Thuk. 5.115.4

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Thuk. 5.115.4

Beitragvon Roxane » Mo 13. Okt 2014, 13:01

[5.115.4] εἷλον δὲ καὶ οἱ Μήλιοι τῶν Ἀθηναίων τοῦ περιτειχίσματος τὸ κατὰ τὴν ἀγορὰν προσβαλόντες νυκτός, καὶ ἄνδρας τε ἀπέκτειναν καὶ ἐσενεγκάμενοι σῖτόν τε καὶ ὅσα πλεῖστα ἐδύναντο χρήσιμα ἀναχωρήσαντες ἡσύχαζον ∙

Aber nun (δὲ καὶ) eroberten (εἷλον) die Melier den (Teil) der von den Athenern (Gen. orig.) (errichteten) Ummauerung gegenüber (κατὰ) dem Marktplatz, als sie (diesen) nachts bestürmten (freier: durch eine nächtliche Bestürmung),
sie töteten sogar (καὶ, Steigerung) auch (τε) Soldaten (ἄνδρας), zogen sich aber (καὶ), nachdem sie Weizen und noch dazu möglichst viel (wörtl.: soviel sie konnten) an Brauchbarem (in die Stadt) hineingeführt hatten, zurück und hielten Ruhe:

καὶ οἱ Ἀθηναῖοι ἄμεινον τὴν φυλακὴν τὸ ἔπειτα παρεσκευάζοντο. καὶ τὸ θέρος ἐτελεύτα.

Von da an sorgten die Athener auch (καὶ) für eine bessere Bewachung. Und so endete der Sommer.
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Re: Thuk. 5.115.4

Beitragvon Prudentius » Mi 15. Okt 2014, 08:11

Gut so, ich frisiere nur wie üblich noch :-D .

"Aber nun" ist zu gewichtig am Anfang: "Da eroberten..."

"durch eine nächtliche Bestürmung": durch einen Nachtangriff, in einem...

"töteten sogar (καὶ, Steigerung) auch (τε) Soldaten": töteten Männer (müssen ja nicht Soldaten sein).

"Weizen": Getreide; "Brauchbares": Nützliches, Lebensmittel, Versorgungsgüter, Bedarf o.ä.

"für eine bessere Bewachung": so kann man übersetzen, aber genau genommen ist ἄμεινον nicht auf φυλακὴν bezogen: "sie sorgten besser für die Bewachung".

lgr. P.
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Re: Thuk. 5.115.4

Beitragvon Roxane » Mi 15. Okt 2014, 10:51

Guten Morgen, Prudentius!

Da hast du schon wieder in aller Herrgottsfrühe korrigiert und sogleich könnte ich mich über mich selbst ärgern (was jetzt nicht heißt, dass ich nicht froh wäre, auf Fehler hingewiesen zu werden): "..genau genommen ist ἄμεινον nicht auf φυλακὴν bezogen..": Natürlich nicht. Das ist sogar ein dicker Grammatikfehler. Grrr..

εἷλον δὲ καὶ οἱ Μήλιοι ....., καὶ ἄνδρας τε ἀπέκτειναν...
Leider steht vor dem zweiten καὶ ein Komma, sonst hätte ich das καὶ... καὶ einfach mit "sowohl - als auch" bzw. ".... - und " wiedergegeben und das δὲ unübersetzt gelassen. Du hast - schätze ich mal - das καὶ mit "da" wiedergegeben (Langenscheidt: "und nun") und das δὲ unübersetzt gelassen (das δὲ hat ja, wenn ich das richtig sehe, nur dann die Bedeutung "da, dann", wenn es in einem Nachsatz steht).

"Getreide": Hm.., hat man im Altertum überhaupt eine andere Getreidesorte als Weizen angebaut? Ich meine mich zu erinnern, einmal bei Mommsen gelesen zu haben, dass man damals noch gar keinen Roggen gekannt hat. Und Sizilien, die Kornkammer Roms, dürfte - so wie heute noch - genau genommen eine "Weizenkammer" gewesen sein. Vielleicht haben die Melier aber einfach auch nur irgendwelche "Nahrung" (σῖτος) in die Stadt geholt.

So, jetzt begebe ich mich wieder in die Küche, die Dinkelbrötchen sind schon fertig, nun wird Roggenbrot gebacken. :)

Danke für deine Mühe und einen schönen Tag noch!
Roxane

PS: Habe gerade dies zum Thema gefunden: "Bei den alten Griechen war die Gerste ebenfalls Hauptgetreideart; sie verlor jedoch später durch den Weizen an Bedeutung. Nach der Überlieferung sollen die Götter den Menschen als erste Nahrung die Gerste gegeben haben. In späterer Zeit, nachdem die Griechen den Weizen als Nahrungsmittel mehr schätzten, wurde nach althergebrachter Sitte die Gerste beim Opferkult dennoch weiter verwendet, wie Homer (Odyssee III, 444—450) berichtet: „Der Vater wusch zuerst sich die Hände, und streute die heilige Gerste, flehte dann zu den Athenen, und warf in die Flammen das Stirnhaar. Als sie jetzt gefleht und die heilige Gerste gestreut, trat der mutige Held Thrasymedos näher und haute zu; es zerschnitt die Axt die Sehnen des Nackens, und kraftlos stürzte die Kuh in den Sand." Die Sieger der eleusinischen Kampfspiele erhielten als Preis ein Maß Gerste, und den Kranz der Demeter bildeten Gerstenähren. Wenn im alten Athen Feste gefeiert wurden, steuerte jede Familie ein Maß Gerste bei. Die Gerste wurde von den alten Griechen geröstet, grob geschrotet, mit Wasser zu einem Brei vermengt und nach Zugabe von Olivenöl verzehrt....."

PPS: Deinen Beitrag aus dem Lateinforum von gestern habe ich gelesen und geschmunzelt....
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Re: Thuk. 5.115.4

Beitragvon Prudentius » Fr 17. Okt 2014, 19:49

Hallo Roxane,

"Getreide": Hm.., hat man im Altertum überhaupt eine andere Getreidesorte als Weizen angebaut?",

ich wollte den Weizen nur durch den allgemeineren Begriff Getreide ersetzen; dass es kein Weizen war, behaupte ich ja damit nicht; das kann man generell, man kann "Kohle" statt "Steinkohle" sagen, ohne die Steinkohle auszuschließen.
Vllt. sollte man noch allgemeiner sagen: "Nahrungsmittel".

In diesem Satz ist von einem verhängnisvollen Fehler der Melier die Rede: sie fangen mit dem Töten an, das fällt dann auf sie zurück.

"Deinen Beitrag aus dem Lateinforum von gestern habe ich gelesen und geschmunzelt...", das ist das Komische an einem Forum, es bestehen bei dieser neuartigen menschlichen Kommunikation keine fest überlieferten Konventionen, so dass man nie weiß, wie weit man mit solchen Scherzen gehen kann, man weiß nie, was für eine Reaktion man zu erwarten hat.

lgr. P. :)
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Re: Thuk. 5.115.4

Beitragvon Roxane » Sa 18. Okt 2014, 12:37

Hallo Prudentius!

Gegen "Getreide" ist gar nichts einzuwenden, wie der Beitrag über die Gerste zeigt.

"..verhängnisvollen Fehler der Melier die Rede: sie fangen mit dem Töten an..": Was hätten die Melier auch machen sollen, so eingekesselt wie sie waren und mit hungrigem Magen?

"..wie weit man .. gehen kann, man weiß nie, was für eine Reaktion man zu erwarten hat..": Genau darauf wolltest du im Lateinforum hinweisen, und den Betreffenden hat das vielleicht vor einer Enttäuschung bewahrt. Wir werden es wohl nie erfahren. Ein bisschen geschmunzelt habe ich, weil ich gesehen habe, dass du sogar auf Gebieten, wo man es gar nicht vermutet, ein Experte zu sein scheinst. Hier im Forum kann man ja so viel lernen, nicht nur die alten Sprachen, sondern richtig was fürs Leben...

Schönes WE
Roxane
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