HASS

Beiträge zu Themen, die in keine andere Kategorie passen

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Beitragvon Imber » Do 26. Mai 2005, 10:38

Mir selbst ist es lieber, wenn ich in einer Liebe-Hass-Phase bin als wenn iich so ganz moderat vor mich hin empfinde.
Hass teilt sich ja noch auf in rasenden, blinden Hass oder in kalten, langanhaltenden, berechnenden Hass.
meist haßt man doch jemanden, weil man sich selbst ihm gegenüber Schwächen gegeben hat und wütend auf sich selbst ist. Dann fühlt man immer, wenn diese Person einen ansieht und evtl sogar milde anlächelt, einen Schlag im Magen und will die Person auslöschen, um die Erinnerung an die Schwäche, die man gezeigt hat, aus der Welt auszulöschen.

Hey, wie passend, höre grad von den Onkelz ein Lied über Hass. Gegen Nazis, die zu blöd sind, wie die Onkelz selbst zu erkennen, daß sie falsch liegen. Das paßt irgendwie wirklich... Sie haben sich selbst eine Schwäche gegeben, indem sie jahrlang Scheiße verzapft haben, und richten ihre Wut auf sich selbst jetzt gegen die, die den gleichen Weg gehen wie sie früher. relativ kindisch.

Wer mit Verachtung haßt, der kann das irgendwann in Mitleid umwandeln. Wer stärkere haßt, haßt irgendwann sich selbst.
Wer Gleichstarke haßt, der kann das sein Leben lang tun und braucht das auch, und ich glaube, wenn dann sein "Haßpartner" irgendwann wirklich, wie man es sich jahrlang mit Genuß ausgemalt und erhofft hat, stirbt, fühlt man sich ebenso leer und unglücklich, wie wenn ein Mensch, den man liebt, stirbt...
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Beitragvon Seneca w » Do 26. Mai 2005, 22:26

@Imber: ja, hass kann ausfüllen. Hass kann uach befriedigen , in gewissem sinne.
Bei mir wandeln sich negative Empfindungen immer gelich in Selbsthass um; kennt das jemand?
Das passiert einfach.
Die Köpfe, welche die Gabe lichtvoller Klarheit haben, erlangen Beifall;
die verworrenen werden bisweilen verehrt, weil keiner sie versteht.
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Beitragvon ResPublica » Fr 27. Mai 2005, 09:04

Ja... negative Empfindungen die sich in Selbsthass verwandeln - kommt mir sehr bekannt vor. Aber ich glaube, sie verwandeln sich eher in Schuldzuweisungen. Wenn ich hasse (generell mich), dann findet in meiner Selbst immer ein innerer Kampf statt: Ich beschuldige einen anderen, tobe mich aus, beschimpfe ihn (im inneren Monolog), schreie und werde dann plötzlich still, um mich selbst zu beschuldigen. Dann mache ich mich für jede negative Empfindung verantwortlich und hasse mich im wahrsten Sinne des Wortes dafür.
Aber ich glaube, Hass hat etwas sehr Konstruktives. Denn nie hasste ich, ohne dass etwas daraus entstand. Hass bringt mich zum Reflektieren und damit auch zum überlegteren Handeln - Hass hat seinen Sinn in der Welt und ich glaube, sie könnte nicht bestehen ohne ihn, wie sich auch nicht bestehen kann, ohne seinen größten Gegenspieler, die Liebe...
Viele Leute sagen, Hass (Kriege, das Böse) sind das Schlimmste auf der Welt, dies muss man beseitigen um eine bessere Welt zu schaffen - blabla. Aber bedenken tun sie nicht, was dies für Konsequenzen hätte: Allein die Vorstellung, dass es irgendwann keine Kriege mehr geben wird, ist absurd! Ich denke daran, wie viel Gutes Hass hervorgebracht hat. Durch kurzfristiges "schlechtes" Handeln, wurde langzeitig viel "Gutes" bewirkt - meint ihr nicht?
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Beitragvon Imber » Fr 27. Mai 2005, 09:17

"Allein die Vorstellung, dass es irgendwann keine Kriege mehr geben wird, ist absurd! Ich denke daran, wie viel Gutes Hass hervorgebracht hat. Durch kurzfristiges "schlechtes" Handeln, wurde langzeitig viel "Gutes" bewirkt - meint ihr nicht?"

Dies am beispiel "Krieg" festzumachen hat etwas sehr Utilitaristisches. Aus Hass können Gute Dinge etnstehen, ja. Aber nicht, wenn der Hass so ausgelebt wird, daß Menschen geschadet wird. Denn es gibt doch eigentlich so viele Welten, wie es Menschen (oder Lebewesen mit Bewußtsein allgemein) gibt, die sie wahrnehmen. Wenn im Krieg nun 10000 Menschen sterben oder vergewaltigt werden oder verstümmelt und also 10000 Welten ein böses Ende nahmen, nur damit dadurch eine Million andere Menschen... was weiß ich, in der medizinischen Forschung vorankommen oder irgendwelche Jugendgruppen durch gemeinsame Demonstrationsaktionen Freunde fürs Leben werden...
das ist eine Ethik, der ich nicht zustimmen kann.
Imber
 

Beitragvon ResPublica » Fr 27. Mai 2005, 09:23

Ich erwähnte das Beispiel Krieg ja nur, weil es an sich "das Böse" verkörpert und weil Menschen, naive Menschen, glauben ihn ausschalten zu müssen, um etwas Besseres zu schaffen. Man kann das Ganze auch auf Hass umlegen... Menschen werden immer dazu neigen, Schaden, Leid, Sterben, ... als etwas Negatives umzulegen (ich schließe mich übrigens nicht aus).
Du meinst, der Begriff "gut" verschwindet, wenn anderen Schaden zugefügt wird? Nehme ich deine Meinung richtig an, dann glaubst du, die Freiheit Gutes zu tun, endet bei dem Punkt, wo die Freiheit eines anderen, wenn möglicherweise auch eines Schlechten, der die Freiheit hat Schlechtes zu tun, beschnitten wird - richtig?
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Beitragvon ResPublica » Fr 27. Mai 2005, 09:28

Ich las deinen Beitrag gerade nicht ganz zu Ende, also hab ich noch etwas hinzuzufügen: Ich bin auch nicht für diese Art von Kriegen,wie du sie beschrieben hast. Aber wenn ich auf diktatorische Staaten blicke, wo zig Menschen versklavt, unterdrückt und geknechtet sind, nur weil EIN Mann sich an der Spitze hält, dann glaube ich, dass die Grenze überschritten werden kann, dass man ihn stürzen sollte um den anderen Menschen ein lebenswertes Leben zu leben!
Genauso funktioniert doch unsere Gesellschaft auch - ein Verbrecher muss auch Konsequenzen tragen, wenn er die Freiheit der Menschen beschneidet oder zu beschneiden droht: Sperrt man ihn dann nicht auch weg, oder exekutiert ihn sogar? In dem Fall werden Menschenrechte gebrochen - ja - aber ich glaube, dass die hier auch gebrochen werden m ü s s e n, um ihre Weiterführung zu garantieren...
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Beitragvon Imber » Fr 27. Mai 2005, 09:50

ich glaube auch nicht, daß man krieg abschaffen kann, ich stimme nur der utilitaristischen ethik nicht zu.
und ja, die freiheit, gutes zu tun, endet meiner meinung nach an der stelle, wo dadurch anderen menschen schlechtes angetan wird.
du hast doch im farben-thread "Grau" verteidigt, weil es eine Kompromissfarbe ist und nicht nur schwarz und weiß. Und genau so ein entgegenkommen meine ich.
natürlich sieht man nie eindeutig die grenzen, das wäre ja auch schrecklich, wenn es nur richtig und falsch gäbe... dann könnte man wirklich den "Wert" eines Menschen ausrechnen, einfach durch Summierung seiner richtigen und falschen Entscheidungen. Es gibt aber immer noch mehr Wege und Möglichkeiten, und nur dadurch kann es verschiedene Persönlichkeiten geben.
Ich stehe leider noch ganz am Anfang meines Philosophiestudiums, das räume ich ein, aber ich hoffe, daß ich in den nächsten Jahren besser und genauer herauszufinden lerne, was meiner Meinung nach richtiges Handeln ist.
Imber
 

Beitragvon ResPublica » Fr 27. Mai 2005, 09:58

Gut, ich möchte nur betonen, dass ich auf keinen Fall ein Utilitarist bin - dies vor allem, da ich in der Philosophie selbst (noch!) ein Anfänger bin, und mich nicht gleich einer Ethik zuschreiben will, die vielleicht ein paar gute, auf mich zutreffende Eigenschaften hat.

Du sagst, es gibt mehr Wege und Möglichkeiten, um mehr Nuancen von Menschen hervorzubringen, das befürwortest du auch.
Aber: Was wenn diese Entwicklung verhindert wird, von jemandem, der nur in Schwarz-Weiß denkt. Schwarz= böse, muss unterdrückt werden, Weiß=gut, muss gefördert wird. Hier rennt man auf der Stelle, kommt nie zu der Herausbildung von Grautönen.
Sollte man, wenn du Grau befürwortest, nicht eingreifen und die Aufsplitterung erlauben?

Ich hoffe, du findest für dich die richtige Antwort auf deine Frage des richtigen Handeln. Klar ist, dass richtiges Handeln, also "gutes", moralisches Handeln, einen "guten" Willen voraussetzt. Nicht gezwungenes, utilitaristisches Handeln, sondern Handeln aus freiem Willen, um das Gute an sich zu üben, sollte man als richtiges Handeln definieren. Was nun "gut" und "schlecht" ist - darüber lässt sich ja streiten ;-)
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Beitragvon Seneca w » Fr 27. Mai 2005, 20:24

Ohne eure Diskussion jett stören zu wollen--;)
Ich finde durchaus auch, dass Hass nützlich sein kann; genauso wie zB Depression oder tiefe Trauer "nützlicher" sind als Zufriedenheit; man tut nämlich zwangsläufig IRGENDWAS um seine Befindlichkeit zu verändern...
Künstler ZB schaffen häufig aus ihrem Leiden heraus.
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Beitragvon ResPublica » Sa 28. Mai 2005, 12:15

Da muss ich dir Recht geben, Seneca w!
Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen: Stecke ich in tiefster Trauer oder Depression, dann kommt auch meine Kreativität zu Tage, dann schaffe ich aus diesem Leid!
Aber ich glaube auch, dass es nicht nur möglich ist, aus Negativem zu schöpfen, sondern ebenso aus dem Positiven, denn schließlich:
Lebt man in Zufriedenheit, so wird man alles tun, um diesen Zustand zu halten, man wird auch hierfür kämpfen und auch hierfür schaffen!
ResPublica
 

Beitragvon Seneca w » Mo 30. Mai 2005, 20:37

[quote="ResPublica"]
Lebt man in Zufriedenheit, so wird man alles tun, um diesen Zustand zu halten, man wird auch hierfür kämpfen und auch hierfür schaffen![/quote]

Ja, das stimmt eigentlich schon;
leider ist man sich häufig gar nicht bewusst dass man zufrieden ist!
Die Köpfe, welche die Gabe lichtvoller Klarheit haben, erlangen Beifall;
die verworrenen werden bisweilen verehrt, weil keiner sie versteht.
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Beitragvon ResPublica » Mo 30. Mai 2005, 22:21

Das stimmt schon, aber:
Weiß man (die "breite Masse"), dass man unglücklich ist?
Oft weiß man es, doch weiß man auch warum und weswegen man unglücklich ist? Wird man nicht irgendwas tun, obwohl man nicht weiß, wieso man so handelt?
Ich glaube es ist dem Menschen einfach auferlegt, immer für oder gegen etwas zu streben, ohne dennoch Genaueres zu wissen...
So fühle zumindest ich mich des Öfteren ;-)
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Beitragvon Pedanticus » Mo 30. Mai 2005, 22:33

ResPublica hat geschrieben:Da muss ich dir Recht geben, Seneca w!
Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen: Stecke ich in tiefster Trauer oder Depression, dann kommt auch meine Kreativität zu Tage, dann schaffe ich aus diesem Leid!

Wenn ich depressiv bin, kann ich nichts anderes als sinnlos herumsitzen ...
Pedanticus
 

Beitragvon Imber » Di 31. Mai 2005, 09:12

eine Depression ist eine Krankheit am Gehirn, eine Hormonstörung, die medikamentös behandelt werden muß, damit sie geheilt werden kann. Ein Depressiver ist wunschlos unglücklich.
Eine Depression ist nicht die Bezeichnung für ein paar Tage schlechte Laune.
Imber
 

Beitragvon Parmenides » Di 31. Mai 2005, 14:52

eine Depression ist eine Krankheit am Gehirn, eine Hormonstörung, die medikamentös behandelt werden muß, damit sie geheilt werden kann

Der Psychiater diagnostiziert.
Parmenides
 

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