RM hat geschrieben:Ganz im Gegenteil: Gerade mit solchen Meinungen sollten wir uns genau auseinandersetzen
das,was du als "meinung" bezeichnest, ist in wahrheit ein klischee, dessen sich dieser zeitungsmensch bedient, um die karikatur eines unnützen trottels zu erstellen, der allerdings aufgrund seiner fast schon wieder liebenswerten absonderlichkeit , so wird suggeriert, einen platz im kuriositätenkabinett verdient , anstatt einfach mit dem ganzen bildungsmüll entsorgt zu werden.
aber abgesehen von diesem ganzen filzjacken-und cordhosenstumpfsinn , zeigt uns ja schon der erste satz unmißverständlich, wo der bartl den most holt:
"Unter allen unzeitgemäßen Personen ist der Lateinlehrer am unzeitgemäßesten. Das Wissen, das er weitergibt, ist kaum einen Euro mehr wert."
diese aussage führt uns zumindest zu der einen frage, mit der man sich nun tatsächlich auseinandersetzen sollte: ist bildung noch "zeitgemäß" ?
diese frage erscheint zunächst paradox gerade in einer zeit, in der vom sogenannten "bildungsexperten" bis hinunter zum letzten provinzpolitiker über die wichtigkeit und somit den wert von "bildung" einigkeit besteht. allenthalben ist von bildung die rede, und wo die rede von bildung ist, ist auch die rede von deren "reform". der begriff "bildungsreform" ist mittlerweile geradewegs zu einer gemeingefährlichen drohung geworden, umso mehr, als jene, die dieses wort ständig im mund führen, weder zu wissen scheinen, was bildung, noch, was reform bedeutet. vielmehr verwechseln sie bildung mit ausbildung, und reform mit anpassung ebendieser ausbildung an den herrschenden zeitgeist oder jedenfalls an die aktuellen erfordernisse. und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass alle sogenannten bildungsreformen unter ausschluss jener stattfinden, die als einzige bildung vermitteln, nämlich der lehrer.
genauso wie der begriff "schule" heute nichts mehr mit der ursprünglichen bedeutung dieses wortes (σχολη) gemein hat, ist auch der begriff "bildung" längst in sein gegenteil pervertiert, umso mehr, als die durch bildung erwirkte freie entfaltung der persönlichkeit, der freie, mündige, selbstbestimmte und kritische mensch, heute weniger denn je der gesellschaftspolitischen zielsetzung entspricht. nicht der freie , mündige, gebildete mensch ist erwünscht, sondern der angepasste, unkritische und für sein funktionieren bestmöglich "aus"gebildete. unwissenheit ist stärke!
wen wundert es da noch, wenn gerade seitens der medien als propagandisten der herrschenden gesellschaftspolitischen ausrichtung gegen die exponenten gerade jenes faches polemisiert wird, das als reines bildungsfach sich dem zeitgeist auf besonders hartnäckige weise widersetzt?