tribulatio ac tribus

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tribulatio ac tribus

Beitragvon sinemetu » Sa 26. Dez 2015, 11:47

Wie alt ist tribulatio? Ist in dem Wort die Erfahrung, wenn Völker wandern, verarbeitet?
Zuletzt geändert von sinemetu am Mo 4. Jan 2016, 14:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: tribulatio ac tribus

Beitragvon Laptop » Sa 26. Dez 2015, 12:56

Wie kommst du darauf? tribus kommt anscheinend von tri (tres).

tribulatio von θλίβω.
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Re: tribulatio ac tribus

Beitragvon Prudentius » Mo 4. Jan 2016, 12:49

Laptop hat geschrieben:tribus kommt anscheinend von tri (tres).


tribus, -us: es gab in Rom eine urtümliche Volkseinteilung, eine Drittelung, die drei tribus, wurde später durch andere Namen ersetzt; aber es gibt noch den "tribunus plebis", das tributum, tribunal der erhabene Sitz des Richters; und vor allem das Verb (dis)tribuere, auf die 3 tribus verteilen (?).
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Re: tribulatio ac tribus

Beitragvon medicus » Mo 4. Jan 2016, 14:11

Ein lehrreiches Forum. Nachdem ich mich in die Frage von sinemetu eingelesen habe, kann ich evtl. auch etas beisteuern:
sinemetu hat geschrieben:Wie als ist tribulatio? Ist in dem Wort die Erfahrung, wenn Völker wandern, verarbeitet?


Du meinst wahrscheinlich "alt" statt "als". Georges gibt an, das Wort komme aus der Kirchensprache, dann kann es nicht so alt sein.
http://www.zeno.org/Georges-1913/A/trib ... tribulatio

Den Zusammenhang mit der Völkerwanderung musst du erklären. Meinst du die Leute waren zu der Zeit besonders betrübt?
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Re: tribulatio ac tribus

Beitragvon sinemetu » Mo 4. Jan 2016, 14:49

medicus hat geschrieben:Du meinst wahrscheinlich "alt" statt "als".


Ja, daher Entschuldigung für meine Nachlässigkeit.


medicus hat geschrieben:Den Zusammenhang mit der Völkerwanderung musst du erklären. Meinst du die Leute waren zu der Zeit besonders betrübt?


Genau das möchte ich als Vermutung hier vorgestellt haben. Man sehe sich die durch den Balkan trottenden Züge an! Ist mit tribulatio nicht auch eher die verängstigende Unruhe welche die Neu Hinzugezogenen (Tribus muß damals Volk, Volksmenge geheißen haben) notgedrungen unter den Alteingesessenen verursachen und verursachen werden, gemeint?

Eventuell gehört hierher auch dt. Trubel, engl. Travel-agency, die orth. Version von Travel, Troubel, und rom. trabail, die Arbeit, sangen doch die Nibelungen, das Völkerwanderungsvolk:

Uns ist in alten mæren wunders vil geseit von helden lobebæren, von grozer arebeit,


Da hat Arbeit ja den Anklang von Wagentreck ...
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Re: tribulatio ac tribus

Beitragvon medicus » Mo 4. Jan 2016, 15:09

sinemetu hat geschrieben:Eventuell gehört hierher auch dt. Trubel


Im 17. Jh. aus dem frz. trouble entlehnt, lat, turba, turbulare
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Re: tribulatio ac tribus

Beitragvon sinemetu » Mo 4. Jan 2016, 16:16

medicus hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:Eventuell gehört hierher auch dt. Trubel


Im 17. Jh. aus dem frz. trouble entlehnt, lat, turba, turbulare


Soweit ist semantisch turba von tribus nicht entfernt.

Die Ableitung tribus von tri ist scheinrichtig. So wie viele primitive Völker ein zwei drei viele zählen, z.b. die deutsche ein zwie drei viel (vier nur ein Liquidwechsel), mag viel auch schon als drei verstanden worden sein. tri und tur könnten also nur Varianten sein, wie bei der Dativendung ibus - ubus ....
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Re: tribulatio ac tribus

Beitragvon medicus » Mo 4. Jan 2016, 16:31

sinemetu hat geschrieben:So wie viele primitive Völker ein zwei drei viele zählen, z.b. die deutsche ein zwie drei viel (vier nur ein Liquidwechsel)


Daraus schließt du also, dass die Deutschen ein primitives Volk sind, und ich schließe daraus, dass du kein Deutscher bist. :o
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Re: tribulatio ac tribus

Beitragvon etrusker » Mo 4. Jan 2016, 17:38

hey- also ich habe folgendes gefunden: http://www.etymonline.com/index.php?term=tribulation - anscheinend stammt das wort tribulatio aus dem kirchenlatein und bedeutet soviel wie Kummer, Trübsal und Ärger...
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Re: tribulatio ac tribus

Beitragvon medicus » Mo 4. Jan 2016, 17:56

@etrusker: Das hatte ich doch schon in einem Beitrag um 13:11h geschrieben.
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Re: tribulatio ac tribus

Beitragvon sinemetu » Mo 4. Jan 2016, 17:58

medicus hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:So wie viele primitive Völker ein zwei drei viele zählen, z.b. die deutsche ein zwie drei viel (vier nur ein Liquidwechsel)


Daraus schließt du also, dass die Deutschen ein primitives Volk sind, und ich schließe daraus, dass du kein Deutscher bist. :o



'ntschuldigung - bezieht sich auf eine primitive Kulturstufe, die ab und zu noch zu beobachten ist. Reprimitivisierungen, wie Tatoo und Nasenring sind inzwischen panoptiv :lol:

Ich vermute nur einen Zusammenhang und Anklang und gegenseitige Beeinflussung zwischen vier (4) und viel (plus).
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Re: tribulatio ac tribus

Beitragvon medicus » Mo 4. Jan 2016, 18:15

sinemetu hat geschrieben:Ich vermute nur einen Zusammenhang und Anklang und gegenseitige Beeinflussung zwischen vier (4) und viel (plus


Im Herkunftswörterbuch von Duden ist keinerlei Zusammenhang zu erkennen. Es wird mir zu viel, alles abzutippen.
Du sammelst doch Wörterbücher, wie du einmal schriebst.
http://www.amazon.de/Duden-07-Das-Herku ... 3411040742
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Re: tribulatio ac tribus

Beitragvon sinemetu » Mo 4. Jan 2016, 18:30

Ich habs doch, das Buch - bloß meine semantisch motiviertes Bemühen wird von den Rhizologen allzuselten in's Blickfeld gerückt.
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Re: tribulatio ac tribus

Beitragvon medicus » Mo 4. Jan 2016, 18:50

sinemetu hat geschrieben: Rhizologen


Da ich im Internet, außer dem botanischen Begriff, nichts fand, hab ich mein gutes altes Meyers Lexikon ausgegraben. Dort fand ich zu Rhizom:
...in Ahnlehnung an den biol. Begriff Bez.für eine eher irrational bestimmte "organ" Verzweigung von Aussagen, Gedanken und Argumenten, deren Abfolge die Regeln der klassischen Logik in vorbildlich befreiender Absicht negiert. Seit den 1980er Jahren von der franz. Philosophie ausgehend im Sinne einer praktischen Philosophie von speziell subkulturellen Zusammenhängen vertreten.

Endlich verstehe ich sinemetu etwas besser :klatsch:
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Re: tribulatio ac tribus

Beitragvon Prudentius » Di 12. Jan 2016, 18:45

Wir Rhizologen sehen eine klare Unterscheidung von vier und viel; viel tun wir zusammen mit voll, füllen, plenus, ple-, polys; vier dagegen mit quattuor, tettares; auch leuchtet uns nicht ein, dass jemand bei drei mit dem Zählen aufhört; mit den Fingern kommt man mindestens bis 5, wobei manche diese gerade sein lassen.

Die etymologische Spekulation hat allerdings bei uns eine lange Geschichte und betrifft die wesentlichen Fragen des Menschen; es beginnt bei den Sophisten, Platon hat diesen Fragen einen Dialog gewidmet (Kratylos), das Etymologisieren ist Teil der allegorischen Mythenauslegung; ein Beispiel dafür: Was ist mit der Gottheit "Hera" gemeint? Man spricht den Namen schnell hintereinander mehrmals aus (das H wird ja nicht geschrieben), also "era-era-era-...", und das ist nicht zu unterscheiden von "aer-aer-aer-", und so sieht man, mit dem Götternamen ist "in Wirklichkeit" ein physikalisches Element gemeint. Die stoischen Philosophen haben diesen Zweig der rationalistischen Mythendeutung ausgebaut.

Der größte Etymologisierer war wohl Heidegger, mit seiner bekannten Etymologie von gr. "aletheia" Wahrheit als "a-letheia", Unverborgenheit.

Die heutige "ernsthafte" Etymologie ist ja Teil der positivistischen Wissensauffassung, die seit dem 19. Jh. die Altertumswissenschaft prägt, das nennt sich "historische l. Formenlehre", sie ist also noch nicht sehr alt.
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