Hallo ,
ich benötige einmal mehr eure Hilfe beim Übersetzen aus dem Mittelhochdeutschen. Es dreht sich um die Einstiegslektüre Parzival von W. v. Eschenbach und ich komme mit meinem auf Sprachgefühlfragmenten aufgebauten Vokabelratesystem und anschließender Befragung des Lexers an einigen Stellen schlichtweg nicht weiter. Es handelt sich um die Passagen 55,17-30 und 56,25-57,28.
Es geht hier um einen Brief des Mannes an die Frau, die nicht seinen Glauben teilt. Er wünscht sich deshalb ihre Taufe:
"waer dîn ordn in mîner ê,
sô waer mir immer nâch dir wê.
werde unser zweier kindelîn
anme antlütze einem man gelîch,
deiswâr der wirt ellens rich."
"ordn". Ist damit eine Art "Glaubensordnung" gemeint?
Ich weiß mich nicht recht auszudrücken, "ê" hätte ich als Bund der Ehe gedeutet. Lachmann übersetzt folgendermaßen: "Wenn du meinen Glauben hättest". Wie ist das wörtlich zu verstehen?
Wenn unser beider Kindelein
in seinem Aussehen ein Mann wird,
er wäre besonders edel.
"anme" habe ich im Wörterbuch nicht gefunden,
ebenso kann ich "deiswâr" nicht bestimmen.
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Mittlerweile ist sie bereit, sich taufen zu lassen (außerdem ist sie schwanger).
"des engerte se keinen wandel niht.
der jâmer gap ir herzen wîc.
ir freude vant den dürren zwîc,
als noch diu turteltûbe tuot.
diu het ie den selben muot:
swenne ir an trûtscheft gebrast,
ir triwe kôs den dürren ast."
Lachmanns Übersetzung: "Sie wollte es auch nicht anders"
"engerte": Wie heißt der Infinitiv?
Der Kummer brachte ihr Herz ins Wanken,
ihre Freude fand den dürren Zweig,
wie es auch die Turteltaube macht.
Diese hat zu jeder Zeit das gleiche Betragen:
Wenn ihr ihre Liebschaft (fehlt),
(sucht/findet) sie aus Treue den dürren Ast.
"gebrast" - wie heißt der Infinitiv und was bedeutet das?
"kôs" - kann ich ebenfalls nicht identifizieren. Kenne ich nur als Kuss?
Wie ist die Tauben-Metapher zu verstehen?
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Das Kindlein ist nun geboren:
"diu küngîn kust in sunder twâl
vil dicke an siniu blanken mâl."
Die Königin küsst innig
die weißen Male/Stellen.
"sunder twâl" "sich besonders aufhaltend"?? Klingt doch etwas bescheuert *g* wie ist "twâl" zu deuten?
Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen.
Dankeschön,
Neni[/i]