Das Verbum "gehen" in den romanischen Sprachen

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Das Verbum "gehen" in den romanischen Sprachen

Beitragvon consus » Sa 31. Mär 2007, 13:46

Hier Italienisch:

andare < lat. ambitare: Ind. andiamo, andate bzw. Konj. andiamo, andiate (cf. Regula/Jernej, Gramm. italiana descrittiva, 2. Aufl. Bern 1975, p. 179).

Der Zingarelli (10. Aufl., 1971) bringt andare in Verbindung mit lat. annare (< ad-nare heran-schwimmen) = nuotare verso. Was sagen die Romanisten? :?

vado (vo) ecc. < lat. vado (vadere) eqs.
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Beitragvon Eteokles76 » Sa 31. Mär 2007, 15:06

Salve amice, das ist ja mal ein richtiges Thema für mich ;-)

Französisch: aller < lat. ambulare

je vais, tu vas, il va, nous allons, vous allez, ils vont. Bemerkenswert, dass nur in der 1. und 2. P.Pl der Stamm von ambulare kommt, der Rest von vadere (merk ich auch grad zum ersten mal bewusst.)

futur und conditionnel bildet sich allerdings mit dem Stamm von "ire": j'irai, tu iras, il ira.... Zusammensetzung aus "ir" (das alleine so garnicht mehr benutzt wird ) und konjugierte Form von "avoir" also aufgeschlüsselt heißt es eigentlich "ich habe zu gehen." Conditionnel von "aller" setzt sich zusammen aus dem Stamm von "ir" und der Endung des imparfait, also j'irais, tu irais, il irait (ich würde gehen etc.)

Im Spanischen ist der Infinitiv "ir", hier herrscht genau dasselbe Phänomen vor: (voy, vas, va, vamos, vais, van < vadere) aber futur mit dem Stramm von "ir" + konjugiertes "habere" (haben) : iré, irás, irá.... und condicionál ebenfalls von "ir" mit Endung des imperfecto: iría, irías, iría....

saludos

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Beitragvon jp-magister » Sa 31. Mär 2007, 15:14

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Beitragvon Eteokles76 » Sa 31. Mär 2007, 16:45

Kleine Ergänzung noch, die mir grad beim Wohnungsputz einfällt: Im Spanischen Indefinido (synthetisches Perfekt) fungiert die die Form "fui, fuiste, fue" gleichzeitig als Tempusform für das Verb "ser" (sein) als auch für das Verb "ir" (gehen). Fui kann also sowohl heißen "ich ging" als auch "ich war". Gleiches gilt natürlich dann auch für die Formen des subjuntivo imperfecto, die von der 3. P.Pl. Indefnido abgeleitet werden (fuera, fueras, fuera...).

:-)
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Beitragvon consus » Sa 31. Mär 2007, 17:16

Grazie, gracias, gratias vobis, amici, pro responsis! Semper aliquid addiscimus. :)
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Beitragvon nighean_neonach » So 1. Apr 2007, 11:34

Dass das Verb für "gehen" (wie auch das für "kommen") suppletiv, d.h. aus verschiedenen Stämmen zusammengemischt ist, ist übrigens ein häufiges Phänomen, nicht nur in den romanischen Sprachen.
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Beitragvon barbara » So 1. Apr 2007, 12:07

also aufgeschlüsselt heißt es eigentlich "ich habe zu gehen"

bemerkenswert! so hab ich das wirklich noch nie betrachtet. hab mir immer gedacht, die avoir-formen entsprächen durch zufall den futur-endungen.
was es nicht alles gibt....

lg
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Beitragvon consus » So 1. Apr 2007, 12:10

Dass das Verb für "gehen" (wie auch das für "kommen") suppletiv, d.h. aus verschiedenen Stämmen zusammengemischt ist, ist übrigens ein häufiges Phänomen, nicht nur in den romanischen Sprachen.


Wo denn noch? Ich wäre an Beispielen interessiert. :)
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Beitragvon juergen » So 1. Apr 2007, 12:15

Rumänisch:

merge: gehen, maschieren
umbla: umgehen, herumgehen, herumlaufen

Fragt mich nicht, wie die einzelnen Formen gebildet werden. Ich habe nur ein Wörterbuch aber keine Ahnung von der Sprache.

Das zweite Wort könnte vielleicht vom lat. ambulare kommen, was vermutlich aus dem Griechischen herübergeschwappt ist: (ana)baino.
Gruß Jürgen

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Beitragvon Apollonios » So 1. Apr 2007, 13:16

Auch wenn Englisch keine romanische Sprache ist: to amble, schlendern, scheint das gleiche Wort zu sein.
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Beitragvon Iulus » So 1. Apr 2007, 13:25

@Apollonios:Nun,das verwundert mich nicht!Immerhin lassen sich,um es noch einmal zu erwähnen,60% des englischen Wortschatzes auf das Lateinische zurückführen...
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Beitragvon nighean_neonach » So 1. Apr 2007, 13:47

consus hat geschrieben:Wo denn noch? Ich wäre an Beispielen interessiert. :)


Na ja, denk mal an "go" und "went", das ist auch nicht der gleiche Wortstamm... Ansonsten fallen mir gerade viele Beispiele aus den keltischen Sprachen ein (gäl. "gehen" im Futur = thèid, im Präteritum = chaidh, etc.), die werden dir wenig sagen, weil dort für Außenstehende auch reguläre Bildungen (mit Ablaut, Anlautmutation etc.) schon sehr "unregelmäßig" aussehen.
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Beitragvon consus » So 1. Apr 2007, 14:36

Wo denn noch?


So zu fragen ist eine berufsbedingte Angewohnheit, war vielleicht unpassend hier, bitte um Entschuldigung! Zur Sache: Ja, so ist es: Keltisches ist mir nicht vertraut (non omnia possumus omnes). Man sollte aber auch wegen einer gewissen Abrundung des Themas das Griechische nicht vergessen: ερχομαι – ειμι – ηλθον – εληλυθα.
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Beitragvon nighean_neonach » So 1. Apr 2007, 16:40

Ja genau, das Griechische ist auch ein gutes Beispiel.
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Beitragvon Eteokles76 » Mo 2. Apr 2007, 10:19

hab mir immer gedacht, die avoir-formen entsprächen durch zufall den futur-endungen.


Salve Barbara, nein das hat schon einen Sinn. Gleiches z.B. im Passé simple: je regardai = j'ai regardé (nur mit der Form von avoir am Ende). Anders ließe sich die Endung auch nicht erklären, nach dem lat. Etymon müsste ja sonst die Endung -i- oder -e- sein. Oder auch die Adverb-Bildung auf -mente: amicalement < amicale + Abl.Sg. von mens, mentis. Aber das hat nun nicht mehr viel mit dem titel hier zu tun... ;-)

lg ete
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