Hesiods Theogonie / Werke und Tage

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Hesiods Theogonie / Werke und Tage

Beitragvon Ioscius » Mo 18. Apr 2016, 15:22

Hallo, ich würde hier gerne sukzessive Fragen zu Hesiods beiden Hauptwerken stellen.

Zunächst zwei Fragen, die vielleicht etwas philologisch pedantisch erscheinen:

1) Μουσάων Ἑλικωνιάδων ἀρχώμεθ' ἀείδειν

Ist hier gemeint der Beginn, die Musen des Helikon zu besingen ( im Gegensatz, es nicht zu tun), oder heißt es, wir sollen bei den Musen Helkons beginnen zu singen (im gegensatz dazu, mit anderen Dingen den Anfang damit zu machen/ andere Dinge zu besingen?). Ersteres bedeutet, dass das Besingen der helikonischen Mußen sich nur in der Anfangsphase befindet, dieselbe Handlung aber weiter fortgeführt wird; bei letzterem wird der einzelne Punkt genannt, der den Anfang bildet, und das Besingen der helikonischen Musen hat für den weiteren Verlauf keine Bedeutunng. Wäre für die letztere Auffasung nicht die Präposition "apo"/"ex" nötig?

2a) Ἀργείην, χρυσέοισι πεδίλοις ἐμβεβαυῖαν

Liegt hier eine Synizise vor oder nicht? Dafür müsste ich herazsfinden, ob das "υ" ein Langvokal ist. Wie soll ich das aber herausfinden?

b) zu Diphthongen wie "αυ": Warum kann im Griechischen ein Diphthong sowohl lang, als auch kurz sein? Theoretisch ist das überhuapt nicht möglich, wenn man das Morensystem berücksichtigt: Wenn die kleinste Einheit eine Mora ist, dann müsste bei einem Diphthong ein einzelner Vokal kürzer als eine More ausgesprochen werden.
Umgekehrt ist mir genauso fraglich, wie die Quantitätsverhältnisse bei Langvokalen - so bspw. bei erhaltenem ηὕ - aussehen.. 1 1/2 Moren für den langen ersten, eine halbe More für den zweiten, kurzen Vokal?

Viele Grüße
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Re: Hesiods Theogonie / Werke und Tage

Beitragvon Prudentius » Di 19. Apr 2016, 15:52

1) Du grübelst hier zu viel herum, der homerische Rhapsode hat ein großes Repertoire, den ganzen trojanischen Sagenkreis, irgendwo muss er anfangen; es ist einfach eine Eröffnungsformel; ἀρχώμεθ' Plur. Maj., oder er betont die Verbundenheit mit den Zuhörern.

2) "Dafür müsste ich herausfinden, ob das "υ" ein Langvokal ist. Wie soll ich das aber herausfinden?"
Du brauchst gar nichts herauszufinden, υῖ ist ja ein Diphthong und hat einen Zirkumflex.
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Re: Hesiods Theogonie / Werke und Tage

Beitragvon Ioscius » Di 19. Apr 2016, 16:49

Du brauchst gar nichts herauszufinden, υῖ ist ja ein Diphthong und hat einen Zirkumflex.

Woher weißt Du, dass xrusos ein iota subscriptum hat?
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Re: Hesiods Theogonie / Werke und Tage

Beitragvon Prudentius » Mi 20. Apr 2016, 09:55

Ich glaube, du meinst das Ypsilon von χρυσέοισι; schau das Versmaß an: ην, χρυσέ ist doch als Daktylus eindeutig.

Diphthonge sind lange Silben, würde ich sagen; wenn nicht, dann sind es eben keine Diphthonge; es kann ja auch ein Hiat oder ein Digamma zwischen den Vokalen stehen; und -ai und -oi werden manchmal als kurz gerechnet; dann versteht man sie als aj und oj; das gr. Iota steht ja für i und j.

lgr. P. :)
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Re: Hesiods Theogonie / Werke und Tage

Beitragvon Ioscius » Sa 23. Apr 2016, 14:21

Unsere Dozentin meinte, in dem Vers liege eine Synizese vor, deshalb wollte ich die Vokalquantität von dem Adjektiv erfragen; wenn der Vokal υ nicht lang ist, geht die Rechnung nicht auf.

Ja, in dem Vers sieht man ja auch schön, wie einerseits οι eien lange, αυ eine kurze Quantität hat. Sehr pragmatisch ohne viel Theoretie :D
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Re: Hesiods Theogonie / Werke und Tage

Beitragvon Prudentius » So 24. Apr 2016, 08:28

2a)
Das u von χρυσέοι kann man lang oder kurz messen; ich messe es kurz, dann ist der 2. Versfuß "ην, χρυσέ", ein Daktylus; oder die Dozentin misst es lang; dann ist "ην, χρυ" ein Spondeus, und dann muss σέοι zu einer Silbe zusammengezogen werden; dann ist also eine Synizese da.

b) zu Diphthongen wie "αυ":


Lieber Josci, hier liegt kein Diphthong "αυ" vor, ἐμβεβαυῖαν musst du so trennen: ἐμβεβα - υῖαν, das ist die Endung des Perfekt-Aktiv-PC fem. Akk., so wie pe-paideu-k-υῖαν, und der Diphthong ist υῖ, mit Zirkumflex.




lgr. P.
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Re: Hesiods Theogonie / Werke und Tage

Beitragvon Ioscius » Sa 7. Mai 2016, 09:04

Diese beiden Hinweise sind für mehr nützlich, Prudentius, insb. der bzgl. der Perfektformen im Allgemeinen (dass es sich um keinen Diphthong handelt). Danke!

Wenn weitere Fragen auftauchen, stelle ich sie hier.
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