Fragen zur Nikomachischen Ethik

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Fragen zur Nikomachischen Ethik

Beitragvon Ioscius » Do 3. Dez 2015, 22:49

Hallo,

ich möchte hier fortwährend einzelne Fragen zur Nikomachischen Ethik stellen, die ich auch unter Einbeziehung von Kommentaren und Sekundärliteratur nicht lösen konnte.

1) Es geht um folgende Stelle aus 1114 a (aus http://www.perseus.tufts.edu/hopper/tex ... ge%3D1114a )

τότε μὲν οὖν ἐξῆν αὐτῷ μὴ νοσεῖν, προεμένῳ δ᾽ οὐκέτι, ὥσπερ οὐδ᾽ ἀφέντι λίθον ἔτ᾽ αὐτὸν δυνατὸν ἀναλαβεῖν: ἀλλ᾽ ὅμως ἐπ᾽ αὐτῷ τὸ βαλεῖν καὶ ῥῖψαι: ἡ γὰρ ἀρχὴ ἐν αὐτῷ. οὕτω δὲ καὶ τῷ ἀδίκῳ καὶ τῷ ἀκολάστῳ ἐξ ἀρχῆς μὲν ἐξῆν τοιούτοις μὴ γενέσθαι, διὸ ἑκόντες εἰσίν: γενομένοις δ᾽ οὐκέτι ἔστι μὴ εἶναι. οὐ μόνον δ᾽ αἱ τῆς ψυχῆς κακίαι ἑκούσιοί εἰσιν, ἀλλ᾽ ἐνίοις καὶ αἱ τοῦ σώματος, οἷς καὶ ἐπιτιμῶμεν: τοῖς μὲν γὰρ διὰ φύσιν αἰσχροῖς οὐδεὶς ἐπιτιμᾷ, τοῖς δὲ δι᾽ ἀγυμνασίαν καὶ ἀμέλειαν.


Soll hier wirklich ein Charaktezug/ eine ἕξις - mit dem Steingleichnis unterfüttert - als unveränderlich beschrieben werden? Wenn man bedenkt, dass bei Aristoteles selbst die εὐδαιμονία, das letzte Endziel, in der Form als dynamisches Konstrukt aufzufassen ist, dass es wankelmütig sein kann, also bspw. noch von Schicksalsschlägen der Nachfahren beeinflusst werden kann.. wenn man bedenkt, dass das Werk performativ aufgebaut ist... oder wenn man bedenkt, dass auch bei dem Gutsein oftmals der Fokus auf der ἐνέργεια liegt, also es auf die aktive (und somit wieder vergängliche) Tätigkeit ankommt, und sich nicht auf Zuständen ausgeruht wird... also es bei Bewertung immer auf einen großen Zeitraum ankommt, die Sache im Verlauf berachtet wird..

2) Kann man die beiden Tugenden Besonnenheit und Tapferkeit insofern als vergleichbar sehen, indem bei beiden vorausgesetzt wird, dass die jeweiligen Affekte/ Lüste der eudaimonia entgegengesetzt/ hinderlich sind und
dass aber bei ersteren durch Enthaltung von Lustgefühlen Mäßigkeit geübt wird,
bei letzterer durch Inkaufnahme von Unlustgefühlen Tapferkeit geübt wird?
Insofern ist das Übel Maßlosigkeit ein zu großes Heranlassen/Anspringen auf die Lustgefühlen,
das Übel Feigheit ein zu großes Berücksichtigen der Unlustgefühle.
Danke für Eure Anregungen und Meinungen!
Ioscius
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