Wortstock, Wurzel, Stamm..

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Wortstock, Wurzel, Stamm..

Beitragvon Ioscius » Mo 16. Mai 2016, 17:55

Hallo,

der Verweis in der Zinsmeistergrammtik, dass der Verbalstock mit der Wurzel identisch sein kann, wirft bei mir Fragen auf: Ist diese Identität beim Verb λόγος oder beim Verb παύειν vorhanden?

in der Zinsmeistergrammatik steht folgende Gleichung: Stamm + Endung = Workstock + Ausgang

Der Wortstock bzw. Verbalstock kann doch nur dann mit der Wurzel identisch sein, wenn es zwischen Stammbildungssufix und Endung zu Kontraktionen kommt, sodass die Wurzel als immer unveränderter Teil isoliert betrachtet werden kann? Gibt es auch andere Möglichkeiten? Stock als Mittelding zwischen Wurzel und Stamm oder gar als kleiner asl die Wurzel? Ich bin in der Morphologie leider zu ungeübt, hätte gerne bitte Beispiele..

Nimmt man von φιλεῖν, φίλος und φίλη eine gemeinsame Wurzel an, aus der ein Verbalstock φιλε und zwei verschiedene Wortstöcke φιλο und φιλα gebildet wurden? Ich glaube, so wäre es, bei Substantiven gibt's natürlich keinen Themavokal..

Wenn ich das alles durchblickt habe, hoffe ich auch, den Unterschied zwischen Aorist II Passiv (bspw. διεφθάρην und den Wurzelaoristen verstanden zu haben. Klar sind folgende Unterschiede: Bei den Wurzelaoristen tritt die Endung an die bloße Wurzel und es sind ative Formen.
Passivaorist hat einen wie auch immer zur Wurzel veränderten Stamm bzw. zum Aoriststamm Aktiv veränderten Stamm(?) .. Wäre schön, wenn ihr mir das erklären könnt.. Die Endungen sind passive, die eben mit den aktiven (vgl. Wurzelaorist) identisch sind..

Vielen Dank für eure Hilfe!!
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Re: Wortstock, Wurzel, Stamm..

Beitragvon Ioscius » Mo 23. Mai 2016, 16:36

Zumindest meine zuletzt aufgeworfene Frage kann ich lösen, Prudentius hat in einem Thread von mir vor ca. einem halben Jahr folgendes geschrieben:

Wurzelaorist heißt er, weil die Personalendung unmittelbar an die Wurzel tritt, nicht mit Zwischenschaltung von -sa- wie beim schwachen oder Bindevokal beim starken Aorist.


a) Das mit dem starken Aorist ist mir noch nicht ganz klar: Ich dachte, der Unterschied zum Wurzelaorist besteht darin, dass beim starken Aorist die Wurzel abgelautet ist (Aktiv, bspw. λιπ statt λειπ) oder ein gelängtes η hinzugefügt wird (Passiv, bspw. διεφθάρην). Aber wahrscheinlich hast du, Prudentius, mit dem Bindevokal genau letzteres gemeint.

b) Nach einigen Überlegungen bin ich nun der Meinung, dass der Wortstock, also der bei der Flexion unveränderliche Teil, mit der Wurzel zusammenfallen kann, der Stock aber nie kürzer als die Wurzel sein kann (also es nicht möglich ist, dass der Auslaut der Wurzel mit der Endung infolge von Kontraktion o.Ä. Veränderungen unterworfen ist).

c) Noch eine weitere Bemerkung: Da man auch die starken Aoriste im Passiv als vollwertige Passiva anerkennt (bspw. διεφθάρην, διηλλάγην, ἐβλάβην, ἐτάφην), die ja auch alle passive Bedeutung haben (bspw. letzteres: "ich wurde begraben"), so hat eine STARK gebildete Verbform immer abschwächende, zur Mitte („Medium“) tendierende Wirkung: ἐφάνην und ἔστην hat im Vergleich zur regelmäßigen Passivform mit voller Passivbedeutung medial-intransitive Bedeutung ("ich schien" /"ich trat"), wo das Subjekt selbst die Tätigkeit an sich vollzieht.
Somit sind starke Aoriste eher Deponentien (ich hoffe, das ist richtig so),ja auch eine STARK gebildete aktive Form wie πέποιθα, oder hier ein besseres Beispiel, weil sie semantisch mit der starken Aorist PASSIV-Form ἐφάνην zusammenfällt, nämlich πέφηνα, unterliegt ebensolch einer Mediisierung.
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