von juergen » Mi 23. Aug 2006, 17:05
Das Problem ist eher, daß es vieles was heute als "Wissenschaft" bezeichnet wird, zu Kants Zeiten noch gar nicht in der Form gab.
Zu den sog. Humanwissenschaften wird in der Regel auch die Medizin gezählt. Aber wenn man sich die Geschichte der Medizin so anguckt, dann wurde sie doch lange gar nicht zu den Wissenschaften gezählt. Sie gehört klassisch eher zur "Kunst" (ars); wir haben noch den alten Begriff "Heilkunst" in unserm Wortschatz.
Und wenn man z.B. man Thomas Mann (Buddenbrooks) liest, und wie er da von Ärzten (fast schon ironisch) spricht, die doch eher etwas "herumdoktorn" oder gar "herumpfuschen", dann hat er da keine hohe Meinung, wie auch in früheren Zeiten Mediziner/Ärzte keine "Götter in weiß" waren, sondern die ganze Sache eher mit Mißmut betrachtet wurde. Es gibt auch Texte wo ausdrücklich Mädchen aus "gutem Hause" gewarnt werden, doch bitte keinen Arzt zu heiraten.
Heute hingegen sieht es mit dem Ansehen der Medizin anders aus. Ob sie freilich eine "Wissenschaft" ist, darüber könnte man u.U. weiterhin streiten.
Aber zum Thema:
zur theoretischen Vernuft gehören vor allem:
Matematik, Logik, Metaphysik, Ontologie, Theologie etc.
zur praktischen Vernuft eher:
Moral, Ethik, Politik
Gruß Jürgen
Achja: meine Übersetzungen sind alle mit großer Vorsicht zu genießen