Konstruktion von οἷος-Vgl.Sätzen / οἷον i.S.v."zum Beispiel"

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Konstruktion von οἷος-Vgl.Sätzen / οἷον i.S.v."zum Beispiel"

Beitragvon Ioscius » Mi 18. Nov 2015, 17:32

Der Einfachheit halber ist die Frage nochmals verkürzt und entwirrt weiter unten verfasst. Bitte langen, absichtlich verkleinerten Text ignorieren.

Hallo,
nachdem ich vor zwei Tagen aufgrund meiner Stilübung auf das Phönomen der Korrelativsätze gestoßen bin und dabei vor allem auf einen bestimmten Aspekt, grüble ich seitdem darüber rum, ohne aber eine Lösung zu finden. Vielleicht könnte man die Frage als Nichtigkeit bezeichnen, aber da mir Grammatik seit jeher eine Herzensangelegenheit ist, möchte ich die Sache verstehen und bitte um Hilfe.
Es geht mir insbesondere darum, dass die Vergleichssätze (οἷος) Beispiele angeben können. Nehmen wir folgenden Satz: ἐπαινῶ ἀνθρώπους, οἷοι ὑμεῖς ἐστε.
Ich lobe Leute, wie ihr es seid. Ich lobe Leute wie euch.
Das ist doch ein Beispielsatz? Hinzu kommt, dass der Satz mittels Kasusassimilation und Attraktion des Beziehungswort in den Relativsatz vollständig wie die deutsche kurze Variante ("wie euch") klingt:
ἐπαινῶ οἵους ὑμᾶς ἀνθρώπους.
Aber entspricht der griechische Satz wirklich dem deutschent? Was ist im Deutschen das Bezugswort? Heißt es "Ich lobe derartige Leute, wie(artige) ihr es seid?" oder eher "Ich lobe euch so, wie ich auch euch lobe"?? Wie kommt nämlich im deutschen dieses "wie euch" zustande? M. E. indem derselbe Satz zugrundeglegt wird, das "wie" also als Adverb zum Verb gehört, parallel wohl zum Lat:: Homines ut te laudo (--> Homines ita ut te laudo.)
Hinzu kommt, dass das gr. "zum Beispiel" mit adverbialem οἷον(/οἷα) wiedergegeben wird. Wie kann das erklärt werden?Entspräche das dann der deutschen kurzen Fassung und dem Umstand, dass im Lat. Beispiele mit "ut" angegeben werden?
Leider schweigt Kühner-Gerth über die Konstruktion. Die entsprechenden Lexikoneinträge
bei Pape (unten): http://www.zeno.org/Pape-1880/A/%CE%BF% ... E%BF%CF%82
im LSJ (http://www.perseus.tufts.edu/hopper/mor ... ek#lexicon )
Ihr könnt gerne daraus auch Beispielsätze verwenden, damit mir die Sache klar wird.
Ich bin über jede Hilfe sehr dankbar, damit ich dieses Problem endlich abhaken kann..
Vielleicht noch ein Satz aus einer Grammatik: ἡμεῖς δὲ γνόντες μὲν τοῖς οἵοις ἡμῖν τε καὶ ὑμῖν χαλεπὴν πολιτείαν εἶναι δημοκρατίαν
Meine Ü: "Wir, die wir erkannt haben, dass die Demokratie auch für euch - wie für uns - eine lästige Staatsform ist. (????)
Vielen Dank!
Ioscius
PS: Eigentlich ist es unlogisch, dass ausgerechnet mittels οἷον/ut Vergleiche angegeben werden, weil diese sich auf das Verb beziehende Adverbiale ja streng genommen die Art der Tätigkeit/ die Tätigkeit an sich als Vergleichspunkt haben....
Zuletzt geändert von Ioscius am Fr 4. Dez 2015, 14:36, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Konstruktion von οἷος-Vgl.Sätzen / οἷον i.S.v."zum Beisp

Beitragvon Ioscius » Fr 4. Dez 2015, 00:24

Ok, dann möchte ich die die Fragen nochmals etwas entwirrter und vor allem kürzer stellen:

1) Woran unterscheidet sich οἷος genau vom adverbialen οἷον? οἷον soll Beispiele angeben.
Stattdessen begegne ich folgenden Sätzen, wo attributiv ein Beispiel angegeben wird: ἐπαινῶ οἵους ὑμᾶς ἀνθρώπους. Ich lobe Männer wie euch. --> "wie ihr es seid"
Man vergleiche auch den deklinablen Ausdruck "ὁ οἷος σὺ ἀνήρ": "ein Mann wie du"
Warum sollen dann stattdessen mittels οἷον Beispiele angegeben werden? Es sollte doch m. E. immer das adjektivische Korrelativpronomina οἷος verwendet werden können, wo dann ein verkürzter Vergelichsatz vorschwebt à la "wie ich es bin/ du es bist" etc.

2) In BR §285 zum Thema Komparativsätze wird im Abschnitt 2 vom sog. bedingten Vergleich gesprochen. Muss das so verstanden, dass ein bedingter Vergleich angibt, dass eine Handlung derartig vollzogen wird, als ob eine bestimmter Umstand eingetreten ist?
Die "noch weiter gehende Ellipse", die in Kleinschrift geschrieben ist (ὡσπερανεί παῖς), verstehe ich auch nicht ganz. Könnte man im betreffenden Satz nicht sagen: "εἰ παῖς ἦν". Das wäre für mich der Umstand.
Es ist also bloß das Prädikat zu ergänzen. Was soll der Unterschied zwischen "Er macht das wie ein Kind" (ὡσπερ) umd "Er macht das, als wäre er ein Kind" (ὡσπερανεί) sein?

Wahrscheinlich sollte ich mir über derartige Dinge nicht so viele Gedanken machen.. ^^
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Re: Konstruktion von οἷος-Vgl.Sätzen / οἷον i.S.v."zum Beisp

Beitragvon Prudentius » Sa 5. Dez 2015, 10:27

Ioscius hat geschrieben:Woran unterscheidet sich οἷος genau vom adverbialen οἷον? ...
Wahrscheinlich sollte ich mir über derartige Dinge nicht so viele Gedanken machen.. ^^


Doch, aber nimm es genau mit den grammatischen Unterschieden!

οἷος ist eine deklinierte Form, also eine KNG-bestimmte Kongruenzform, Nominativ, also auf das Subjekt bezogen, verglichen werden also Subjekte, wie du und ich;
οἷον ist adverbial, also auf das Verb, Prädikat bezogen; verglichen werden also Prädikate, wie z.B. denken, fühlen, ... Also doch ein klarer Unterschied.
Prudentius
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Re: Konstruktion von οἷος-Vgl.Sätzen / οἷον i.S.v."zum Beisp

Beitragvon Ioscius » So 3. Jan 2016, 14:38

Zunächst bitte ich abermals um Entschudigung, dass ich so spät erst reagiere, Prudentius. Danke, dass Du dich dieses Themas annimmst!

Deine Unterscheidung erscheint mir auch sehr wichtig, also dass bei οἷον streng genommen das Prädikat Gegenstand des Vergleiches ist: "Ich verehre so, wie ich y verehre" (ganz streng genommen natürlich "auf derartige Weise, wie", also kleine Unterschiede einräumend..) . Bei οἷος hingegen handelt es sich um einen attributiven Vergleichssatz: Ich lobe derartige Männer wie x oder y.
Bei letzterem wird gesagt, dass sich die Objekte in ihrem Wesen/ in ihrem Charakter ähnlich sind.
Und ich glaube, ich weiß nun, warum Beispiele mit adverbialem οἷον und nicht mit attributivem οἷος gebildet werden: Bei letzterem handelt es sich um einen Attributsatz: "Ich lobe Männer, die so sind wie x oder y". Es ist aber nicht gesagt, dass x oder y auch gelobt werden es wird nur gesagt, dass "Personen [b]VON DER ART WIE x oder y sind, gelobt werden".[/b]

zu 2): Ich glaube, so wild ist der Unterschied zum sog. bedingten Vergleich nicht. Ich erlaube mir, ein lat. Beispiel zu nehmen, weil mir die Sprache vertrauter ist:
Indi boves ut deos colunt: Die Inder verehren Rinder wie Götter; Vergleich, Gleichstellung: "wie sie (auch) Götter verehren."
Indi boves tamquam/ quasi deos incolunt: Die Inder verehren Rinder, wie sie sie verehrten, wenn sie Götter wären wenn
Bei dem bedingten Vergleich tritt ja bloß der Zwischentritt hinzu, dass man das Objekt mit einer Bedingung versieht, und wenn die Bedingung dann "boves dei sunt" ( also hinzuzudenkende Kopula) lautet, besteht m. E. kein Unterschied mehr zum "gewöhnlichen" Vergleich.
Ioscius
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