Thuk. 1.20.1

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Thuk. 1.20.1

Beitragvon Roxane » Sa 7. Mär 2015, 16:04

Hallo Prudentius!

Nun möchte ich dich gerne noch einmal als Thukydides-Experten heranziehen. Vor ein paar Tagen hast du auf das Methodenkapitel verwiesen. Stimmt, der Satz von neulich erinnert sehr an 20.1. Wie würdest du das παρ' ἀλλήλων übersetzen?

[1.20.1] Τὰ μὲν οὖν παλαιὰ τοιαῦτα ηὗρον, χαλεπὰ ὄντα παντὶ ἑξῆς τεκμηρίωι πιστεῦσαι. οἱ γὰρ ἄνθρωποι τὰς ἀκοὰς τῶν προγεγενημένων, καὶ ἢν (=ἐάν) ἐπιχώρια σφίσιν (=αὐτοῖς) ἦι, ὁμοίως ἀβασανίστως παρ' ἀλλήλων* δέχονται.

*παρ-άλληλος, neben einander stehend, liegend, bes. gleichlaufend, von Linien; außer dem acc. plur., der in den älteren Schriftstellern richtiger παρ' ἀλλήλους, παρ' ἄλληλα geschrieben wird, erst bei Sp.; οἰκίαι παράλληλοι τῷ ποταμῷ, Pol. 7, 6, 6; προεβάλλοντο στοὰν παράλληλον τῷ τείχει, 22, 11, 6; auch c. gen., 9, 21, 10; βίον παρ. γράφειν, von Plutarch, Agath. 36 (Plan. 331); – ἐκ παραλλήλου, sich entsprechend, Gramm. – Auch adv., Arist. mund. 7, Schol.

Was nun die Ereignisse der alten Geschichte betrifft, habe ich genau dies festgestellt, (wie) schwierig (es ist), jedem Hinweis ohne Unterschied zu glauben. Denn die Menschen erkennen das Gehörte über das, was früher gewesen ist, auch wenn es sich um etwas in ihrem eigenen Land handelt, gleichermaßen (wie etwas aus fremden Ländern) ohne genaue Prüfung entsprechend ? an.

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Re: Thuk. 1.20.1

Beitragvon Prudentius » Mo 9. Mär 2015, 10:40

"παρ' ἀλλήλων* δέχονται": sie übernehmen es voneinander, d.h. einer übernimmt es vom anderen: das "reziproke Pronomen", einander; daher kommen ja die Parallelen, sie laufen nebeneinander; ἀλλήλων ist eigentlich eine Verdopplung von allos.

οἱ γὰρ ἄνθρωποι τὰς ἀκοὰς τῶν προγεγενημένων, καὶ ἢν (=ἐάν) ἐπιχώρια σφίσιν (=αὐτοῖς) ἦι, ὁμοίως ἀβασανίστως παρ' ἀλλήλων* δέχονται.

"Denn die Menschen übernehmen die mündlichen Nachrichten aus der Vergangenheit unterschiedslos (ὁμοίως ), wie sie der eine gerade vom anderen gehört hat, ohne sie zu prüfen", etwas freier.

lgr. P.
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Re: Thuk. 1.20.1

Beitragvon Roxane » Di 10. Mär 2015, 14:11

So macht es einen Sinn. Danke Prudentius!

Mit "unterschiedslos" dürfte "jede einzelne Nachricht" gemeint sein. Oder vielleicht "genau wie die schriftlichen Nachrichten"? Oder "genau wie aktuelle mündliche Nachrichten" oder "genau wie mündliche Nachrichten aus fremden Ländern?" Das scheint mir alles vertretbar. Was macht man da eigentlich als Lehrer, wenn ein Schüler eine der letzten Varianten abliefert? Aber egal, ich hatte nicht vor, noch weiter bei Th. zu verweilen, Platon wartet...

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