υ, are long in some words and short in others, and you need to learn this as part of the pronunciation of the word. In vocabulary listings, these vowels will be marked with a macron (ᾱ, ῑ, ῡ) when they are long;
Welche “vocabulary listings” wären das bzw. in welchen Werken finde ich lange Alphas / Jotas / Ypsilons mit Makrons gekennzeichnet?
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