Apol. Kap. 9 (23a-23c)

Für alle Fragen rund um Griechisch in der Schule und im Alltag

Moderatoren: Zythophilus, marcus03, Tiberis, ille ego qui, consus, e-latein: Team

Apol. Kap. 9 (23a-23c)

Beitragvon Roxane » Mo 13. Apr 2015, 15:22

In der Hoffnung, dass sich jemand (Prudentius du ahnst schon, an wen ich denke) opfert und meinen Text durchsieht, stelle ich nun wieder ein Kapitel ein. Ich glaube zwar nicht, dass meine Ü. grottenfalsch ist, aber es schleichen sich ja doch immer wieder Fehler ein, von denen man nichts ahnt...

9. Ergebnis und Folgen der Prüfung: Anschein der Weisheit

ἐκ ταυτησὶ (= ταύτης) δὴ τῆς ἐξετάσεως, ὦ ἄνδρες Ἀθηναῖοι, [23a] πολλαὶ μὲν ἀπέχθειαί μοι γεγόνασι καὶ οἷαι χαλεπώταται καὶ βαρύταται, ὥστε πολλὰς διαβολὰς ἀπ᾽ αὐτῶν γεγονέναι, ὄνομα δὲ τοῦτο λέγεσθαι, σοφὸς εἶναι· οἴονται γάρ με ἑκάστοτε οἱ παρόντες ταῦτα αὐτὸν εἶναι σοφὸν ἃ ἂν ἄλλον ἐξελέγξω (prosp. Konj. mit ἐάν; kompl. Aspekt). τὸ δὲ κινδυνεύει, ὦ ἄνδρες, τῷ ὄντι ὁ θεὸς σοφὸς εἶναι, καὶ ἐν τῷ χρησμῷ τούτῳ τοῦτο λέγειν, ὅτι ἡ ἀνθρωπίνη σοφία ὀλίγου τινὸς ἀξία ἐστὶν καὶ οὐδενός. καὶ φαίνεται τοῦτον λέγειν τὸν Σωκράτη, προσκεχρῆσθαι (+ Dat., Inf. Perf mp von χράω2) δὲ (denn, da) [23b] τῷ ἐμῷ ὀνόματι, ἐμὲ παράδειγμα ποιούμενος (Präs., gleichzeitig zu προσκεχρῆσθαι), ὥσπερ ἂν <εἰ> εἴποι (abhängige Satzfrage) ὅτι “οὗτος ὑμῶν, ὦ ἄνθρωποι, σοφώτατός ἐστιν, ὅστις ὥσπερ Σωκράτης ἔγνωκεν ὅτι οὐδενὸς ἄξιός* ἐστι τῇ ἀληθείᾳ πρὸς σοφίαν”. Ταῦτ᾽ (Adv., deshalb) οὖν ἐγὼ μὲν ἔτι καὶ νῦν περιιὼν ζητῶ** καὶ ἐρευνῶ (ἐρευνάω) κατὰ*** τὸν θεὸν καὶ τῶν ἀστῶν καὶ ξένων ἄν τινα οἴωμαι σοφὸν εἶναι· καὶ ἐπειδάν μοι μὴ δοκῇ, τῷ θεῷ βοηθῶν ἐνδείκνυμαι ὅτι οὐκ ἔστι σοφός. καὶ ὑπὸ ταύτης τῆς ἀσχολίας οὔτε τι τῶν τῆς πόλεως πρᾶξαί μοι σχολὴ γέγονεν ἄξιον λόγου (Nennenswertes) οὔτε τῶν οἰκείων, ἀλλ᾽ ἐν [23c] πενίᾳ μυρίᾳ εἰμὶ διὰ τὴν τοῦ θεοῦ λατρείαν.

*Pape: Dah. die Verbdgn πολλοῠ, πλέονος, πλείστου, ὀλιγου, οὐδενός, παντός, auch τοῦ παντὸς ἄξιος, von Menschen u. Sachen sehr häufig: viel u. s. w., wenig, alles, d. i. sehr werth. Auch ein dat. tritt dazu, πολέος οἱ ἄξιος ἔσται, wird für ihn von hohem Werthe sein,
**ζητέω, suchen, Il. 14, 258; ζητῶν εὑρήσεις Ar. Plut. 104; ἄϑλων ἔκλυσιν ζητεῖ Aesch. Prom. 262; vermissen, Her. 1, 94; vgl. Plut. Galb. 8. Sehr gewöhnlich in att. Prosa, auch auf Geistiges übertragen, καὶ ἐρευνῶ Plat. Apol. 23 b
***siehe 22a

Aus dieser Befragung, Männer von Athen, sind mir nunmehr viele Feindschaften erwachsen, ganz besonders schlimme und gefährliche, so dass viele Verleumdungen infolgedessen entstanden sind, und noch dazu, dass ich dem Ruf nach weise sein soll. Es glauben nämlich die, die immer da sind, dass genau (αὐτὸν) ich weise bin (/freier: genau ich etwas von dem verstehe, worin...) in den Dingen (ταῦτα), in denen (ἃ) ich einen anderen beschämt habe. Darin aber scheint, meine Männer, in der Tat der Gott weise zu sein und mit diesem Orakel dieses hier zu sagen, dass die menschliche Weisheit kaum etwas oder nichts wert ist, und er scheint den da zu meinen, den Sokrates, denn er scheint meinen Namen benutzt zu haben, indem er mich zu einem Beispiel gemacht hat, als ob er sagte: “D(ies)er von euch, ihr Menschen, ist der Weiseste, welcher so wie Sokrates erkannt hat, dass er hinsichtlich seiner Weisheit in Wahrheit nichts wert ist;" Deshalb reise ich nun ja auch jetzt noch herum und untersuche und erforsche im Sinne des Gottes, (immer) wenn ich von einem der Bürger oder Fremden glaube, dass er weise ist. Aber wenn er es mir nicht (zu sein) scheint, beweise ich (ihm), um dem Gott zu helfen, dass er nicht weise ist. Und wegen dieser Beschäftigung habe ich weder Muße gehabt, in irgendeiner Angelegenheit der Stadt noch in meinen privaten Angelegenheiten (= in irgendeiner Sache der Angelegenheiten der Stadt noch der meiner Hausgenossen) Nennenswertes zu verrichten, vielmehr lebe ich dadurch, dass ich dem Gott diene, in unendlicher Armut.
Roxane
Censor
 
Beiträge: 690
Registriert: Fr 4. Jan 2013, 14:27

Re: Apol. Kap. 9 (23a-23c)

Beitragvon Prudentius » Di 14. Apr 2015, 20:50

Ein paar Anmerkungen:

"viele Verleumdungen infolgedessen": viele Verleumdungen daraus

"die, die immer da sind": die jeweils Anwesenden, näml. bei den verschiedenen Straßengesprächen.

"genau (αὐτὸν) ich weise bin (/freier: genau ich etwas von dem verstehe, worin...) in den Dingen (ταῦτα), in denen (ἃ) ich einen anderen beschämt habe": "genau" ist nicht gut, es ist der Gegensatz zu ἄλλον; ich selber - einen anderen; " beschämt habe": widerlegt habe; lass die "Dinge" weg: darin - worin!

"ἃ ἂν ἄλλον ἐξελέγξω (prosp. Konj. mit ἐάν; kompl. Aspekt)": nicht ἐάν, sondern nur ἂν: iterativer Relativsatz.

"dieses hier": "hier" weg!

"kaum etwas oder nichts wert ist": so gut wie gar nichts wert ist.

"er scheint den da zu meinen, den Sokrates": er scheint diesen S. zu meinen.

"ὥσπερ ἂν <εἰ> εἴποι (abhängige Satzfrage)": ist das eine Satzfrage? Ich würde sagen, potentialer Konditionalsatz.

"reise ich nun ja auch jetzt noch herum": das ist übertrieben, er bleibt ja im Stadtgebiet.

lgr. P. :)
Prudentius
Senator
 
Beiträge: 3577
Registriert: Di 24. Mai 2011, 17:01

Re: Apol. Kap. 9 (23a-23c)

Beitragvon Roxane » Mi 15. Apr 2015, 19:59

Vielen Dank, Prudentius, dür die schnelle und wieder sehr gründliche Durchsicht! Ich möchte den Text ja wieder gerne auf mein e-book übertragen und ihn noch einmal wiederholen. Da ist es schön zu wissen, dass die Ü. jetzt richtig ist. Besonders hilfreich waren deine Hinweise auf den iterativen Relativsatz und den Potentialis, da habe ich völlig falsch gelegen. Da merkt man mal wieder, dass ich nur eine Hobbygriechin bin, die ihre Hausaufgaben nicht immer macht...

Einen schönen Abend noch!
Roxane
Roxane
Censor
 
Beiträge: 690
Registriert: Fr 4. Jan 2013, 14:27


Zurück zu Griechischforum



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste