Seelenlehre Empedokles (B115 + 117)

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Seelenlehre Empedokles (B115 + 117)

Beitragvon Ioscius » Mi 16. Nov 2016, 12:22

Hallo,

die Seelenlehre des Empedokles (ich möchte Dk B 115 + 117 berücksichtigen : http://www.gottwein.de/Grie/vorsokr/VSE ... p#VS31B115 )
besagt, dass ein Gott bei Fehlverhalten (Mord, also größere Sünden) als Strafe in beliebige andere Wesen (Tiere, Pflanzen) geboren wird, genauer gesagt, seine Seele wandert hinein.

Gibt es dazu noch irgendetwas besonderes zu sagen, wir beschäftigen uns nämlich bald an der Uni etwas damit.

Vielleicht, dass er auf Traditionen der indischen Philosophie/ des Buddhismus zurückgriff?
Viel hat sich ja im 6. / 5. vorchristlichen Jahrhundert getan, die Urheberschaftsfrage dürfte sowieso schwierig sein..

Viele Grüße
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Re: Seelenlehre Empedokles (B115 + 117)

Beitragvon Prudentius » Do 17. Nov 2016, 09:15

Ioscius hat geschrieben:Gibt es dazu noch irgendetwas besonderes zu sagen?


Ja, Iosci, mehr als was man bewältigen kann! Es spielt auch der Unterschied von antikem und modernem Menschen- und Weltbild herein, die Antike hatte ein Substanzdenken, die Seele war ein Gegenstand, ganz konkret, schau dir mal die Ikone "Maria Entschlafen" an, da steht Jesus am Sterbebett der Maria und hat eine Art Puppe auf dem Arm, die Seele der gerade verstorbenen Maria.
Wir Modernen sehen die Seele als einen Komplex von Systemfunktionen an ...
Die Antike (also Aristoteles) kannte nur die Kausalität der Billardkugeln, noch nicht die "Fernwirkungen", Gravitation war noch nicht bekannt ...

Also Iosci, mit dem Thema ist ja noch nie jemand zurande gekommen,

:) lgr. P.
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Re: Seelenlehre Empedokles (B115 + 117)

Beitragvon Ioscius » Do 17. Nov 2016, 19:55

Danke Prudentius, diese grundlegende Unterscheidung hilft mir bei der Einführung in das Thema!

Die Antike (also Aristoteles) kannte nur die Kausalität der Billardkugeln

Ich nehme an, dass das metaphorisch gemeint ist, also Kausalität also nur in seiner simplen Form, in einfachen Prozessen erkannt wurde.
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Re: Seelenlehre Empedokles (B115 + 117)

Beitragvon Prudentius » Sa 19. Nov 2016, 09:14

Nicht auf das Einfache kommt es an, sondern auf das Direkte: die eine Kugel stößt an die andere.

Schau mal dieses Beispiel an: Du lässt einen Stein fallen! Der Antike erklärt den Vorgang so, dass der Stein von Natur aus nach unten strebt; Ausgangspunkt der Bewegung ist also der Gegenstand selbst; "Nahwirkung", kann man sagen, Eigenbewegung.
Nach der modernen Auffassung ist es aber anders: der Stein befindet sich im Gravitationsfeld der Erde, es wirkt eine Kraft von außen auf ihn, die ihn in Richtung Schwerpunkt der Erde zieht: "Fernwirkung", das ist gemeint. Die Antike kannte eine solche noch nicht, sie war gezwungen, die Fern- als eine Nahwirkung zu verstehen; und so kam es, dass es einen Sonnengott mit einem Gespann geben musste, der die Sonne über den Himmel transportiert; und so haben ja auch wir noch die Götternamen der Planeten, weil jemand da sein musste, der die seltsamen Schleifenbewegung am Himmel bewirkte.
Es gibt also eine unterschiedliche Kausalitätsauffassung, Bewegungsauffassung (noch keine "Trägheitsbewegung" der Himmelskörper) und damit verbunden ein Substanzdenken, wo wir Prozesse oder Systemeigenschaften erkennen; der Wind ist Gott Aiolos, Krankheiten werden von den Göttern gesandt, Gott hat das Himmelsgewölbe geschaffen, da kann man noch viel nennen.

"die Seelenlehre des Empedokles besagt, ...dass ein Gott ... geboren wird,..."

Ich rate zur Zurückhaltung: nicht gleich von einem solchen Zitat auf eine Seelenlehre schließen.

Also Iosci, demnächst mehr dazu, ich packe jetzt die Badehose ein und enteile auf dem Fahhrad,

P. :)
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