Thuk. 5.116.1

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Thuk. 5.116.1

Beitragvon Roxane » Do 16. Okt 2014, 12:20

[116.1] Τοῦ δ' ἐπιγιγνομένου χειμῶνος Λακεδαιμόνιοι μελλήσαντες ἐς τὴν Ἀργείαν στρατεύειν,
ὡς αὐτοῖς τὰ διαβατήρια [ἱερὰ ἐν τοῖς ὁρίοις] οὐκ ἐγίγνετο,
ἀνεχώρησαν.
καὶ Ἀργεῖοι διὰ τὴν ἐκείνων μέλλησιν τῶν ἐν τῆι πόλει τινὰς ὑποπτεύσαντες
τοὺς μὲν ξυνέλαβον, οἱ δ' αὐτοὺς καὶ διέφυγον.

Im folgenden Winter wollten die Lakedaimonier einen Feldzug in das argivische (Land) unternehmen;
als das (Übergangs-­) opfer (Opfer bei den Grenzen) für sie nicht günstig ausfallen wollte (Impf., kon.), kehrten sie jedoch (konz. Sinnrichtung von μελλήσαντες) zurück.
Weil die Argiver nun (καὶ) wegen der Absicht jener (= der Lakedaimonier) gewisse (τινὰς) der in ihrem Staat (lebenden Bürger) mit Argwohn betrachteten,
nahmen sie einige (/die einen) fest, andere (/die anderen) aber (καὶ) entkamen ihnen.
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Re: Thuk. 5.116.1

Beitragvon Prudentius » So 19. Okt 2014, 10:12

"in das argivische (Land)": Gebiet.

"bei den Grenzen": an der Grenze.

"nicht günstig ausfallen wollte (Impf., kon.)": ausfiel; nicht de conatu: hier wurde ja nichts versucht.

"kehrten sie jedoch (konz. Sinnrichtung von μελλήσαντες) zurück": konz. Sinnrichtung ja, aber nicht wegen μελλήσαντες; dieses ist einfach temporal, vorzeitig; also ungefähr so: sie machten zwar Anstalten,..., kehrten jedoch um, nachdem die Opfer...

"Weil die Argiver nun (καὶ)...": Und die A. verdächtigten nun...

"gewisse (τινὰς) der in ihrem Staat (lebenden Bürger)", einige ihrer Mitbürger; bei "gewisse" können wir im D. schlecht einen Genitiv anhängen.

"aber (καὶ) entkamen ihnen": entkamen ihnen aber auch.

lgr. P. :)
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Re: Thuk. 5.116.1

Beitragvon Roxane » Mo 20. Okt 2014, 10:10

Danke für die Durchsicht, Prudentius, deine Anmerkungen waren mal wieder sehr hilfreich. Eine Überlegung noch zum ersten Satz: Vielleicht könnte man ihn auch wie folgt wiedergeben, zumal ein μέν .. δέ fehlt:

"..., (nur) weil das (Übergangs-­) opfer für sie nicht günstig ausgefallen war, kehrten sie zurück."

So, jetzt kommt der Endspurt...

Beste Grüße!
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Re: Thuk. 5.116.1

Beitragvon Prudentius » Mi 22. Okt 2014, 17:43

(nur) weil das (Übergangs-­) opfer für sie nicht günstig ausgefallen war, kehrten sie zurück."


Lass das "nur" lieber weg; kehrten sie um; machten sie kehrt.

Man liest leicht darüber hinweg, aber das ist hier sehr interessant: man sieht, wie damals Religion funktionierte: wir würden erwarten, dass Zweifel an der Verbindlichkeit des Götterurteils laut würden, aber nichts dergleichen: sie ziehen einfach ab. Man fürchtete, durch Missachtung des Götterwillens den Götterzorn auf sich zu ziehen; religio von religere, das Gegenteil von neglegere missachten, hier: den Götterwillen.
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Re: Thuk. 5.116.1

Beitragvon Roxane » Do 23. Okt 2014, 11:23

"wir würden erwarten, dass Zweifel an der Verbindlichkeit des Götterurteils laut würden": Du sagst es, Prudentius! Danke für den Hinweis. Das "nur" gehört absolut nicht in den Satz. Grenzopfer waren für die Griechen kein Hokuspokus:

"Die Bedeutung der Religion in Sparta lässt sich durch zahlreiche Opfer an die Götter nachvollziehen. Vor dem Kriegszug opferte der König dem Zeus. Wenn diese Opfer günstig ausfielen, marschierte das Heer mit dem Altarfeuer bis an die Landesgrenze. Dort opferte der König erneut dem Zeus und Athena. Erst wenn das Opfer positiv ausfiel, überschritt das Heer die Grenze.
Das Altarfeuer, sowie die Opfertiere wurden mitgenommen und die Opfer setzten sich während des Feldzuges fort wie durch Herodots Schilderung der Schlacht von Plataiai belegt wird. Den Überlieferungen nach wurden solche Grenzopfer fast nur bei den Spartiaten durchgeführt, was bedeutet, dass die Religion mit der Politik eng verbunden war. Der Ausgang der Opfer, d. h. die Antwort der Götter wurde ernst genommen."
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