Kant

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Kant

Beitragvon consus » Sa 17. Mär 2007, 16:12

Salvete, amici philosophiae studiosissimi!
Neulich las ich folgende Zeilen von Albrecht Graf Wickenburg (1839-1911). Sie stammen aus dem Gedicht "Mein Wien" (1894):
"Ein Glück, dass Kant sich nicht zu uns verloren,
sonst gings wohl mit der strengen Ethik schief:
In Wien hätt' er ihn sicher nicht geboren,
den kategorischen Imperativ!
Das Wort „Ich soll“ stimmt schlecht zum Wiener Triebe,
der nur uns handeln heißt aus Lust und Liebe."

Ob das wohl stimmt? :lol:
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Beitragvon Stentor » So 18. Mär 2007, 22:25

Das mag damals wohl in's Schema des weinseeligen Operettenstaates gepaßt haben, der sich gegenüber den unsympathischen, aber erfolgreicheren, "Preußen" durch irgendwas profilieren mußte. Soviel hat sich wohl doch nicht verändert. ;-)
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Beitragvon th3o » Do 27. Sep 2007, 18:02

Das witzige bei Kant ist, finde ich, dass er meint sogar nachgewiesen zu haben, dass es dem Menschen ein Bedürfnis sei a) an Gott zu glauben und dadurch b) auch sowieso nach dem kat. Imperativ zu handeln. Ich habe die Stelle aus der praktischen Vernunft nicht zur Hand aber sinngemäß verhält es sich so. :)
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Kant: Gott und kat. Imp.

Beitragvon consus » Mo 1. Okt 2007, 11:01

Servus.

Kant postuliert die Existenz Gottes als derjenigen Instanz, welche die Übereinstimmung von Glückseligkeit und Sittlichkeit sichert. Man lese die entsprechenden Abschnitte aus der KpV bzw. konsultiere u.a. das Kant-Lexikon von R. Eisler: http://www.textlog.de/33117.html
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Beitragvon th3o » Mo 1. Okt 2007, 17:47

ja, darauf läuft die KpV hinaus. meiner ansicht nach aber hat kant sich selbst keinen gefallen getan auf die antinomien der praktischen vernunft zu sprechen zu kommen. ab dem zeitpunkt fing das werk an instabil zu werden, aber das ist weniger kants schuld als die schuld seines systems...

interessant finde ich vor der passage, die du empfiehlst, consus, den abschnitt über die epikureer und stoiker wo ziemlich gut gezeigt wird, weshalb beide denkschulen die vereinigung von sittlichkeit und glückseligkeit mit ihren je eigenen "werkzeugen" nicht bewerkstelligen können.
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De argumento ontologico

Beitragvon consus » Mo 13. Okt 2008, 12:48

Consus Noctuae s.d.p.
Libentissime ad interrogata tua respondeo.
KrV = Kritik der reinen Vernunft;
A = editio prima (1781);
B = editio altera (1787);
A 592 = editio prima, pagina 592.
Exstat opus integrum in interrete:
http://www.intratext.com/ixt/DEU0058/
Quod ad argumentum ontologicum attinet, legere te oportet
http://www.intratext.com/ixt/DEU0058/_P2D.HTM
Sit tibi bene.
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Albrecht Graf Wickenburg

Beitragvon Noctua » Di 14. Okt 2008, 11:17

Salvete amicis,

@Consus: ich sehe, dass du die Diskussion hierhin verschoben hast, hier gehört sie ja auch eher hin (inzwischen).

zu dem Gedicht Wickenburgs: ich meine darin ein Zwinkern zu sehen. Hat Wickenburg nicht auch die Lobeshymne auf Heidelberg geschrieben? Es fällt mir schwer im Lobesgesang auf Wien eine Profilierung gegenüber Preußen zu sehen. Vielleicht ein Hieb gegenüber Kants Philosophie? Sie ist doch recht konservativ... und mit der Stadtphilosophie Wiens und ihrer Offenheit sicher nicht vergleichbar. Oder -um den Gedanken noch einmal aufzunehmen- vielleicht ein Hieb gegen das sittenstrenge Preußen?

interessant finde ich vor der passage, die du empfiehlst, consus, den abschnitt über die epikureer und stoiker

... ich kann sie nicht finden :sad:

Ich kann nicht behaupten, sehr viel von Kants Philosophie zu wissen. So viel dann aber doch: Ich finde Kategorien apriori zu erklären, schwierig zu vertreten, auch wenn ich selbst keinen besseren Vorschlag habe. Durkheims Ansatz z.B., die Kategorien in einer Mischung aus Apriorismus und Empirismus als ein Produkt sozialen Lebens und kollektiven Denkens zu erklären, fällt mir schon leichter nachzuvollziehen, auch wenn es sicher nicht die ultimative Lösung ist.
Und dass der kategorische Imperativ angesichts mancher Menschen in weiter Ferne zu sein scheint -sei es, dass sie Macht ausspielen und demonstrieren wollen, sei es, dass sie durch die Häßlichkeit, erzeugt indem sie aus Einsamkeit o.a. Gründen finstere Gedanken in ihrem Herzen wälzen, dazu bewogen werden, ist sicher nicht zu leugnen. Wie nimmt Kant eigentlich zu solchen Fällen Stellung?

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