Teekesselchen = Polynym?

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Teekesselchen = Polynym?

Beitragvon Christophorus » Di 3. Jun 2008, 20:25

hallo,
meine mal gelesen zu haben, dass ein Wort wie Bank (Sitzgelegenheit und Kreditinstitut) ein Polynym ist. Mein Duden und fast das komplette Internet schweigen sich dazu aus? :sad:
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Poly-onymie?

Beitragvon consus » Di 3. Jun 2008, 21:13

Salve, Christophore!
Kleine Frage am Rande: Hat es nicht eher etwas mit dem Begriff Polyonymie zu tun (Gebrauch verschiedener Namen für eine Sache)? Im Englischen polyonymy. Beim Beispiel "Bank" liegt Polysemie vor.
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Beitragvon Christophorus » Di 3. Jun 2008, 21:47

danke für deinen Beitrag, o optime Conse, dann werde ich in dieser Richtung mal weiterforschen :)
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Beitragvon CP » Di 3. Jun 2008, 21:54

Hallo,

zumindest zur Herkunft des Begriffes Bank im Sinne eines Geldinstituts glaube ich, einen Hinweis geben zu können.

Geldgeschäfte wurden wohl ursprünglich, bei Messen (auch "Polysemie"?) und ähnlichen Veranstaltungen, auf Bänken abgewickelt.

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Beitragvon juergen » Di 3. Jun 2008, 22:00

Völlig in den Wind gesprochen, weil ich sowas mal gehört habe, ohne es jetzt extra zu verifizieren.

"Bank" (im doppelten Sinne) soll irgenwie aus dem Italienischen kommen und eine (Sitz)bank oder einen Tisch bezeichnen.

Wenn nun der Bankier nicht mehr zahlungsfähig war, dann hat man ihm die Bank/Tisch zerschlagen
Er war dann "banca rotta" -> bankrott

Wenn das so in etwa stimmt, dann war die "Bank" tatsächlich früher ein Bank zum drauf sitzen und gleichzeitig ein Platz, am dem Geld gewechselt wurde.
Gruß Jürgen

Achja: meine Übersetzungen sind alle mit großer Vorsicht zu genießen
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Beitragvon Lord Piergeiron » Di 14. Okt 2008, 15:08

Hi :-)

Thread ist zwar schon älter - sorry fürs Hervorkramen - aber:

hier

http://de.wikipedia.org/wiki/Homonym

hatte Ihr ja schon geschaut, oder ?

:)

Greetz, Lord.
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Beitragvon Christophorus » Di 14. Okt 2008, 20:16

danke dir vielmals, my Lord :)
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Polysemie

Beitragvon Willimox » Di 14. Okt 2008, 22:33

Folgende Systematik auch üblich ....

(scheint mir übrigens etwas einleuchtender von der Struktur und der Grundbedeutung her - Polysemie/ Mehrdeutigkeit lässt sich nämlich gewiss auch der Homonymie überordnen)
Code: Alles auswählen
Polysemie im weiteren Sinn/Ambiguität

     Homonymie:                  Bank1 .... Bank 2
     Polysemie im engeren Sinn: erwachsen1 ....erwachsen2


Vale, Christophere
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Beitragvon Lord Piergeiron » Mi 15. Okt 2008, 12:41

Hi, Willimox, Christophorus, all,

jetzt sind wir ja schon recht tief in der Materie, und bestimmt klappt auch die von Willimox aufgeführte Systematik.
Wie sieht es mit der praktischen Anwendung aus, könnte man sich fragen. Denn abgesehen von „Bank“, die ja eigentlich ein etwas erhöht liegendes Objektskonglomerat darstellt, auf dem sich in verschiedener Anzahl weitere kleinere Objekte zeitweise ansammeln bzw. sich auch wieder von dort entfernen können (Sitzgelegenheit, Geldinstitut, Doggerbank usw.), wird die Frage „was nützt mir eine Einordung ?“ fällig.

Eine der bedauernswerten Berufsgruppen, die sich z.B. zwecks Katalogisierung und Sacherschließung mit diesen Problematiken auseinandersetzen muss bzw. müssen, sind die Bibliothekare, die mühevoll einige Regeln für die Verschlagwortung (RSWK) zusammengestellt haben.

Nach „Zurateziehen von Nachschlagewerken wg. der Bedeutungsdifferenzierung“ (siehe folgender Link) würde auf Basis des RSWK nach MOMENTANEM Sprachgebrauch entschieden werden, und zwar für: Homonyme (UNTER die auch die Polyseme fallen).

http://deposit.d-nb.de/ep/netpub/89/96/ ... #%A7%20306

m.E. könnte man damit konform gehen, allerdings sollten wir schon auf dieser Ebene bleiben,
denn eine weitere Auflösung der Systematik nach oben würde die Exaktheit verwässern. Man wäre dann evtl. zu ungenau und würde sagen:

„Das ganze sind Äquivokationen.“

Und das hätte uns ja hier natürlich nicht augereicht. :-)

Greetz, Lord !
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Beitragvon Willimox » Mo 20. Okt 2008, 16:44

Salve, Lord,

(1) interessant,

was die Bibilomanen bedacht haben, durchaus einleuchtend.

Sie setzen den Homonymiebegriff als zentralen Oberbegriff an, nicht zuletzt deswegen, weil diachron konstituierte Bedeutungsunterschiede schwer in der Gegenwart zu erkennen sind: Hahn als Viech und Hahn als Wasserverschluss (früher gern in Hahnform) ist synchron gesehen eine andere Art von Mehrdeutigkeit als erwachsen (biologisch) und erwachsen (geistig reif).

Gewiss gilt auch, Wörterbücher würden "Hahn" unter verschiedenen "Lemmata" einordnen.


Man vergleiche die selbst problematisierende Tendenz, also die gar nicht einleuchtenden Beispiele im oben avisierten Wikipedia-Artikel, Polysemie sei:

Leiter, die (Stufengerät), Leiter, der (Chef) und Leiter, der (physikalischer Leiter)
Schloss, das (Bauwerk) und Schloss, das (Schließanlage)
Steuer, das (Lenkvorrichtung) und Steuer, die (Abgabe an den Staat)



(2) Allerdings

spricht durchaus einiges für den Oberbegriff "Polysemie im weiteren Sinne" und den Unterbegriff "Polysemie im engeren sinne".

a)
Der Begriff P läst sich - analog die Argumentation bei Homonymie als Oberbegriff verwenden.

b)
Anders als Homonymie sind aber die Anschlussmöglichkeiten luzider.
So kennt man etwa (vgl. Duden) das Verb "monosemieren", der Kontext, so sagt man, kann ein mehrdeutiges Wort monosemieren, vgl. Der Ball war schwer zu spielen - Der Ball fand im Gasthaus Krone statt.

Spricht man aber etwa in einem solchen Fall von monosemieren, so bietet sich als Antonym "Polysemie" an.

Hier im folgenden etwa wird - durch Angabe des Wortfeldes - monosemiert. Was wohl?

- Aufsatz, Zeitungsartikel usw.
- Abschnitt in einem Vertrag, Gesetz usw.
- Handelsware
- Genusbezeichnung

(3) Fazit:

Der weite Polysemiebegriff sollte - auch bei den schlauen Klassifikationsspezialisten "Bibliothek" - nicht aus dem Blick geraten.

Vale(te)
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