Logik-Frage

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Logik-Frage

Beitragvon Ioscius » Di 1. Sep 2015, 21:59

Hallo,

es ist eine mit Griechisch etwas Entferntere Frage, aber da sich insb. Aristoteles damit beschäfigt, wage ich es einmal hier nachzufragen (die Gedanken besonders an Prudentius richtend :P )

In einer Logik-Einführung wird behauptet, die Disjunktion "oder" enthalte 5 Teilaspekte:

1. wahlweise das eine oder andere

2. auf jeden Fall eines von beiden, d. h., wenn nicht das eine, dann das andere

3. keine Berücksichtigung weiterer Möglichkeiten neben dem einen oder anderen

4. mindestens eines von beiden; Ausschluss des "weder...noch"

5. Die Möglichkeit, dass sowohl das eine, als auch das andere zutrifft


Ich hätte dazu folgende Anmerkungen/ Fragen:

a) Sehe ich da richtig, dass der 2. Punkt, also dass man aus einer Bejahung des einen die Verneinung des anderen bzw. aus der Verneinung des einen auf die Bejahung des anderen schließen kann, Kontrapositionsregel heißt bzw. diese beiden Aussagen einander kontradiktorisch sind?

b) Punkt 1 u. 2 scheinen sich so zu ähneln.. Könnte man irgendwie sagen, dass sich der 2. Punkt aus Punkt 1 ergibt, und dass sich Punkt 3 (tertium non datur) aus 1 & 2 ergibt? aber nein, ich glaube, das ist falsch, 2 ist fast eine Umschreibung von 1 .. Wahrscheinlich sind alle irgendwie gleichzeitig gültig und es kann keine Kausalitätskette erstellt werden, sondern alle sind irgendwie gleichermaßen voneinander abhängig..

c) Während sich m. E. die ersten 4 Punkte irgendwie einander ergänzen, sehe ich den 5. Punkt als Widerpsurch zu insb. 1 (u. 2): Bei einer Formulierung mit "oder" kann entweder 1-4 (ENTWEDER - ODER: ausschließendes ODER) oder 2-5 (ODER: hinreichendes ODER) gültig sein

d) Mit der Disjunktion oder kann man also bei zwei aufgelisteten Dingen entweder lediglich eines von beiden oder beide zusammen meinen (hinreichendes ODER).
Ohne diese Diskunktion oder gibt es gar das "WEDER - NOCH"; hier kann es sich dann nicht mehr um kontradiktorische Gegensätze, sondern "nur noch" um konträre handeln, weil es eben möglich ist, dass beide Aussagen verneint werden.

Danke im Voraus..
Viele Grüße
Ioscius
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Re: Logik-Frage

Beitragvon Prudentius » Do 3. Sep 2015, 08:36

Hallo Iosci,

Nr. 4 sagt alles, das andere ist überflüssig; man sollte nicht über "oder" sprechen, sondern über "A oder B", es handelt sich ja um eine Aussagenverknüpfung, und man sollte nicht das Wesentliche weglassen; und man sollte die wahr-falsch-Unterscheidung benutzen, wogegen ja Grammatiker Widerspruch einlegen.
Das V ist das Symbol für diese Verknüpfung ("Disjunktion"), erinnert an "vel".

A B A V B
wahr wahr wahr
wahr falsch wahr
falsch wahr wahr
falsch falsch falsch

Dann gibt es auch noch die "entweder-oder-Verknüpfung", die bedeutet "eins von beiden", die kann man durch den "Schalter" veranschaulichen, an oder aus, ja oder nein, das ist die Situation, in der der Mensch an einer Weggabelung steht, oder am Traualtar :-D ,

lgr. P. :)
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Re: Logik-Frage

Beitragvon Prudentius » Do 3. Sep 2015, 08:41

Wie ich gerade sehe, kommt die Tabelle nicht richtig heraus; schaut hierher:
https://de.wikipedia.org/wiki/Disjunktion
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Re: Logik-Frage

Beitragvon Ioscius » Do 10. Sep 2015, 19:09

Alles klar! Danke, Prudentius, dann werde ich dieses inklusive/ hinreichende oder stärker bzw. gleichwertig als das andere berücksichtigen ;)

Würdest du noch ganz kurz meine Vorstellung der Kontrapositionsregel bestätigen bzw. korrigieren? - Ich bitte nicht aus Faulheit deswegen, es gibt schlichtweg im Internet - abgesehen von mathematischen Formeln - keine Erklärung. Als Nicht-Mathematiker bin ich deshalb gezwungen zu fragen:

Unter der Kontrapositionsregel versteht man a ---> b, wobei aus a immer b resultiert/ a eine hinreichende Bedingung für b ist. b Kann jedoch auch aus anderen Bedingungen/ Gründen entstehen.

Deshalb können nur 2 Konstellationen bestätigt werden:

Wenn a ist, muss b sein. Wenn b nicht ist, kann a nicht sein.
bspw: a: Es regnet b: Straße ist nass
So kann aus der Aussage, dass b ist, nicht a geschlossen werden, weil der nasse Zustand der Straße bspw. durch eine Rasen-Sprinkleranlage hervorgerufen sein kann.


Auf deine Antworten der anderen Posts reagiere ich heute Abend bzw. morgen. Freue mich sehr darüber, hatte nur noch keine Zeit gefunden, mich erneut in die Materie zu vertiefen.
Ioscius
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Re: Kontraposition

Beitragvon Prudentius » Mo 14. Sep 2015, 09:52

Vllt. kommen wir ohne Sprinkleranlage aus :-D , das kommt mir alles reichlich unklar vor; machen wir einen neuen Anlauf!

Zeichne ein einfaches Diagramm, zieh einen kleineren Kreis, A, und ganz umschließend einen größeren, B, und stell dir darunter jeweils eine Sammlung von Punkten vor, die in A oder B liegen.

Beschreibe, was du da siehst, man kann nützliche Sprechübungen machen:

- "Alle A sind (in) B" ("alle A" soll heißen "Alle Punkte in A"), "Manche/einige B sind A",
- "Wenn A, dann B", oder: "Wenn ein Punkt in A ist, dann ist er auch in B", Konditionalsatz, Realis oder unbestimmter Fall;
- "B kann A sein, muss aber nicht", "A muss B sein", man kann sich die Bedeutung der "Hilfsverben" klarmachen;
- "A ist für B hinreichend, aber nicht notwendig", "B ist für A notwendig, aber nicht hinreichend"; denke das richtig durch, stell dir ganz konkret einen Punkt vor, der außerhalb von A, aber innerhalb von B liegt: er gehört nicht zu A, aber doch zu B; und er gehört zwar zu B, aber darum noch nicht zu A.

Die Satzverknüpfung "Wenn A, dann B" (Konditional, Realis) nennt man in der Logik Implikation und schreibt "A => B" oder so ähnlich, auf jeden Fall mit Pfeil, weil es auf die Richtung ankommt.

Unter der Kontraposition versteht man eine gleichwertige Umformulierung der Implikation, nämlich
"-B => -A",
in Worten gesagt, man kann die Implikation umkehren, indem man die Einzelglieder negiert; also:

Statt "Wenn etwas in A ist, ist es auch in B" kann man auch sagen: "Wenn etwas micht in B ist, ist es nicht in A".

Beispiele:
"Wenn eine Zahl kleiner als 8 ist, ist sie einstellig", Kontraposition: Wenn eine Zahl nicht einstellig ist, ist sie nicht kleiner als 8";
"Wenn jemand Ire ist, ist er Europäer", "Wenn jemand nicht Europäer ist, ist er auch nicht Ire",
oder auch: "Wenn eine Zahl kleiner als 8 ist, ist sie nicht zweistellig", "Wenn eine Zahl zweistellig ist, ist sie nicht kleiner als 8".
"Wenn du das Abitur schaffen willst, musst du dich anstrengen" = "Wenn du dich nicht anstrengst, kannst du das Abitur nicht schaffen",

lgr. P. :)
Prudentius
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Re: Logik-Frage

Beitragvon Ioscius » So 20. Sep 2015, 15:14

Danke Prudentius für die tolle Erklärung - habe einige Minuten darüber sinniert und es verstanden.
Sollte ich weitere Fragen haben, werde ich sie hier hineinschreiben.
Ioscius
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