Grammatikfragen

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Grammatikfragen

Beitragvon Roxane » Fr 23. Jan 2015, 12:44

Hallo Prudentius!

Ich bin es schon wieder. Mittlerweile bin ich bei Kap. 14 angelangt. Ein paar Fragezeichen sind geblieben - eigentlich sind es Kleinigkeiten - und so hoffe ich nun auf dich...


πολλὴ γὰρ ἄν τις εὐδαιμονία εἴη περὶ τοὺς νέους εἰ εἷς μὲν μόνος αὐτοὺς διαφθείρει, οἱ δ᾽ ἄλλοι [25c] ὠφελοῦσιν.
"Denn groß dürfte für die jungen Männer ein gewisses Glück sein, wenn (wirklich) einer allein sie verdirbt und die anderen (ihnen) nützen."
Der Satz taucht bei Kühner auf, ebenfalls mit Realis-Potentialis-Kombination, man könnte darüber sicher wieder diskutieren. Meine Nachfrage betrifft jedoch das τις, in Verbindung mit einem Substantiv ein unbestimmter Artikel. Mein "ein gewisses Glück" gefällt mir aber nicht. Kühner übersetzt "gross würde das (!) Glück der Jünglinge sein". Darf er das?


(25e): ἐάν τινα μοχθηρὸν ποιήσω τῶν συνόντων, κινδυνεύσω ...
"Wenn ich etwas Verachtenswertes .... Mitmenschen tue, werde ich Gefahr laufen,..."
Welche Art von Genitiv liegt eigentlich bei dem τῶν συνόντων vor?


(26a) εἰ δὲ ἄκων διαφθείρω, τῶν τοιούτων [καὶ ἀκουσίων] ἁμαρτημάτων (Gen. crim.) οὐ δεῦρο νόμος εἰσάγειν ἐστίν, ἀλλὰ ἰδίᾳ (Adv.) λαβόντα διδάσκειν καὶ νουθετεῖν·
Wenn ich (sie) aber unabsichtlich verderbe, gibt es kein Gesetz, (mich) wegen solcher (und noch dazu unabsichtlicher) Vergehen hierher (vor Gericht) zu führen, sondern (es gibt ein Gesetz), (mich) persönlich (beiseite) zu nehmen und zu belehren und zurechtzuweisen.
[= dass man (mich), indem man (mich) persönlich (beiseite) nimmt, belehrt und zurechtzuweist.]
Ob das so richtig ist?
Das Gesetz (ebenso wie das Gesetz zur Aussagepflicht, Nomoi 956e) könnte ich nachlesen, wenn ich es denn fände. Ferber gibt Nomoi 845b-c an, wobei die 4 und die 5 etwas tiefer gestellt sind als die 8. In Buch 8 unter 845 steht aber was anderes. Nicht so wichtig...


ἀλλὰ γάρ, ὦ ἄνδρες Ἀθηναῖοι, τοῦτο (μὲν) ἤδη δῆλον
[26b] οὑγὼ ἔλεγον, ὅτι Μελήτῳ τούτων οὔτε μέγα οὔτε μικρὸν πώποτε ἐμέλησεν.
Aber ja, Männer von Athen, das ist schon offenbar, .οὑγὼ ???..ich gesagt habe, dass..

Falls du mal wieder Zeit für ein paar hilfreiche "Empfehlungen" hättest, Prudentius, sehr gerne....

@Glis: Hoffentlich bist du nicht krank....
Roxane
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Re: Grammatikfragen

Beitragvon Prudentius » Sa 24. Jan 2015, 21:43

"Denn groß dürfte für die jungen Männer ein gewisses Glück sein,


Ich würde lieber sagen: "Denn es wäre ein großes Glück für ..."; ich sehe kein Problem bei Realis-Potentialis-Kombination; "gewisses" weglassen, das Indefinitum ist schon mit "ein" ausgedrückt;
"Darf er das?" Lassen wir ihn - wegen des d. Ausdrucks!

25e): ἐάν τινα μοχθηρὸν ποιήσω τῶν συνόντων, κινδυνεύσω ...
"Wenn ich etwas Verachtenswertes .... Mitmenschen tue, werde ich Gefahr laufen,..."
Welche Art von Genitiv liegt eigentlich bei dem τῶν συνόντων vor?


"τινα μοχθηρὸν" ist maskulin, Akk. s., "wenn ich einen der Anwesenden verderbe", ποιήσω mit doppeltem Akk., machen zu; es ist der partitive Genitiv, regulär bei den Indefinita; auch l. "quis nostrum" wer von uns, nemo vestrum usw.; wenn du das μοχθηρὸν als Neutrum nimmst, bekommst du das τῶν συνόντων nicht in den Satz.

"gibt es kein Gesetz", ich würde nomos hier allgemeiner verstehen: "ist es nicht Brauch", das passt auch besser zum folgenden: beiseitenehmen und belehren.

Das Gesetz (ebenso wie das Gesetz zur Aussagepflicht, Nomoi 956e) könnte ich nachlesen, wenn ich es denn fände. Ferber gibt Nomoi 845b-c an, wobei die 4 und die 5 etwas tiefer gestellt sind als die 8. In Buch 8 unter 845 steht aber was anderes. Nicht so wichtig...


Was dir hier vorschwebt, ist mir nicht klar; aber du sollst auf keinen Fall auf die Suche nach dem angeblichen Gesetz gehen, auch nicht in Plt. Nomoi; vergiss es!

"οὑγὼ ???" - da sind zwei Wörter verschmolzen, das Relativum ho, neutrum, und ego: "was ich gesagt habe; man nennt es im Fachjargon "Krasis", Mischung,

schönes Wochenende,

lgr. P. :)
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Re: Grammatikfragen

Beitragvon Roxane » So 25. Jan 2015, 14:38

"Denn es wäre ein großes Glück für ...": Sehr raffiniert, Prudentius, das übernehme ich so!

„ποιήσω mit doppeltem Akk“: ja klar, kapiert, war ja ganz einfach!

οὑγὼ: Kontraktion bei ungleichen Vokalen, jetzt verstehe ich!

"du sollst auf keinen Fall auf die Suche nach dem angeblichen Gesetz gehen": Nach einer Art Strafprozessordnung dürfte man wohl vergeblich suchen, gute Idee, nomoi mit Brauch zu übersetzen.

Danke Prudentius!
Roxane
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