Engelbeschreibungen gesucht!

Beiträge zu Themen, die in keine andere Kategorie passen

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Beitragvon alterego » Fr 9. Nov 2007, 14:26

"Der Unnerschied von einen Mensch und einen Engel ist leicht. Das meiste von ein Engel ist innen, und das meiste von ein Mensch ist außen."

Anna war sechs Jahre alt. Manchmal hieß sie Fratz. Mit fünf Jahren kannte sie den Sinn des Lebens und wusste, was Liebe ist. Dazu war sie eine persönliche Freundin und auch Beraterin von Herrn Gott. Mister Gott eigentlich. Da die Engel selbstverständlich englisch sprechen, war anzunehmen, dass ihr oberster Herr das auch tat. Mister Gott also.
Anna war sehr gebildet. Theologie, Mathematik, Philosophie, Dichtkunst und Gärtnerei – nichts war ihr fremd. Fragte man sie etwas, bekam man unter allen Umständen eine Antwort. Manchmal verzögerte sich die Antwort, aber nach ein paar Wochen oder Monaten kriegte man sie – manche Dinge brauchen ihre Zeit. Die Antworten waren direkt, einfach und präzise.
Sie feierte ihren achten Geburtstag nicht hier; sie starb vorher bei einem Unfall. Sie starb mit einem Lächeln auf ihrem Gesicht. Ihr letzter Satz war: „Wetten, dass mich Mister Gott dafür in sein Himmel reinlässt.“ Und ich wette nicht dagegen. Er tat es sicher.
Ich kannte Anna ungefähr dreieinhalb Jahre lang.
Manche Leute sind berühmt, weil sie allein die Welt umsegelt oder auf dem Mond zu Mittag gegessen haben. Jeder Mensch weiß von solchen Leuten. Mich kennt fast niemand, und doch erhebe ich Anspruch auf den Ruhm, Anna gekannt zu haben und, wie ich glaube, recht gut. Am besten eigentlich von innen – denn wie gesagt, „das meiste von ein Engel ist innen“. Und das ist die Geschichte, wie ich Anna kennenlernte. Seither habe ich noch zwei weitere Engel getroffen. Aber das ist wieder etwas anderes.


aus "Hallo MMr. Gott, hier spricht Anna"
alterego
 

Beitragvon Apollonios » Do 15. Nov 2007, 03:18

Noch was Hübsches von Joseph von Eichendorff:

Von Engeln und von Bengeln

Im Frühling auf grünem Hügel
Da saßen viel Engelein,
Die putzten sich ihre Flügel
Und spielten im Sonnenschein.

Da kamen Störche gezogen,
Und jeder sich eines nahm,
Und ist damit fortgeflogen,
Bis daß er zu Menschen kam.

Und wo er anklopft' bescheiden
Der kluge Adebar,
Da war das Haus voller Freuden -
So geht es noch alle Jahr.

Die Engel weinten und lachten
Und wußten nicht, wie ihn'n geschehn. -
Die einen doch bald sich bedachten,
Und meinten: das wird wohl gehn!

Die machten bald wichtige Mienen
Und wurden erstaunlich klug,
Die Flügel gar unnütz ihn'n schienen,
Sie schämten sich deren genug.

Und mit dem Flügelkleide
Sie ließen den Flügelschnack,
Das war keine kleine Freude:
Nun stattlich in Hosen und Frack!

So wurden sie immer gescheuter
Und applizierten sich recht -
Das wurden ansehnliche Leute,
Befanden sich gar nicht schlecht.

Den andern war's, wenn die Aue
Noch dämmert' im Frühlingsschein,
Als zöge ein Engel durchs Blaue
Und rief' die Gesellen sein.

Die suchten den alten Hügel,
Der lag so hoch und weit -
Und dehnten sehnsüchtig die Flügel
Mit jeder Frühlingszeit.

Die Flügeldecken zersprangen,
Weit, morgenschön strahlt' die Welt,
Und übers Grün sie sich schwangen
Bis an das Himmelszelt.

Das fanden sie droben verschlossen,
Versäumten unten die Zeit -
So irrten die kühnen Genossen,
Verlassen in Lust und Leid. -

Und als es nun kam zum Sterben,
Gott Vater zur Erden trat,
Seine Kinder wieder zu werben,
Die der Storch vertragen hat.

Die einen konnten nicht fliegen,
So wohlleibig, träg und schwer,
Die mußt Er da lassen liegen,
Das tat ihm leid so sehr.

Die andern streckten die Schwingen
In den Morgenglanz hinaus,
Und hörten die Engel singen,
Und flogen jauchzend nach Haus!
וָאֹמַר מִי־יִתֶּן־לִּי אֵבֶר כַּיּוֹנָה אָעוּפָה וְאֶשְׁכֹּנָה ׃
et dixi quis dabit mihi pinnas columbae ut volem et requiescam
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Beitragvon Medus » Do 15. Nov 2007, 19:32

Danke euch beiden.
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Beitragvon Apollonios » Di 27. Nov 2007, 23:18

Wenn Du auch an gefallenen Engeln Interesse hast, hier zwei schöne Exemplare von Ada Christen (1839-1901)

Gefallene Engel

Es ist die alte finst're Mähr
Von zwei Vermaledeiten,
Die ohne Rast und ohne Ruh
Fort durch die Hölle schreiten.
Von Zweien, die voll Hochmuth einst
Verschmäht des Himmels Frieden,
Und eine Seligkeit hindurch
Sich fremd und stolz gemieden;
Von zwei Vermaledeiten, die
So fern nun allem Reinen,
Sich suchen, finden, halten, ach!
Und weinen - weinen - weinen!


Herzblut

…

III.

Ich blickte jüngst in mich -
So recht in's Herz hinein
Und glaubte noch etwas zu finden
Von dem, was einstens mein.

Ich sah mein verlorenes Eden,
Mein versunkenes Paradies,
Mich selbst den gefallenen Engel,
Den Himmel und Erde verstieß.

…
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Beitragvon Medus » Mi 28. Nov 2007, 18:17

Danke, Apollonios!
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Tolles Buch von Ferdinand Holböck

Beitragvon Thomas Morus » Do 14. Aug 2008, 10:38

@Medus

Wenn du dich vom religiösen, speziell vom christlichen Standpunkt aus über Engel informieren möchtest, kann ich folgendes Buch sehr empfehlen:
"Vereint mit den Engeln und Heiligen: Heilige, die besondere Beziehungen zu den Engeln hatten" von Ferdinand Holböck, dem großen Salzburger Theologen und Autor, der zu außerordentlich viel Themen, und eben auch zu Engeln, umfassend recherchiert und Stellung genommen hat. Im Buch wird anhand der wichtigsten Beispiele biblischer Figuren, aber auch neuerer Heiliger, wie Engel sich in unser irdisches Leben einschalten. Dabei werden wie gesagt auch vorchristliche Aspekte beleuchtet.
Eine umfassende und vor allem auch theologisch-wissenschaftlich abgesicherte und fundierte Quelle. Hier bei Amazon:

http://www.amazon.de/Vereint-mit-den-Engeln-Heiligen/dp/3717108557/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=books&qid=1218702617&sr=1-2

Liebe Grüße,
Tom
Thomas Morus
 

John Milton: Paradise Lost

Beitragvon Thomas Morus » Do 14. Aug 2008, 10:43

... jaaa, und dann ist da natürlich noch "Paradise Lost" von John Milton. Das ist eindeutig eines der bedeutendsten Werke des literarischen Kanons, wenn es um Engel geht.

Als Einstiegsinformation kann Wikipedia dienen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Paradise_Lost

Alles Gute,
Tom
Thomas Morus
 

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