Engelbeschreibungen gesucht!

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Engelbeschreibungen gesucht!

Beitragvon Medus » Mo 17. Sep 2007, 17:49

Salvete,

ich suche Gedichte oder auch Prosatexte, in denen Engel beschrieben werden. Nicht nur das Äußere, auch der Charackter. Dabei vor allem alte Texte! Also von vorchristlichen Jahrhunderten bis einschließlich dem 16. Jh. Gerne aber auch modernere Sachen, wenn ihr welche kennt! Dabei ist es egal, in welcher Sprache das betreffende Gedicht (oder der Text) geschrieben ist (eine deutsche Übersetzung wäre bei fremdsprachigen Texten aber recht günstig :D). Also auch lateinische und griechische Texte sind erwünscht! Aber: Vor allem brauche ich Texte deutscher Literaten!

Valete.
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Beitragvon Christophorus » Mo 17. Sep 2007, 20:47

hm,
zählt auch das Lied von Rammstein, Engel ?

ist zwar keine Aussehens-Beschreibung, eher eine Art Beschreibung der Lebensumstände?
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Beitragvon Apollonios » Mo 17. Sep 2007, 22:04

Salve,
auf die Schnelle drei Gedichte:

Rose Ausländer:
Der Engel

Der Engel in dir
freut sich über dein Licht,
weint über deine Finsternis.
Aus seinen Flügeln rauschen
Liebesworte, Gedichte,
Liebkosungen
Er bewacht deinen Weg,
lenkt deinen Schritt –
engelwärts.

---

Sagt mir doch nicht
Es gäbe keine Engel mehr
Wenn Ihr die Liebe gekannt habt
Ihre rosigen Flügelspitzen
Ihre eherne Strenge.

Marie Luise Kaschnitz

----

Rainer Maria Rilke
Die Engel

Sie haben alle müde Münde
und helle Seelen ohne Saum.
Und eine Sehnsucht (wie nach Sünde)
geht ihnen manchmal durch den Traum.

Fast gleichen sie einander alle;
in Gottes Gärten schweigen sie,
wie viele, viele Intervalle
in seiner Macht und Melodie.

Nur wenn sie ihre Flügel breiten,
sind sie die Wecker eines Winds:
als ginge Gott mit seinen weiten
Bildhauerhänden durch die Seiten
im dunklen Buch des Anbeginns.

-----

Im übrigen wirst Du hier fündig:
http://www.onlinekunst.de/engel/engel.html

s.t.s.b.

edit -- Nachtrag:
http://userpage.fu-berlin.de/~pmartins/ ... te%20(1940)%20%20These
וָאֹמַר מִי־יִתֶּן־לִּי אֵבֶר כַּיּוֹנָה אָעוּפָה וְאֶשְׁכֹּנָה ׃
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Beitragvon Medus » Di 18. Sep 2007, 16:16

Danke, ihr beiden! Habt mir sehr geholfen!
Und ja, auch das Lied von Rammstein kann ich für meine Zwecke gebrauchen! Danke!

Gruß
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Beitragvon Christophorus » Di 18. Sep 2007, 20:50

der interessante Wikipedia-Artikel mit weiteren Quellenangaben ist dir sicher bekannt, oder?

http://de.wikipedia.org/wiki/Engel
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Beitragvon chefren » Mi 19. Sep 2007, 04:13

Refrain zu Ben feat. Gim - Engel

Selbst Engel weinen, Engel leiden, Engel fühln sich mal alleine
Sie verzweifeln wie jeder andre
fallen tief und haben Feinde




Ggf. noch hilfreich der Folgende Link: http://all-is-one.de/engel-startseite.html
Bild

Donec eris sospes, multos numerabis amicos: Tempora si fuerint nubila, solus eris.
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Beitragvon Brian Cohen » Mi 19. Sep 2007, 11:32

Rudolf Otto Wiemer - Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein ...

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.
Sie gehen leise und müssen nicht schrein,
Oft sind die alt und häßlich und klein, die Engel.
Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
Oder er wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel.
Dem Hungernden hat er das Brot gebracht, der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht,
Er hört, wenn du ihn rufts in der Nacht, der Engel.
Er steht im Weg und er sagt: Nein, der Engel,
Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein ­
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.



Und hier noch ein sehr gewöhnungsbedürftiger Text:

Bertolt Brecht - Über die Verführung von Engeln

Engel verführt man gar nicht oder schnell.
Verzieh ihn einfach in den Hauseingang
Steck ihm die Zunge in den Mund und lang
Ihm untern Rock, bis er sich naß macht, stell
Ihn das Gesicht zur Wand, heb ihm den Rock
Und fick ihn. Stöhnt er irgendwie beklommen
Dann halt ihn fest und laß ihn zweimal kommen
Sonst hat er dir am Ende einen Schock.

Ermahn ihn, daß er gut den Hintern schwenkt
Heiß ihn dir ruhig an die Hoden fassen
Sag ihm, er darf sich furchtlos fallen lassen
Dieweil er zwischen Erd und Himmel hängt —

Doch schau ihm nicht beim Ficken ins Gesicht
Und seine Flügel, Mensch, zerdrück sie nicht.[/b]
"Und die Verwirrung wird all jene verwirren, die nicht wissen, mmhh... und niemand wird wirklich genau wissen, wo diese kleinen Dinge zu finden sind, die verknüpft sind mit einer Art von Handarbeitszeug, das durch die Verknüpfung verknüpft ist. Und zu der Zeit soll ein Freund seines Freundes Hammer verlieren. Und die Jungen sollen nicht wissen, wo die Dinge, die jene Väter erst um acht Uhr am vorhergehenden Abend dort hingelegt hatten, kurz vor Glockenschlag..."
Brian Cohen
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Beitragvon Apollonios » Do 27. Sep 2007, 18:38

Etwas umfangreicher zum Thema Engel ist die Phantasy-Reihe "Engel" aus dem Verlag Feder und Schwert.
http://www.feder-und-schwert.com/prod_engel.php
Eine untypische Form von Rollenspiel wird hier sowohl in einem literarisch anspruchsvollen Regelwerk als auch in einer Romantrilogie (für deren Genuß man nicht Rollenspieler sein muß) geboten. Makel an der Reihe sind zwar die zahlreichen Druckfehler und der nicht ganz geringe Preis. Entschädigt wird man durch hohen Lesegenuß, schöne Bilder und ein sehr überraschendes Wissen über Engel, das ich hier nicht verrate, um künftigen Lesern nicht den Spaß zu verderben.
Brian Cohen hat geschrieben:passende und unmissverständliche Alternativen zu den Wörtern "posten" und "Thread"? Ich kriege immer Krämpfe dabei... :D

Statt Thread :cry: sag ich meist Thema :D - auch ein Fremdwort, auch mit Th, aber viel schöner!
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Beitragvon Apollonios » Sa 29. Sep 2007, 22:40

Noch was von Rudolf Alexander Schröder (1878-1962):
Mehr denn zwölf Legionen

Die Welt ist voller Boten
mit Botschaft insgemein:
Bei Lebenden und Toten
soll keiner einsam sein.
Wird nirgend keine Blume
in keiner Wüstung grün,
der nicht vom Heiligtume
das Wort geschäh, zu blühn.

Die Winde, die sich regen,
die Wasser ohne Zahl,
sie haben ihr Bewegen
durch Einen, der befahl.
Von Lebenden zu Toten
geht der geheime Bund;
den machen Christi Boten
an allen Orten kund.

Bis an die fernsten Sterne
und hinters Sternenreich:
Die Nähe wie die Ferne
gilt vor dem Einen gleich.
Nicht Lebende, nicht Tote
gibt's ewig hier und dort:
Zu jedem kommt der Bote,
zu allen reist das Wort.

Hilf uns, o Herr, sie grüßen
und ihren Ruf verstehn,
wo sie mit linden Füßen
vom Berg herniedergehn.
Denn was vor tauben Ohren
zerbräch wie Tand und Traum,
ging aus dem Wort verloren
und gibt dem Bösen Raum.

Sprich zu den Engeln, Deinen:
"Kehrt ein bei jedem Knecht;
die sich verloren meinen,
die eben sind mir recht."
Laß Deine Botschaft treiben,
wo Liebe Liebe sucht,
das Wort in uns bekleiben:
Da trägt der Weinstock Frucht.


bekleiben: anhaften
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Beitragvon Apollonios » Sa 6. Okt 2007, 21:24

http://www.youtube.com/watch?v=Fu59QQ0qzL0
Tarja Turunen von Nightwish
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Beitragvon tami » Sa 6. Okt 2007, 21:41

oh sorry, dass ich nicht selbst daran gedacht hatte

edit: hier der text dazu:

Nightwish
Angels Fall First

An angelface smiles to me
Under a headline of tragedy
That smile used to give me warmth
Farewell - no words to say
Beside the cross on your grave
And those forever burning candles

Needed elsewhere
To remind us of the shortness of your time
Tears laid for them
Tears of love tears of fear
Bury my dreams dig up my sorrows
Oh Lord why
The angels fall first?

Not relieved by thoughts of Shangri-La
Nor enlightened by the lessons of Christ
I'll never understand the meaning of the right
Ignorance lead me into the light

Needed elsewhere...

Sing me a song
Of your beauty
Of your kingdom
Let the melodies of your harps
Caress those whom we still need

Yesterday we shook hands
My friend
Today a moonbeam lightens my path
My guardian

( http://www.nightwish.com/en/band/lyrics?id=5 )
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Beitragvon Medus » So 7. Okt 2007, 14:22

Vielen Dank, Apollonios!
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Beitragvon Apollonios » Fr 19. Okt 2007, 11:49

Falls Du noch immer nach Engelbeschreibungen suchst: Joseph Freiherr von Eichendorff, Aus dem Leben eines Taugenichts, 7. Kapitel, 1. Abs.:
Denn von dem prächtigen Rom hatte ich schon zu Hause als Kind viel wunderbare Geschichten gehört, und wenn ich dann an Sonntagnachmittagen vor der Mühle im Grase lag und alles ringsum so stille war, da dachte ich mir Rom wie die ziehenden Wolken über mir, mit wundersamen Bergen und Abgründen am blauen Meer und goldenen Toren und hohen glänzenden Türmen, von denen Engel in goldenen Gewändern sangen.
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Beitragvon Medus » Sa 20. Okt 2007, 14:56

Wiederum: Danke.
Die Suche wird übrigens noch lange nicht aufhören, also bitte immer, wenn ihr etwas entdeckt, hier hereinschreiben.

Gruß
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Beitragvon Apollonios » Fr 26. Okt 2007, 00:47

Arnulf Zitelmann: Kein Ort für Engel. Ein Schulroman. Beltz & Gelberg TB
Das ist ein - sehr lesenswerter! - Roman über einen Schüler, der lieber in Museen als in die Schule geht. Hier finden sich zwei Engeltexte:


S. 31
"Glaubst du an Engel?" fragte er plötzlich. "Du gibst doch Reli, sprecht ihr da über Engel?"
Märte strich ihr Haar zurück. "Engel?" wiederholte sie. "Eigentlich nicht. Kannst du dir denn so was vorstellen?"
"In Wirklichkeit?" fragte er.
Märte nickte.
"Keine Ahnung", sagte er. "Jedenfalls sehen sie bestimmt nicht aus wie Menschen mit weißen Hühnerflügeln. Eher abstrakt. Vielleicht wie eine Computer-Grafik. Lauter selbstbewegte bunte Linien. Schön wäre das, wenn man die mal zu sehen bekäme."
"Da kann ich mir überhaupt nichts drunter vorstellen", sagte Märte. "Und wenn sie keine Menschengestalt haben, können sie ja aussehen wie alles Mögliche, auch wie die Gießkanne da vorn unter der Blumenampel." Märte lachte laut auf.
"Ich finde das nicht komisch, wenn du mich auslachst", sagte er gereizt.
"War doch nicht so gemeint", lenkte Märte ein.
"Du hast nichts kapiert", sagte er. "Das Ganze pendelt um verschiedene Achsen. Deswegen denke ich an Computer-Grafik. Ist das so schwer zu begreifen?"
"Laß gut sein", sagte Märte. "Ich komm ehrlich nicht nach. - Und du glaubst an so was, Engel, Himmelsmusik und all das?"
"Klar", sagte er. "Du etwa nicht?"

S. 41f.
Den Rucksack geschultert, ging er tiefer in den Friedhof hinein. Erst bis zur nächsten Innenmauer, dann hielt er sich links.
Von weitem schon sah er den Engel.
Beide Hände vorgestreckt, den Blick zum Himmel gerichtet, stand er weiß gewandet auf seinem niedrigen Podest, als hätte er sich schlafwandelnd hierher verirrt. Ein heimwehkranker Himmelsbote.
Amos Filip beschleunigte seinen Schritt und hielt dann vor den ausgestreckten Händen inne.
Genau, dachte er, wie auf dem falschen Planeten gelandet. Zwischen den Sternen draußen musste es Himmelskörper geben, die wohnlicher waren als dieser schwierige Planet Erde. Darmstadt war zwar ganz in Ordnung, dennoch fühlte er sich an manchen Tagen wie zugereist, hierher verschlagen. Dann verstand er nicht, was um ihn herum geschah, was er in dieser Stadt verloren hatte.
(…)
"Du musst gut auf Amos Filip Acht geben, hörst du?", sagte er zu seinem Engel. "Und danke fürs Messer! Dass du drauf aufgepasst hast."
Er legte dem weißen Engel die Hand auf den Arm und betrachtete ihn eine Weile.
"Wie aus dem Computer siehst du nicht gerade aus", sagte er dann. "Trotzdem, du bist sehr schön so und ich mag dich."
Er trat einen Schritt zurück, nahm Abschied und ging übers Kastanienrondell zur hinteren Mauerpforte.

Dieser Friedhofsengel ist für den Amos Filip immer wieder ein Ruhe- und Fluchtpunkt. Es kommen also noch mehrere Beschreibungen vor.
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