Apol. Kap. 13 (25c-26a)

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Apol. Kap. 13 (25c-26a)

Beitragvon Roxane » Mo 18. Mai 2015, 10:52

Hallo Prudentius, das nächste Kapitel habe ich noch einmal gründlich kontrolliert. Über Verbesserungsvorschläge freue ich mich jederzeit..
Entschuldigung, Prudentius, es ist schon Dienstag und ich habe 26a noch geändert. Es brodelt einfach immer wieder in mir...


13. Erweis der Inkonsequenz des Meletos

ἔτι δὲ ἡμῖν εἰπέ, ὦ πρὸς Διὸς Μέλητε, πότερόν ἐστιν οἰκεῖν ἄμεινον ἐν πολίταις χρηστοῖς ἢ πονηροῖς; ὦ τάν, ἀπόκριναι· οὐδὲν γάρ τοι χαλεπὸν ἐρωτῶ. οὐχ οἱ μὲν πονηροὶ κακόν τι ἐργάζονται τοὺς ἀεὶ ἐγγυτάτω αὑτῶν ὄντας, οἱ δ᾽ ἀγαθοὶ ἀγαθόν τι;
πάνυ γε.

Außerdem, sag uns bei Zeus, Meletos, ist es besser, inmitten rechtschaffener oder schlechter Bürger zu leben? Mein Lieber, antworte: Ich frage (dich) ja gar nichts (was) für dich schwierig (zu beantworten wäre). Bewirken nicht die Schlechten etwas Schlechtes und die Guten etwas Gutes bei denen, die ihnen jeweils (wörtl.: jedesmal) besonders nahe stehen?
Völlig richtig.

[25d] ἔστιν οὖν ὅστις βούλεται ὑπὸ τῶν συνόντων βλάπτεσθαι μᾶλλον ἢ ὠφελεῖσθαι; ἀποκρίνου, ὦ ἀγαθέ· καὶ γὰρ ὁ νόμος κελεύει ἀποκρίνεσθαι. ἔσθ᾽ ὅστις βούλεται βλάπτεσθαι;
οὐ δῆτα.
φέρε δή, πότερον ἐμὲ εἰσάγεις δεῦρο ὡς διαφθείροντα τοὺς νέους καὶ* πονηροτέρους ποιοῦντα ἑκόντα ἢ ἄκοντα;
ἑκόντα ἔγωγε.
τί δῆτα (was denn), ὦ Μέλητε; τοσοῦτον σὺ ἐμοῦ σοφώτερος εἶ* τηλικούτου ὄντος τηλικόσδε ὤν, ὥστε σὺ μὲν ἔγνωκας ὅτι οἱ μὲν κακοὶ κακόν τι ἐργάζονται ἀεὶ τοὺς μάλιστα πλησίον

*vgl. Pape: “..Plat. Apol. 23 a, σοφία ὀλίγου τινὸς ἀξία ἐστὶ καὶ οὐδενός, oder vielmehr übersetzen kann; ..”
**Her. 5, 78 δηλοῖ ἡ ἰσηγορίη ὡς ἐστὶ χρῆμα σπουδαῖον, εἰ καὶ Ἀϑηναῖοι ἀπαλλαχϑέντες τυράννων μακρῷ πρῶτοι ἐγένοντο, wenn es wahr Ist, daß sie die ersten geworden sind, was man gewöhnlich durch »da sie jene sind«, also εἰ = ἐπεί erkl., vgl. C.


Gibt es nun einen, der durch seine Mitmenschen lieber Schaden erleiden will als Nutzen zu erfahren? Antworte, mein Guter: Denn (auch) das Gesetz* schreibt vor, dass man antwortet. Gibt es einen, der Schaden erleiden will?
Gewiss nicht.
Sag doch, bringst du mich hierher (vor Gericht), weil ich die jungen Männer, die ich deiner Meinung nach verderbe oder vielmehr schlechter mache, absichtlich oder unabsichtlich (schlechter mache)?
Absichtlich, meine ich.
Was denn, Meletos? Da (εἰ = ἐπεί) du so jung bist, um wieviel weiser (bist) du als ich, der ich so alt bin, dass du erkannt hast, dass die Schlechten etwas Schlechtes bei denen bewirken, die ihnen besonders nahe

* Nomoi 95.6e

[25e] ἑαυτῶν, οἱ δὲ ἀγαθοὶ ἀγαθόν, ἐγὼ δὲ δὴ εἰς τοσοῦτον ἀμαθίας ἥκω ὥστε καὶ τοῦτ᾽ ἀγνοῶ, ὅτι ἐάν τινα μοχθηρὸν ποιήσω τῶν συνόντων, κινδυνεύσω κακόν τι λαβεῖν ὑπ᾽ αὐτοῦ, ὥστε τοῦτο <τὸ> τοσοῦτον κακὸν ἑκὼν ποιῶ, ὡς φῂς σύ; ταῦτα ἐγώ σοι οὐ πείθομαι, ὦ Μέλητε, οἶμαι δὲ οὐδὲ ἄλλον ἀνθρώπων οὐδένα· ἀλλ᾽ ἢ οὐ διαφθείρω, ἢ εἰ διαφθείρω,

stehen und die Guten Gutes, und bei mir nunmehr eine solche Dummheit eingetreten ist, dass ich sogar das nicht erkenne: Wenn ich einem Mitmenschen Verachtenswertes antue, werde ich Gefahr laufen, etwas Schlechtes durch ihn zu erleiden, und so versursache ich dieses außerordentlich Schlechte absichtlich, wie du sagst? Das glaube ich dir nicht, Meletos, und ich denke auch nicht, dass ein anderer Mensch (es dir glaubt): vielmehr verderbe ich (sie) nicht oder wenn ich (sie) verderbe,

[26a] ἄκων, ὥστε σύ γε κατ᾽ ἀμφότερα ψεύδῃ. εἰ δὲ ἄκων διαφθείρω, τῶν τοιούτων [καὶ ἀκουσίων] ἁμαρτημάτων οὐ δεῦρο νόμος εἰσάγειν ἐστίν, ἀλλὰ ἰδίᾳ λαβόντα* διδάσκειν καὶ νουθετεῖν· δῆλον γὰρ ὅτι ἐὰν μάθω, παύσομαι ὅ γε ἄκων ποιῶ. σὺ δὲ συγγενέσθαι μέν μοι καὶ διδάξαι ἔφυγες καὶ οὐκ ἠθέλησας, δεῦρο δὲ εἰσάγεις, οἷ νόμος ἐστὶν εἰσάγειν τοὺς κολάσεως δεομένους ἀλλ᾽ οὐ μαθήσεως.

*Pape: "Das partic. λαβών steht bes. bei den Attikern oft scheinbar pleonastisch, die Handlung ausführlich u. anschaulich beschreibend,.."

(dann) unabsichtlich, so dass du dich in beiden (Fällen) täuschst. Wenn ich (sie) aber unabsichtlich verderbe, gibt es kein Gesetz, (mich) wegen solcher (und noch dazu unabsichtlicher) Vergehen hierher (vor Gericht) zu bringen, sondern (es gibt ein Gesetz*), mich persönlich zu belehren und zurechtzuweisen. Denn natürlich werde ich, wenn ich einsichtig bin, von dem, was ich unabsichtlich mache, ablassen. Du aber hast es versäumt und überhaupt (καὶ) bist du nicht bereit gewesen, mit mir zusammenzukommen und mich zu belehren, stattdessen bringst du (mich) hierher (vor Gericht), wo es Brauch ist, diejenigen anzuklagen, die Strafen, aber keine Belehrungen nötig haben.

* Nomoi 8,45b-c
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Re: Apol. Kap. 13 (25c-26a)

Beitragvon Prudentius » Mi 20. Mai 2015, 09:56

(εἰ = ἐπεί) 25e

Hallo Roxane,
das stimmt nicht, das ist von eimi, 2.Person, "du bist", s. Akzent! Sonst alles OK, an einigen Stellen würde ich mich etwas anders ausdrücken, ich schaue später noch herein,

lgr. P. :)
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Re: Apol. Kap. 13 (25c-26a)

Beitragvon Roxane » Mi 20. Mai 2015, 15:00

Komisch, dass ich nicht auf die 2. Pers. Sg. gekommen bin. Bestimmt gibt es wieder einiges zu "frisieren", aber, so schön es ist, verbring bitte nicht einen Haufen Zeit damit. Mir ist schon sehr geholfen, wenn ich weiß, dass der Text sinngemäß richtig ist und keine Grammatikfehler mehr vorhanden sind. Unsicher war ich mir übrigens, wie das Wort νόμος jeweils passend wiederzugeben war.

Mal sehen, was ich noch zum Thema "fahrlässige/ vorsätzliche Schädigungen" finde. Kommt Zeit, kommt Rat...

Danke dir!
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Re: Apol. Kap. 13 (25c-26a)

Beitragvon Prudentius » Fr 22. Mai 2015, 08:25

"οὐδὲν γάρ τοι χαλεπὸν ἐρωτῶ",

dieses τοι ist Partikel, nicht Pronomen, für "dir, für dich" sagen die Attiker immer soi,

ich greife jetzt nach dem Scheuerlappen, denn ich bin zur Putzrunde eingeteilt :-D ,

lgr. P.
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Re: Apol. Kap. 13 (25c-26a)

Beitragvon Roxane » Fr 22. Mai 2015, 15:34

Ach ja, stimmt, du übersiehst aber auch nicht die geringste Kleinigkeit, Prudentius!

Zu diesem Kapitel gibt es noch eine Menge Lesenswertes, wie ich inzwischen festgestellt habe. Später. Wegen der bevorstehenden Feiertage komme ich gerade weder zum Übersetzen noch zum Nachlesen.

Deine Frau hat es übrigens richtig gut! Schönen Gruß unbekannterweise: Mein Mann weiß gar nicht, wie so ein Scheuerlappen überhaupt aussieht...

Bis dahin!
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