Gott ändert seine Meinung?

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Gott ändert seine Meinung?

Beitragvon Falco peregrinus » Sa 10. Dez 2005, 19:43

hi,
das AT bis zum NT verbreiten doch eigentlich recht unterschiedliche Lehren.
Das AT sagt zum Bsp.: "Auge um Auge, Zahn um Zahn."
Das NT sagt: Liebe deinen Nächsten; etc

das würde doch bedeuten, dass Gott "seine Meinung geändert hat"??

Wie kann etwas Allwissendes, Allmächtigen - das Absolute seine Meinung ändern?
Vita brevis, ars longa.
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Beitragvon Hieronymus » Sa 10. Dez 2005, 21:44

Dazu das hier:

http://www.nikodemus.net/1194-Gewalt_im_Koran.htm :
Im Gegensatz zum Koran ist die Bibel in einem Zeitraum von 1500 Jahren entstanden. Hier gab es sehr viele unterschiedliche geschichtliche Entwicklungen, auf die reagiert werden musste. Zudem finden wir eine fortschreitende und immer tiefere Offenbarung des Wesens Gottes. Sicher gab es am Anfang auch die Blutrache. Doch diese ist immer mehr eskaliert.

Um dies einzudämmen hat Gott die Verordnung "Auge um Auge, Zahn um Zahn" erlassen, was soviel bedeutet: Wenn dir ein Auge oder ein Zahn eingeschlagen wurde, darfst du nicht mehr als ein Auge bzw. einen Zahn einschlagen. Das ist aber kein Muss. Es gab immer auch die Möglichkeit zu vergeben oder die Rache Gott zu überlassen.

Im Neuen Testament, das ja die Grundlage für den christlichen Glauben
darstellt, werden wir grundsätzlich aufgefordert zu vergeben und uns nicht selbst zu rächen. "Liebet eure Feinde" ist ein Gebot Jesu, das über das alte Gebot "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" noch hinausgeht. Im Neuen Testament ist ausschließlich von einem geistlichen Kampf die Rede, der nicht gegen Menschen sondern gegen die Mächte der Finsternis geht (Epheser 6,10). Nirgendwo wurde in der Bibel das Christentum mit Gewalt ausgebreitet oder dazu aufgerufen (im Gegensatz zu manchen Perversionen und Machmissbrauch in späteren Jahrhunderten!).


http://de.wikipedia.org/wiki/Vergeltungsrecht :
Bibelgrundsatz:

Glaubensgebote als Normen des Zusammenlebens einerseits und die Suche nach geeigneter Abschreckung bzw. Bestrafung in der Rechtsprechung andererseits führen schließlich zum Talionsprinzip. Dieses Prinzip will Verhältnismäßigkeit herstellen (bedingte Vergeltung), was als Bibelgrundsatz "Auge um Auge" (siehe aber: Auge für Auge), als Rechtsgrundsatz "Gleiches mit Gleichem" und als sprichwörtliche Verhaltensregel "Wie du mir, so ich dir" bekannt wurde. Die Antwort soll mit gleichen Mitteln erfolgen. Die subjektive Beliebigkeit von Vergeltung wird durch objektive Maßstäbe – nach gesellschaftlich vereinbarten Normen - abgelöst.

Zugrunde liegt ein im Alten Testament genannter und mehrfach abgewandelter Bibelgrundsatz. Am bekanntesten sind die Worte aus dem AT, 3. Mose, 24. Kapitel:

"19. Und wer seinen Nächsten verletzt, dem soll man tun, wie er getan hat, 20. Schade um Schade, Auge um Auge, Zahn um Zahn ... 21. wer aber einen Menschen erschlägt, der soll sterben. 22. So soll einerlei Recht unter euch sein."


Widersprüche:

So überzeugend der Ansatz ist, Rache abzulösen und ein angemessenes Maß für Vergeltung zu finden, es bleiben etliche Widersprüche. Diese Einwände betreffen Talion sowohl als Rechtsgrundsatz wie als Verhaltensregel. In der Bibel selbst konkurrieren verschiedene Strafnormen, die erstens die Talion aushebeln und für viele Vergehen die Todesstrafe fordern (AT, 3. Mose, 20). Zweitens trifft die angestrebte Begrenzung der Vergeltung (bspw. ein Leben gegen ein Leben) nicht immer den Täter. Drittens schürt die Vergeltung vielfach die Rache und führt praktisch in eine Gewaltspirale. Der Konflikt wird nicht beendet, sondern eskaliert. Ein vierter Einwand gegen das Talionsprinzip aber betrifft das postulierte Gleichgewicht. Denn gerade die Verhältnismäßigkeit ist bspw. bei körperlicher Gewaltanwendung oft fraglich: Was ist "gleich": Die Reaktion an sich, die eingesetzte Kraft, das Schmerzgefühl, das Ergebnis? Was sind "gleiche Mittel"? Fünftens handelt der Betroffene stets als Zweiter, er ist nicht Subjekt, sondern Objekt des Geschehens. Das allerdings entsprach dem Menschenbild autoritärer Ordnungen. Talion ist also ein bloßes Reaktionsprinzip – im Unterschied zur goldenen Regel, die als Aktionsprinzip den Menschen zum selbstbewussten Handeln auffordert.

Im Alten Testament konkurriert das Talionsprinzip zudem mit verschiedenen Verhaltensprinzipien: den 10 Geboten (Dekalog), der Nächstenliebe und der goldenen Regel.

Diese Widersprüche lösen sich allerdings bei Taten zu Lasten der Mitmenschen auf, wenn man das Talionsprinzip nicht als gesetzliche Forderung nach einer der Verletzung gleichwertigen Sanktion auffasst, sondern als bloße Einschränkung versteht und deshalb stets ein "höchstens" mitliest. Dass das Prinzip bei den so verstandenen Delikten gegen Gott, für die stets die Todesstrafe angedroht wird, keine Anwendung finden kann, versteht sich im alttestamentlichen Kontext von selbst.
Mit freundlichen Grüßen
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Beitragvon Maile » So 1. Jan 2006, 11:59

Meines Erachtens muss man wegkommen von der Ansicht, dass die Bibel oder diverse Religionen der Spiegel Gottes sind.
Diese "Lehren" sind alle vermenschlicht, also fehlerbehaftet.
Wenn es etwas Absolutes gibt, dann können wir das gar nicht fassen und sehen vielleicht auch Widersprüche, die nicht existieren.
Wobei man hierüber nicht korrekt argumentieren kann.
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Beitragvon ivens » Do 8. Jun 2006, 16:40

Die meisten Dinge, die sicher von Gott stammen, haben ja noch ihre Gültigkeit (Beispielsweise die 10 Gebote...)
Das AT enthält aber hauptsächlich Überlieferungen über die Geschichte des Volkes Israel. Im NT hingegen hat Gott sich den Menschen durch seinen Sohn Jesus Christus offenbart. Deshalb ist das Christentum strenggenommen auch keine Religion wie die anderen, sondern die Offenbarung :)
Es gibt so viele Möglichkeiten, einen guten Eindruck zu machen.
Warum lasse ich sie alle ungenutzt?
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Beitragvon suetonius » Do 8. Jun 2006, 18:16

oh gott, das hört sich hier an, als hätte Gott die Bibel persönlich geschrieben.
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Beitragvon Neni » Do 8. Jun 2006, 19:03

das hört sich fast an, als gäbe es gott. für mich ist gott nach wie vor eine ausflucht, mal guter, mal böser natur, in jedem falle doch immer eine menschliche. aber das war ja nicht das thema. ein gewisser roter faden schlängelt sich durch die ganze christl. geschichte und dieser sollte fernab jeder pedanterie auch erkannt werden.
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Beitragvon Maile » Sa 10. Jun 2006, 11:13

Neni hat geschrieben:das hört sich fast an, als gäbe es gott. für mich ist gott nach wie vor eine ausflucht, mal guter, mal böser natur, in jedem falle doch immer eine menschliche. aber das war ja nicht das thema. ein gewisser roter faden schlängelt sich durch die ganze christl. geschichte und dieser sollte fernab jeder pedanterie auch erkannt werden.


Ein Hinweis auf vergangene vorgegebene Verdauungsschwierigkeiten heutiger anakastischer Neurotiker (Neuröschen ;-) ) ?
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Beitragvon Neni » So 11. Jun 2006, 19:20

definitiv und von herzen gern: nein *gg*
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Beitragvon Maile » So 11. Jun 2006, 20:32

schade
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Beitragvon Maxima Minima » Fr 13. Okt 2006, 15:27

@ivens
Eine Frage am Rande:
Was stammt denn sicher von Gott?
Man muß schon einen sehr starken, scheuklappenähnlichen Glauben haben, um wirklich daran festzuhalten, das Dinge, die in der Bibel stehen tatsächlich von einem Überwesen stammt, das gemeinhin als "Gott" bekannt ist.
Nicht, das ich damit ein Problem hätte. Wenn jemand einen festen Glauben hat, dann mag das für den einzelnen eine schöne Sache sein. Letztendlich ist es doch eine höchstpersönliche Sache. Niemand sollte einen anderen von irgend etwas überzeugen sollen.
Auf der anderen Seite sollte man auch die Religion auch nicht mißbrauchen, um bestimmte Regeln durchzusetzen oder gar als fadenscheinigen Grund, einen Krieg zu führen.
Ich denke, es macht an dieser Stelle deswegen auch gar keinen Sinn, darüber zu diskutieren, ob Gott seine Meinung geändert hat, vielmehr hat sich die Gesellschaft verändert und als gesellschaftliches Regelwerk aus frühster Bronzezeit sehe ich das alte bis zur römischen Besatzungszeit sehe ich das neue Testament.
Es ist schade, das unsere aktuelle, globale Gesellschaft offensichtlich immer noch an alten, zum Teil vollkommen überholten Werten festhält und nicht in der Lage ist, eigene Werte zu schaffen, die es jedem einzelnen ermöglichen, zumindest einigermaßen friedlich zu leben. Stattdessen hängen wir immer noch Altem hinterher und stellen uns - genaugenommen - unsinnige Fragen, ob Gott seine Meinung geändert hat.
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Beitragvon intedum » Fr 13. Okt 2006, 18:49

Maxima Minima hat geschrieben:Was stammt denn sicher von Gott?

Genau das ist es ja. Das alte Testament ist eine Mischmasch nicht nur religiösen Ursprungs: Sintflut gibt es schon bei den Sumerern, einer der Psalme wurde ursprünglich von Echnaton verfasst usw. Vieles ist ja sowieso nur symbolisch aufzufassen, z. B. die 7 Tage dauernde Schöpfung, bei der für einen Tag locker eine Milliarden Jahre stehen kann. Oder dass Moses die hebr. Schrift erfunden habe, die ja von den Phöniziern stammt. Das "Auge um Auge" ist außerdem ja ohnehin schon sehr alt und weitverbreitet.

Da Jesus etwas ganz anderes sagt, bin ich persönlich sowieso dafür, das AT ganz wegzulassen, weil sich mit beiden Testamenten zusammen die Widersprüche ins Unübersehbare vervielfachen. Wenn Gottes Sohn persönlich etwas anderes geasgt hat, wird das ja wohl eher richtig sein als irgendwelche uralten Gesetze, die wer weiß wer mal erfunden hat und die irgendwie ihren Weg ins AT gefunden haben. Und im NT steht eindeutig , man soll anderen ihre Sünden vergeben (siehe "Backe").

Gerichtlich ist sowieso das neuste Testament alleingültig, warum macht das die Kirche nicht genauso? :?
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Beitragvon cucuma » Fr 13. Okt 2006, 19:21

Wer ist eigentlich Gött?
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Beitragvon Cellus » Fr 13. Okt 2006, 19:55

cucuma hat geschrieben:Wer ist eigentlich Gött?


http://de.wikipedia.org/wiki/Emil_G%C3%B6tt
"Der Mensch ist das Maß aller Dinge: für die seienden, dass sie sind, für die nicht seienden, dass sie nicht sind." (Protagoras)
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Beitragvon christianus » Mo 16. Okt 2006, 19:46

Es ist schade, das unsere aktuelle, globale Gesellschaft offensichtlich immer noch an alten, zum Teil vollkommen überholten Werten festhält und nicht in der Lage ist, eigene Werte zu schaffen


dann leg los, mal schauen, ob du was besseres hinkriegst
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