Apologie des Sokrates, Kap. 3 (und Rest 2)

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Apologie des Sokrates, Kap. 3 (und Rest 2)

Beitragvon Glis » Do 18. Dez 2014, 23:28

Hallo ihr alle,
hier mein Übersetzungsversuch. Der Abschnitt hat wieder so einige kitzlige Stellen. Vielleicht kannst du, Roxane, mit deiner Findigkeit für Klarheit sorgen (sehr schön, wie du neulich den seltenen Potentialis der Vergangenheit erklären konntest!). Prudentius und andere helfen bestimmt gerne, wenn wir beide nicht weiterwissen.

2.
(...)
Nun gut; es ist also nötig, sich zu verteidigen, Männer Athens, und sich daranzumachen, euch von der Verleumdung zu befreien, die während so langer Zeit auf euch lastete, und das in so kurzer Zeit. Ich könnte nun wünschen, dass dies sich so entwickelt, wenn es auf irgendeine Weise besser für euch und für mich wäre und es mich etwas mehr befähigen würde, mich zu verteidigen; ich glaube aber, dass dies beschwerlich ist, und ich weiß sehr wohl, weshalb. Gleichwohl soll dies einerseits vor sich gehen, wie es dem Gott lieb ist, andererseits muss man dem Gesetz gehorchen und sich vor ihm verteidigen.

3.
Führen wir uns nun von Anfang an vor Augen, welches die Anklage ist, aus welcher die Verleumdung gegen mich entstanden ist, der Meletos nun also geglaubt und so diese Klageschrift gegen mich eingebracht hat. Weiter: Was haben also die Verleumder gesagt, die ihre Schmähungen vorgebracht haben? Es ist notwendig, ihre Klageschrift wie jemand vorzulesen, der die Anklage vorbringt: "Sokrates tut Unrecht und auch Überflüssiges, indem er die Erscheinungen unter der Erde sowie die himmlischen untersucht, die schwächere Rede besser macht und anderen ebendiese Dinge beibringt." Was ist das für eine Anklage: und zwar könnt ihr und auch sie in der Komödie des Aristophanes sehen, dass ein gewisser Sokrates sich dort herumtreibt, sagt, dass er in den Wolken wandele, und auch vieles andere überflüssige Zeug schwätzt, von dem er (wörtl.: ich) rein gar nichts, also weder viel noch wenig versteht. Und nicht in beleidigender Absicht erwähne ich die entsprechende Lehre, falls irgendeiner der Betreffenden ein Sophist ist – nicht etwa ich werde von Meletos in so vielen Prozessen angeklagt (Ironie?) –, sondern ich habe mit ihnen, Männer Athens, überhaupt nichts zu tun. Als eure Zeugen wiederum rufe ich das Volk auf, und ich bitte euch darum, dass alle von euch, die mich jemals öffentlich reden gehört haben – viele von euch haben das nämlich –, einander darüber aufklären und miteinander sprechen; sprecht also miteinander darüber, wenn irgendeiner von euch mir jemals für kurze oder lange Zeit dabei zugehört hat, wie ich über solche Dinge öffentlich rede, und infolge dessen sollt ihr euch klar machen, dass es solche und andere mich betreffende Dinge sind, über die das Volk redet.
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Re: Apologie des Sokrates, Kap. 3 (und Rest 2)

Beitragvon Roxane » Fr 19. Dez 2014, 14:40

Hallo Glis,

das war gar kein einfaches Kapitel, stimmt`s? Besonders an 19c habe ziemlich lange gesessen und musste, wie du siehst, Etliches bei Kühner, Pape und in unserer bewährten Grammatik nachschlagen.
Für unsere wie immer sehr willkommenen Experten füge ich noch den gr. Text hinzu.


βουλοίμην μὲν οὖν ἂν τοῦτο οὕτως γενέσθαι .. καὶ πλέον τί με ποιῆσαι ἀπολογούμενον: Ich könnte nun zwar wünschen, dass dieses so kommt,..... und dass ich noch mehr bei meiner Verteidigung erreiche

οἷόν ἐστιν: .., wie es sich verhält (= wie es um mich steht)

ᾗ (Beschuldigung) δὴ καὶ πιστεύων Μέλητός με ἐγράψατο τὴν γραφὴν ταύτην:(sinngemäß wie bei dir) aufgrund welcher (Beschuldigung) Meletos – der offenbar ebenfalls überzeugt ist - diese Anklageschrift gegen mich eingereicht hat

τί δὴ λέγοντες διέβαλλον* οἱ διαβάλλοντες: Mit welchen Behauptungen (wörtl.: dadurch, dass sie was nun sagten) haben nun meine Verleumder mich beschuldigt?
*διαβάλλω: Pape, mit Worten durchziehen, verläumden, beschuldigen, verhaßt machen;

ὥσπερ οὖν κατηγόρων τὴν ἀντωμοσίαν δεῖ ἀναγνῶναι αὐτῶν: Wie (wenn) ich nun die Anklage (-schrift) anerkennen/ lesen muss, als ob* sie (αὐτῶν = die Verleumder) Ankläger wären
*§ 82,5 .. ὡς kennzeichnet (2.) einen vorgestellten Vergleich

τὸν ἥττω λόγον κρείττω ποιῶν (+ dopp. Akk, machen zu): indem er die Erscheinungen unter der Erde und am Himmel untersucht und das schwächere Wort/ Argument zum stärkeren macht.

τοιαύτη τίς ἐστιν: Eine so beschaffene ist sie (τὴν ἀντωμοσίαν, die Anklageschrift)
siehe Langensch. S. 843, 3.7 τίς, unbest. Art.: Wenn mehrere Enklitika hintereinander stehen,..

ταῦτα γὰρ ἑωρᾶτε καὶ αὐτοὶ: Dieses saht ihr nämlich schon (καὶ) selbst

φάσκοντά: (Part.) der behauptet

καὶ οὐχ ὡς ἀτιμάζων λέγω τὴν τοιαύτην ἐπιστήμην: Und nun (καὶ) rede ich nicht wie einer, der eine solche Kenntnis geringschätzt
vgl. Kühner: „ἐρέω ὡς εὖ ἐπιστάμενος, .. als ein Mann, der es genau weiss) einer, der eine solche Kenntnis geringschätzt

εἴ τις περὶ τῶν τοιούτων σοφός ἐστιν: wenn einer in solchen Dingen (περὶ + Gen.) klug/ ein Sophist ist

μή πως ἐγὼ ὑπὸ Μελήτου τοσαύτας δίκας φεύγοιμι* (Opt.): nicht etwa (πως) ich dürfte von Meletos insoweit vor Gericht* belangt werden
*φεύγειν δίκην, vor Gericht belangt werden; τινός, wegen einer Sache, ἀσεβείας φεύγοντα ὑπὸ Μελίτου Apol. 35 d (Pape)


Jetzt noch 19d:
Und als Zeugen stelle* ich noch einmal die Vielen** von euch, und ich bitte (euch), dass ihr euch einander in Kenntnis setzt und Bericht erstattet, die ihr mich jemals sprechen gehört habt – denn (δὲ) viele von euch gibt es, die** das (wörtl.: solche) sind – berichtet euch also gegenseitig, ob jemals einer von euch mich kurz oder ausführlich (wörtl.: wenig oder viel) über solche Dinge reden gehört hat, und dadurch könnt ihr euch überzeugen: Solches und anderes gibt, was die Leute über mich sagen.
*μάρτυρας παρέχομαι: Zeugen stellen (LS)
**(τοσοῦτοι,) ὅσοι, vgl. (tanti,) quanti: "soviele, wie" = "alle, die", hier: τοὺς πολλοὺς .. ὅσοι = “die Vielen, die"

Gute Nacht, jetzt ist es schon spät!

εἶεν· ἀπολογητέον δή, ὦ ἄνδρες Ἀθηναῖοι, καὶ ἐπιχειρητέον [19a] ὑμῶν ἐξελέσθαι τὴν διαβολὴν ἣν ὑμεῖς ἐν πολλῷ χρόνῳ ἔσχετε ταύτην ἐν οὕτως ὀλίγῳ χρόνῳ. βουλοίμην μὲν οὖν ἂν τοῦτο οὕτως γενέσθαι, εἴ τι ἄμεινον καὶ ὑμῖν καὶ ἐμοί, καὶ πλέον τί με ποιῆσαι ἀπολογούμενον· οἶμαι δὲ αὐτὸ χαλεπὸν εἶναι, καὶ οὐ πάνυ με λανθάνει οἷόν ἐστιν. ὅμως τοῦτο μὲν ἴτω ὅπῃ τῷ θεῷ φίλον, τῷ δὲ νόμῳ πειστέον καὶ ἀπολογητέον.
(3) ἀναλάβωμεν οὖν ἐξ ἀρχῆς τίς ἡ κατηγορία ἐστὶν ἐξ ἧς [19b] ἡ ἐμὴ διαβολὴ γέγονεν, ᾗ δὴ καὶ πιστεύων Μέλητός με ἐγράψατο τὴν γραφὴν ταύτην. εἶεν· τί δὴ λέγοντες διέβαλλον οἱ διαβάλλοντες; ὥσπερ οὖν κατηγόρων τὴν ἀντωμοσίαν δεῖ ἀναγνῶναι αὐτῶν· “Σωκράτης ἀδικεῖ καὶ περιεργάζεται ζητῶν τά τε ὑπὸ γῆς καὶ οὐράνια καὶ τὸν ἥττω λόγον κρείττω [19c] ποιῶν καὶ ἄλλους ταὐτὰ ταῦτα διδάσκων”. τοιαύτη τίς ἐστιν· ταῦτα γὰρ ἑωρᾶτε καὶ αὐτοὶ ἐν τῇ Ἀριστοφάνους κωμῳδίᾳ, Σωκράτη τινὰ ἐκεῖ περιφερόμενον, φάσκοντά τε ἀεροβατεῖν καὶ ἄλλην πολλὴν φλυαρίαν φλυαροῦντα, ὧν ἐγὼ οὐδὲν οὔτε μέγα οὔτε μικρὸν πέρι ἐπαΐω. καὶ οὐχ ὡς ἀτιμάζων λέγω τὴν τοιαύτην ἐπιστήμην, εἴ τις περὶ τῶν τοιούτων σοφός ἐστιν--μή πως ἐγὼ ὑπὸ Μελήτου τοσαύτας δίκας φεύγοιμι-- ἀλλὰ γὰρ ἐμοὶ τούτων, ὦ ἄνδρες Ἀθηναῖοι, οὐδὲν μέτεστιν. [19d] μάρτυρας δὲ αὖ ὑμῶν τοὺς πολλοὺς παρέχομαι, καὶ ἀξιῶ ὑμᾶς ἀλλήλους διδάσκειν τε καὶ φράζειν, ὅσοι ἐμοῦ πώποτε ἀκηκόατε διαλεγομένου--πολλοὶ δὲ ὑμῶν οἱ τοιοῦτοί εἰσιν-- φράζετε οὖν ἀλλήλοις εἰ πώποτε ἢ μικρὸν ἢ μέγα ἤκουσέ τις ὑμῶν ἐμοῦ περὶ τῶν τοιούτων διαλεγομένου, καὶ ἐκ τούτου γνώσεσθε ὅτι τοιαῦτ᾽ ἐστὶ καὶ τἆλλα (ἄλλος) περὶ ἐμοῦ ἃ οἱ πολλοὶ λέγουσιν.
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Re: Apologie des Sokrates, Kap. 3 (und Rest 2)

Beitragvon Prudentius » Mo 22. Dez 2014, 21:33

Meletos – der offenbar ebenfalls überzeugt ist -


19b1, das gefällt mir nicht besonders; ich baue lieber etwas um: "dieser glaubte auch Meletos, als er die Anklageschrift gegen mich verfasste".

"Eine so beschaffene ist sie ", 19c1, sag es einfacher: "So lautet sie", so ist sie ungefähr beschaffen.

"τὸν ἥττω λόγον κρείττω ποιῶν", 19b5: wieder für den Zwischenzeilenleser: das ist eine vielzitierte programmatische Formel der Sophisten, sehr umstritten, es wurde viel Für und Wider vorgebracht.

lgr. P.
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Re: Apologie des Sokrates, Kap. 3 (und Rest 2)

Beitragvon Glis » Di 23. Dez 2014, 00:46

Hallo Roxane und Prudentius,

danke für eure Anmerkungen. Roxane, das war sehr hilfreich, denn einige Abschnitte waren in der Tat knifflig. (Das Paradigma von ὁράω muss ich mir dringend noch mal anschauen.)

Eine Frage zum Satz ὥσπερ οὖν κατηγόρων τὴν ἀντωμοσίαν δεῖ ἀναγνῶναι αὐτῶν:
Du hast das κατηγόρων auf αὐτῶν βezogen, nicht wie ich auf Sokrates als Subjekt des Satzes. Müsste bei deiner Interpretation κατηγόρων statt im Nom. Sing. nicht im Nom. Plur., vielleicht gar im Gen. Plur. stehen?

Mit Kapitel 4 bin ich durch, werde in Kürze einige schwierige Sätze einstellen. Freue mich dann über berichtigendes Feedback.

Viele Grüße!
Gl.
Zuletzt geändert von Glis am Di 23. Dez 2014, 23:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Apologie des Sokrates, Kap. 3 (und Rest 2)

Beitragvon Roxane » Di 23. Dez 2014, 12:04

Hallo Prudentius, hallo Glis!

@Prudentius: Erst einmal schönen Dank für die Durchsicht! Dass du "so beschaffen" monierst, ist natürlich berechtigt, das klingt anfängerhaft. Genauso störend ist, wenn ich mal ein Kapitel vorausschaue, auch "in dieser solcher Tugend" für τῆς τοιαύτης ἀρετῆς sowie "diesen fragte ich nun" für τοῦτον οὖν ἀνηρόμην. Statt dessen dürfte "In dieser Tugend" und "den fragte ich nun" genügen.

@Glis: Wieso und warum erspare ich dir, nur das: Bei dem ὥσπερ-Satz hatte ich mich gehörig verrannt, hab´s jetzt kapiert, danke dir für den Hinweis!

@euch beide zu [19b] ἡ ἐμὴ διαβολὴ und [24a] ἡ διαβολὴ ἡ ἐμὴ: "Meine Verleumdung" wäre zwar nicht falsch übersetzt, aber missverständlich; man helfe sich also mit "die Verleumdung gegen mich"?

@Glis: Da ich eigentlich dachte, du würdest davon ausgehen, dass ich nun wieder ein Kapitel einstelle, hatte ich die nächsten Sätze schon entsprechend vorbereitet. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich die jetzt poste. Stell aber gerne deine Sätze dazu, das ist vielleicht sogar am einfachsten für uns beide.

Meinen Platon werde ich jetzt wohl eine Weile beiseite legen. Ich wünsche euch schon mal schöne Weihnachten und würde mich freuen, wenn es irgendwann danach in bewährter Weise und alter Frische weiterginge. Zusammen geht es doch viel besser!

Herzlichst!
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Re: Apologie des Sokrates, Kap. 3 (und Rest 2)

Beitragvon Glis » Di 23. Dez 2014, 23:33

Schön, dass du Kap. 4 eingestellt hast. Wenn du jetzt ein wenig pausierst, ist das für mich vielleicht die Gelegenheit zum Aufholen.
Wünsche ebenfalls allen sehr erbauliche Feiertage!
Ciao!
Gl.
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Re: Apologie des Sokrates, Kap. 3 (und Rest 2)

Beitragvon Prudentius » Fr 26. Dez 2014, 16:57

Du hast das κατηγόρων auf αὐτῶν βezogen, nicht wie ich auf Sokrates als Subjekt des Satzes. Müsste bei deiner Interpretation κατηγόρων statt im Nom. Sing. nicht im Nom. Plur., vielleicht gar im Gen. Plur. stehen?


19b3, hallo Glis, κατηγόρων ist doch Gen. Plur. von κατηγoros! o-Deklination.

Eine Bitte: gebt die Stellen immer mit den Stephanus-Nummern an, die Kapiteleinteilung ist nicht allgemein verbreitet, die Stellen sind mühsam zu finden.

Ich wünsche euch schöne weitere Feiertage, ich selber aber freue mich schon wieder auf normale Wochen, :-D

lgr. P. :)
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Re: Apologie des Sokrates, Kap. 3 (und Rest 2)

Beitragvon Glis » Sa 27. Dez 2014, 00:07

Danke für den Hinweis, Prudentius.
Ich hatte mich darauf versteift, dass κατηγόρων unbedingt als Partizip zu κατηγορέω betrachtet werden müsste. Zur 1. Sg. Mask. dieses Partizips ist der Gen. Plur. zum Substantiv κατήγορος ja gleichlautend. Wahrscheinlich ist die Übersetzung, die von κατήγορος ausgeht, sinnvoller.

Viele Grüße!
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Re: Apologie des Sokrates, Kap. 3 (und Rest 2)

Beitragvon Roxane » So 28. Dez 2014, 19:52

Jetzt erst mal Feierpause und ein Nachtrag zu diesem Kapitel:

Dieser ὥσπερ-Satz ist ja im Nachhinein nicht weiter schwierig. Anfangs hatte ich gar nicht gesehen, dass es ("nur") zwei Möglichkeiten gibt, das κατηγόρων zu deuten. Ich hatte ganz was Kompliziertes im Sinn, einen verkürzten Gen. abs. mit fehlendem ὄντων. So etwas könnte wohl höchstens Thukydides einfallen, doch ich sehe, ohne Partizip geht es auch bei ihm nicht (Genitivus absolutus vielfach verkürzt; oft muss ein Substantiv oder Pronomen aus dem Zusammenhang ergänzt werden: εὐθὺς καθισταμένου zu ergänzen: τοῦ πολέμου).
Es gibt also zwei richtige Lösungen:

ὥσπερ οὖν κατηγόρων τὴν ἀντωμοσίαν δεῖ ἀναγνῶναι αὐτῶν
Wie wenn man/ ich nun von Anklägern (Gen. orig.) ihre Anklage (-schrift) lesen muss.
Wie wenn man/ ich nun als Ankläger (Part. Präs.) ihre Anklage (-schrift) lesen muss.

Seht einmal, da habe ich doch tatsächlich gerade in Kap. 24b den Gen. abs. gefunden, der mir vorschwebte :) :
ὥσπερ ἑτέρων τούτων ὄντων κατηγόρων

Seid gegrüßt von
Roxane
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Re: Apologie des Sokrates, Kap. 3 (und Rest 2)

Beitragvon Prudentius » Mi 31. Dez 2014, 19:41

Zur 1. Sg. Mask. dieses Partizips ist der Gen. Plur. zum Substantiv κατήγορος ja gleichlautend.


Nein, das ist er nicht, das Partizip müsste ja einen Zirkumflex auf dem Omega haben, es gehört ja zu den Verba contracta, jetzt ist aber Schluss mit dem fachlichen Ernst, in Indien feiern sie schon Neujahr,

lgr. P. :-D
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Re: Apologie des Sokrates, Kap. 3 (und Rest 2)

Beitragvon Glis » Fr 2. Jan 2015, 16:14

Gut, dass du das aufgeklärt hast, Prudentius. Man sollte Perseus also nicht zu viel Vertrauen schenken, dort ist die zirkumflexlose Version nämlich als Variante des Parts. Präs. Mask. aufgeführt: http://www.perseus.tufts.edu/hopper/mor ... on=19b&i=1

Viele Neujahrsgrüße!
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