Apol. Kap. 12 (24d - 25c)

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Apol. Kap. 12 (24d - 25c)

Beitragvon Roxane » Do 7. Mai 2015, 11:59

12. Erweis der Inkompetenz des Meletos


καί μοι δεῦρο, ὦ Μέλητε, εἰπέ· ἄλλο τι ἢ* [24d] περὶ πλείστου ποιῇ ὅπως ὡς βέλτιστοι οἱ νεώτεροι ἔσονται;
Ἔγωγε.
ἴθι δή νυν εἰπὲ τούτοις, τίς αὐτοὺς βελτίους ποιεῖ; δῆλον γὰρ ὅτι οἶσθα, μέλον γέ σοι. τὸν μὲν γὰρ διαφθείροντα ἐξευρών, ὡς φῄς, ἐμέ, εἰσάγεις τουτοισὶ (ionisch, § 117.4) καὶ κατηγορεῖς· τὸν δὲ δὴ βελτίους ποιοῦντα ἴθι εἰπὲ καὶ μήνυσον αὐτοῖς τίς ἐστιν. --ὁρᾷς, ὦ Μέλητε, ὅτι σιγᾷς καὶ οὐκ ἔχεις εἰπεῖν; καίτοι οὐκ αἰσχρόν σοι δοκεῖ εἶναι καὶ ἱκανὸν τεκμήριον οὗ δὴ ἐγὼ λέγω, ὅτι σοι οὐδὲν μεμέληκεν; ἀλλ᾽ εἰπέ, ὠγαθέ, τίς αὐτοὺς ἀμείνους ποιεῖ;
οἱ νόμοι.

*Pape: "wenn kein Frageglied vorausgegangen ist, eine Frage mit ἤ hinzugefügt, um durch eine das Gegentheil ausdrückende Frage die Richtigkeit des Gesagten auszudrücken, od., in Beziehung auf eine andere Frage, das, was am wahrscheinlichsten darauf geantwortet werden kann, hinzuzusetzen, ist es nicht etwa so, oder, wie das lat. an,.."

Und nun los, Meletos, sprich: So ist es doch, nichts anderes hältst du für wichtiger als dass die Jünglinge so gut wie möglich (sein) werden?
Ich schon!
Auf (ἴθι δή), sag ihnen nun, wer macht sie besser? Gewiss weißt du (es), ja, wenn du dich doch (darum) kümmerst: Den, der (sie) verdirbt, hast du zwar freilich* ausfindig gemacht, (nämlich) mich, wie du behauptest, und führst (mich) diesen (Richtern) vor und klagst (mich) an: Den aber, der sie wirklich (δὴ) besser macht, nenn (den) endlich (ἴθι, wörtl.: los) und verrate ihnen, wer es ist. – Merkst du, Meletos, dass du schweigst und nicht imstande bist zu reden? Nun aber (καίτοι) meinst du, das ( = dein Schweigen) sei nicht schändlich und kein hinreichender Beweis für das, was ich gerade sage, dass du dich nicht (darum) gekümmert hast? Aber sag, mein Guter, wer macht sie besser?
Die Gesetze.

*(γὰρ, hier versuche ich es mal mit Bayrisch)


[24e] ἀλλ᾽ οὐ τοῦτο ἐρωτῶ, ὦ βέλτιστε, ἀλλὰ τίς ἄνθρωπος, ὅστις πρῶτον καὶ αὐτὸ τοῦτο οἶδε, τοὺς νόμους;
οὗτοι, ὦ Σώκρατες, οἱ δικασταί.
πῶς λέγεις, ὦ Μέλητε; οἵδε τοὺς νέους παιδεύειν οἷοί τέ εἰσι καὶ βελτίους ποιοῦσιν;
μάλιστα.
πότερον ἅπαντες, ἢ οἱ μὲν αὐτῶν, οἱ δ᾽ οὔ;
ἅπαντες.
εὖ γε νὴ τὴν Ἥραν λέγεις καὶ πολλὴν ἀφθονίαν τῶν ὠφελούντων. Τί δὲ δή; οἱ δὲ ἀκροαταὶ βελτίους ποιοῦσιν

Doch nicht das (ist es, wonach) ich frage, mein Bester, sondern welchen Menschen (gibt es), der sich vor allem auch gerade darauf versteht: auf die Gesetze?
Die da, Sokrates, die Richter.
Wie meinst du (das), Meletos? Sind die da imstande, die jungen Männer zu erziehen und besser zu machen?
Ja, gewiss.
Alle oder (nur) die einen von ihnen (und) die anderen nicht?
Alle.
Recht so sprichst du, wahrlich, bei der Hera, und eine große Menge (von Leuten), die nützlich sind, (nennst du). Aber inwiefern (sind sie) denn (nützlich)? Und machen die Zuhörer (sie) besser


[25a] ἢ οὔ;
καὶ οὗτοι.
τί δέ, οἱ βουλευταί;
καὶ οἱ βουλευταί.
ἀλλ᾽ ἄρα, ὦ Μέλητε, μὴ οἱ ἐν τῇ ἐκκλησίᾳ, οἱ ἐκκλησιασταί, διαφθείρουσι τοὺς νεωτέρους; ἢ κἀκεῖνοι (Krasis) βελτίους ποιοῦσιν ἅπαντες;
κἀκεῖνοι.
πάντες ἄρα, ὡς ἔοικεν, Ἀθηναῖοι καλοὺς κἀγαθοὺς (Krasis) ποιοῦσι πλὴν ἐμοῦ, ἐγὼ δὲ μόνος διαφθείρω. οὕτω λέγεις;
πάνυ* σφόδρα ταῦτα λέγω.
πολλήν γέ μου κατέγνωκας δυστυχίαν**. καί μοι ἀπόκριναι· ἦ καὶ περὶ ἵππους οὕτω σοι δοκεῖ ἔχειν; οἱ μὲν

*Pape: "πάνυ, sehr, gar sehr, zur Verstärkung zu Verbis u. Adjectivis gesetzt; πάνυ σφόδρα vrbdn, Plat. Apol. 25 a; ... eben so πάνυ ὀλίγοι Xen. An. 5, 6, 7, ὀλίγοι πάνυ 4, 7, 14;.."
**Pape: "Allgemeiner, πολλήν γ' ἐμοῦ κατέγνωκας δυςτυχίαν, du hältst mich für sehr unglücklich, Plat. Apol. 25 a;.."

oder nicht?
Auch sie.
Aber inwiefern, (und) die Ratsherren?
Auch die Ratsherren.
Aber, Meletos, doch nicht etwa die in der Volksversammlung, deren Teilnehmer, verderben die Jünglinge? Oder machen auch jene alle zusammen (sie) besser?
Auch jene.
Alle, wie es scheint, Athener, machen (sie) edel und gut außer mir, nur (wörtl.: und) ich allein verderbe (sie)? So meinst du?
Ganz bestimmt meine ich das.
Du hältst mich für sehr unheilvoll. Und nun antworte mir: Meinst du etwa auch, dass es sich in Bezug auf Pferde so verhält? (Scheinen dir) diese,


[25b] βελτίους ποιοῦντες αὐτοὺς πάντες ἄνθρωποι εἶναι, εἷς δέ τις ὁ διαφθείρων; ἢ τοὐναντίον (Krasis) τούτου πᾶν εἷς μέν τις ὁ βελτίους οἷός τ᾽ ὢν ποιεῖν ἢ πάνυ* ὀλίγοι, οἱ ἱππικοί, οἱ δὲ πολλοὶ ἐάνπερ (verstärktes ἐάν) συνῶσι καὶ χρῶνται ἵπποις, διαφθείρουσιν; οὐχ οὕτως ἔχει, ὦ Μέλητε, καὶ περὶ ἵππων καὶ τῶν ἄλλων ἁπάντων ζῴων; πάντως δήπου, ἐάντε σὺ καὶ Ἄνυτος οὐ φῆτε ἐάντε φῆτε· πολλὴ γὰρ ἄν τις** εὐδαιμονία εἴη περὶ τοὺς νέους εἰ εἷς μὲν μόνος αὐτοὺς διαφθείρει***, οἱ δ᾽ ἄλλοι

*Pape: "πάνυ sehr, gar sehr, zur Verstärkung zu Verbis u. Adjectivis gesetzt; .. πάνυ ὀλίγοι Xen. An. 5, 6, 7, ὀλίγοι πάνυ 4, 7, 14;.."
**Kühner: "In Verbindung mit Substantiven vertritt τὶς die Stelle des unbestimmten Artikels ..."
***Kühner § 573: "Pl. Ap. 25, b gross würde das Glück der Jünglinge sein, wenn wirklich (wie du sagst) Einer nur sie verdirbt." Verbindung von Realis und Potentialis §97.3


die sie besser machen, alle Menschen zu sein und (es) ein einziger (zu sein), der (sie) verdirbt? Oder (ist es) ganz im Gegenteil dazu ein einziger, der imstande ist, (sie) besser zu machen oder ganz wenige, (nämlich) diejenigen, die etwas von Pferden verstehen, die Vielen jedoch, die mit Pferden umgehen (wörtl.: verkehren) und (sie) reiten (wörtl: benutzen) verderben (sie)? Verhält es sich nicht so, Meletos, bei Pferden wie bei allen anderen Geschöpfen? Ganz ohne Zweifel, ob du und Anytos das leugnen oder nicht; Groß wäre doch das Glück (wörtl.: es wäre doch ein..) für die jungen Männer, wenn (tatsächlich) einer allein sie verdirbt und die anderen


[25c] ὠφελοῦσιν. ἀλλὰ γάρ, ὦ Μέλητε, ἱκανῶς ἐπιδείκνυσαι ὅτι οὐδεπώποτε ἐφρόντισας τῶν νέων, καὶ σαφῶς ἀποφαίνεις τὴν σαυτοῦ ἀμέλειαν, ὅτι οὐδέν σοι μεμέληκεν περὶ ὧν ἐμὲ εἰσάγεις.

(für sie) von Nutzen sind. Aber, ja, Meletos, du zeigst deutlich, dass du dich noch nie um die jungen Männer gekümmert hast und bringst klar deine Nachlässigkeit ans Licht, insofern als (ὅτι) es dich keineswegs interessiert hat (wörtl.: und dass du dich keineswegs darum gekümmert hast), aus welchem Grund du mich vor Gericht bringst.
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Re: Apol. Kap. 12 (24d - 25c)

Beitragvon Prudentius » Mo 11. Mai 2015, 08:13

Formulierungen vereinfachen und glätten!

"Und nun los, Meletos, sprich: So ist es doch, nichts anderes hältst du für wichtiger als dass die Jünglinge so gut wie möglich (sein) werden?"

Lauter Floskeln am Anfang, small talk; ich würde es einfacher ausdrücken: "Nicht wahr, du hältst es für das wichtigste..."

"περὶ πλείστου": Superlativ!

"zwar freilich*: sag einfach: "ja".

Immer eins nach dem anderen!

lgr. P. :)
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Re: Apol. Kap. 12 (24d - 25c)

Beitragvon Roxane » Mo 11. Mai 2015, 14:09

Lass dir Zeit, Prudentius, nur keine Hektik!

Dass hier ein Superlativ vorliegt, hatte ich gesehen, unterm Strich, so dachte ich mir, kommt es auf dasselbe raus, ob ich schreibe "nichts anderes hältst du für wichtiger als dass.." oder "du hältst es für das wichtigste...".
Auch nicht schlecht finde ich "du legst doch sehr viel Wert darauf, dass..."

Danke erstmal und bis irgendwann...

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Re: Apol. Kap. 12 (24d - 25c)

Beitragvon Prudentius » Do 14. Mai 2015, 08:20

Du kannst ruhig den Superlativ durch Kompar. ersetzen,
"ἄλλο τι ἢ*" steht vor einer Bestätigungsfrage, wir sagen "Nicht wahr, ....?", oder "Ist es nicht so, ...?"; die Pape-Erklärung ist monströs formuliert.


bringst klar deine Nachlässigkeit ans Licht,


"mangelndes Interesse, Gleichgültigkeit".

(wörtl.: und dass du dich keineswegs darum gekümmert hast), aus welchem Grund du mich vor Gericht bringst.

"gar nicht gekümmert hast"

"um die Fragen gekümmert hast, derentwegen du mich ...",

sonst alles OK,

schönen Tag, Himmelfahrt ist nicht schlecht,

lgr. P. :)
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Re: Apol. Kap. 12 (24d - 25c)

Beitragvon Roxane » Fr 15. Mai 2015, 13:07

Es war ein völlig griechischfreier Himmelfahrtstag, Prudentius, mithin nicht ganz so perfekt. Dabei hätte man nicht nur bei den lat. Schriftstellern,
"..die Himmelfahrt ist bereits bei den Griechen und Römern bekannt (Herakles, Romulus). Herakles, so berichtet der antike Mythos, soll nach Vollendung seiner zwölf Aufgaben in den Olymp entrückt worden sein. Livius (1,16) und Plutarch (Rom. 28,36) beschreiben, wie Romulus entrückt und in den Himmel gehoben wurde."
sondern auch bei Platon (Phaidros 246a,b) passenden Lesestoff gefunden. Wenigstens habe ich die Stelle auf dt. gelesen.

Danke für die Korrektur, du hast ja schon das ganze Kapitel durchgesehen. Das Wetter ist schön, bestens zum Fahrradfahren geeignet, deshalb erst einmal

ein schönes Wochenende!
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