Humanwissenschaft -theoretische oder praktische Vernunft?

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Humanwissenschaft -theoretische oder praktische Vernunft?

Beitragvon He-sche » Mi 23. Aug 2006, 16:07

Hi,
Wir besprechen in Philo grad Kant. Speziel theoretischer und praktischer Vernunftgebrauch.

Jetzt sollen wir die Humanwissenschaftebn da einordnen.
Erkennen Humanwissenschaften das was sein soll oder das was ist?

was sagt ihr?

wär lieb wenn ihr mir eure Einschätzung schreiben würdet

danke
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Beitragvon Gabel » Mi 23. Aug 2006, 16:18

Beides, oder? Ein Soziologe beispielsweise kann doch deskriptiv vorgehen, d.h. Gesellschaften untersuchen und zu verstehen versuchen; er kann aber auch versuchen, Regeln für ein besseres Zusammenleben aufzustellen. Oder ist er dann schon Jurist? ;)
can I get a 'quodquod'?
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Beitragvon juergen » Mi 23. Aug 2006, 16:19

Guck Dir mal an, was alles unter "Humanwissenschaften" fällt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Humanwissenschaften
Gruß Jürgen

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Beitragvon Gabel » Mi 23. Aug 2006, 16:23

Oh, ich dachte "Humanwissenschaften" wäre so ein österreichischer Slangausdruck für "Geisteswissenschaften"...
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Beitragvon juergen » Mi 23. Aug 2006, 16:28

Ich würde mal empfehlen einen Blick in die Kritik der reinen Vernunft zu werfen. Dort ganz am Ende gibt es ein Kapiel mit dem hübschen Titel:
Der Transzendentalen Methodenlehre drittes Hauptstück.
Die Architektonik der reinen Vernuft.


Sind nur wenige Seiten: KrV B860-B879
Gruß Jürgen

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Beitragvon He-sche » Mi 23. Aug 2006, 16:40

Naja aber ich meine wenn man in Philosophie über die Lehre des Menschen redet ist das doch eigentlich immer mehr theoretisch oder es trift doch nie ganz die Situation wie sie unbedingt ist aber sie redet auch nicht davon wie es sein soll. Mehr so ne dritte Spalte ein wie es sein könnte sind doch Humanwissenschaften. Also ordne ich die dazwischen ein oder?
He-sche
 

Beitragvon juergen » Mi 23. Aug 2006, 17:05

Das Problem ist eher, daß es vieles was heute als "Wissenschaft" bezeichnet wird, zu Kants Zeiten noch gar nicht in der Form gab.

Zu den sog. Humanwissenschaften wird in der Regel auch die Medizin gezählt. Aber wenn man sich die Geschichte der Medizin so anguckt, dann wurde sie doch lange gar nicht zu den Wissenschaften gezählt. Sie gehört klassisch eher zur "Kunst" (ars); wir haben noch den alten Begriff "Heilkunst" in unserm Wortschatz.
Und wenn man z.B. man Thomas Mann (Buddenbrooks) liest, und wie er da von Ärzten (fast schon ironisch) spricht, die doch eher etwas "herumdoktorn" oder gar "herumpfuschen", dann hat er da keine hohe Meinung, wie auch in früheren Zeiten Mediziner/Ärzte keine "Götter in weiß" waren, sondern die ganze Sache eher mit Mißmut betrachtet wurde. Es gibt auch Texte wo ausdrücklich Mädchen aus "gutem Hause" gewarnt werden, doch bitte keinen Arzt zu heiraten.
Heute hingegen sieht es mit dem Ansehen der Medizin anders aus. Ob sie freilich eine "Wissenschaft" ist, darüber könnte man u.U. weiterhin streiten.


Aber zum Thema:
zur theoretischen Vernuft gehören vor allem:
Matematik, Logik, Metaphysik, Ontologie, Theologie etc.
zur praktischen Vernuft eher:
Moral, Ethik, Politik
Gruß Jürgen

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Beitragvon He-sche » Mi 23. Aug 2006, 18:18

Naja ich hätte die Theologie schon unter die praktische gesetzt (alles was sein soll) oder nicht?
He-sche
 

Beitragvon juergen » Mi 23. Aug 2006, 18:37

Kant KrV B874 hat geschrieben:...Demnach besteht das ganze System der Metaphysik aus vier Hauptteilen. I. Der Ontologie. 2. Der rationalen Physiologie. 3. Der rationalen Kosmologie. 4. Der rationalen Theologie....


Zur Psychologie
Kant KrV B876 f. hat geschrieben:...Zweitens: wo bleibt denn die empirische Psychologie, welche von jeher ihren Platz in der Metaphysik behauptet hat, und von welcher man in unseren Zeiten so große Dinge zu Aufklärung derselben erwartet hat, nachdem man die Hoffnung aufgab, etwas Taugliches a priori auszurichten? Ich antworte: sie kommt dahin, wo die eigentliche (empirische) Naturlehre hingestellt werden muß, nämlich auf die Seite der angewandten Philosophie, zu welcher die reine Philosophie die Prinzipien a priori enthält, die also mit jener zwar verbunden, aber nicht vermischt werden muß. Also muß die Psychologie aus der Metaphysik gänzlich verbannt sein, und ist schon durch die Idee derselben davon gänzlich ausgeschlossen. Gleichwohl wird man ihr nach dem Schulgebrauch doch nich immer (obzwar nun als Episode) ein Plätzchen darin | verstatten müssen, und zwar aus ökonomischen Bewegursachen, weis sie noch nicht so reich ist, daß sie allein ein Studium ausmachen, und doch zu wichtig, als daß man sie ganz ausstoßen, oder anderwärts anheften sollte, wo sie noch weniger Verwandtschaft als in der Metaphysik antreffen dürfte....


:lol:
Gruß Jürgen

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