Utilitarismus nach Mill

[Gaius]

Letztens bin ich auf einen Text von J. St. Mill gestoßen, der mich ein wenig nachdenklich gemacht hat. Er besagt in etwa, dass Lebewesen einer höheren Bewusstseinsebene den "Gelüste der geistigen Betätigung" den sogenannten "niederen Gelüsten" den Vorzug geben, da diese eine viel höhere Qualität und Quantität aufweisen.
Was mich daran verwundert ist, dass es doch heutzutage sehrwohl so ist, dass den niederen Gelüsten der Vorzug gegeben wird, nicht umsonst wird so häufig von der Spaßgesellschaft geredet wird,
Was meint ihr dazu?

[weinic]

der Utilitarismus heisst eig: das größt mögliche glück für eine größt mögliche Personenanzahl, darum gehts eig hauptsächlich in dem Text. Ein gutes Beispiel dafür ist der Film: Minority Report. Hatten wir alles im ersten Quartal in der Schule
Aber das was du sagst stimmt schon. Nur warum verwundert dich, dass man das auch auf das heutige Leben beziehen kann? Es gibt sehr wohl Texte, die sich sehr gut auf unser Leben übertragen lassen, egal wie alt sie sind. Davon mal abgesehen hat Mill gar nicht soooooo lange vor uns gelebt! (1806 - 1873) ok, ist zwar schon 100 Jahre her, aber das ist ja gar nicht mal so lange!!!

[Gaius]

Ich meinte nicht, dass der Text nicht auf heute bezogen werden soll, sondern dass der Text nicht auf heute beziehbar ist (obwohl er nicht so alt ist). Denn eigentlich sucht sich der bewusste Mensch eher geistige Freuden aus, so habe ich Mill jedenfalls Verstanden. Daher frage ich mich, ob es den Menschen so schlecht geht, dass sie sich lieber an leicht erreichbare Freuden klammern, als in der geistigen Ertüchtigung. Denn wie sagt Mill:
"Aus Charakterschwäche entscheiden sich die Menschen sowohl zwischen zwei sinnlichen wie auch bei der Wahl zwischen sinnlichen und geistigen Freudenoft für das nähere Gut, obgleich sie wissen,dass es geringeren Wert hat."
Sind die meisten Menschen Charakterschwach??

[weinic]

Sry, da hab ich dich dann falsch verstanden
Nicht die meisten, aber viele.
Mill sagt auch: "Es ist unbestreitbar, dass ein Wesen mit geringerer Fähigkeit zum Genuss die besten Aussichten hat, voll zufriedengestellt zu werden; während ein Wesen von höheren Fähigkeiten stets das Gefühl haben wird, dass alles Glück der Welt, so wie sie beschaffen ist, erwarten kann, unvollkommen ist."
Es gibt halt verschiedene Menschen. Es gibt sogenannte "niedrige Wesen", d.h. Menschen mit wenig Intelligenz, usw, und es gibt "Höhere Wesen", d.h. Menschen mit viel Intelligenz. o ist es auch heute noch, Es gibt Menschen, die nur auf Genuss aus sind, und nach deinem Zitat dann Charakterschwach, und es gibt Menschen, die sich täglich versuchen sich weiterzubilden und so versuchen glücklich zu werden. Die erste Variante ist nach Mill auch kein richtiges Glück.
"Es ist besser ein unzufriedener Mensch zu sein als ein zufrieden gestelltes Schwein" E gibt halt heutzutage unzufriedene Menschen, aber auch "Schweine". Unsere Gessellschaft ist sozusagen geteilt. Deshalb sollte man das ganze nicht so verallgemeinern.

[Gaius]

Ja, natürlich sollte das nicht verallgemeinert werden.
Was mich jetzt noch beschäftigt ist die Differenzierung des Glücksbegriffs:
Wieso ist geistiges Glück von höherer Qualität? Wer kann das beurteilen, wo doch jeder Mensch unterschiedlich ist? Die Qualitätsunterschiede werden bestimmt durch Kriterien von Dauerhaftigkeit, aber vor allem auch durch die empirische Erhebung, welche Freuden bevorzugt werden. Ist es da kein Widerspruch zu sagen, dass geistige Freuden einen höheren Wert besitzen, wenn die individuelle empirische Wahrnehmung die sinnliche Freude als eitwas Höheres sieht? Oder ist man dann charakterschwach?