Wiedergabe des griechischen "Phi" im Deutschen

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Wiedergabe des griechischen "Phi" im Deutschen

Beitragvon CP » Di 10. Jun 2008, 10:46

Salvete,

für gewöhnlich versuche ich ja griech. "Phi" im Deutschen mit "ph" wiederzugeben.

Als ich aber soeben an anderer Stelle das Wort "Elefant" schrieb, war ich mir ziemlich unsicher. Zwar weiß ich vom ägyptischen "Elephantine, auch von den "Hierophanten" des Telesterions zu Eleusis und auch anderswo. Das Wort "Elephant" aber kommt mir im Deutschen reichlich seltsam vor.

Woran das nur liegen mag?


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Beitragvon Apollonios » Di 10. Jun 2008, 12:11

Das geht seit dem späten 19. Jh. - als die f-Schreibung begann sich durchzusetzen - reichlich durcheinander. Der Elefant war dabei einer der ersten, der durch des Elephanten Ausrottung das ph verdrängte. Telephon wurde in meiner Grundschulzeit endgültig durch Telefon ersetzt, die Fotografie :cry: folgte, und seit der letzten Rechtschreibreform gibt es sogar Katastrofen.
Ich finde ja, Elephanten sind größer als Elefanten, Telephone (schwarz und mit Wählscheibe und umsponnenem Kabel) sehen besser aus als Telefone, Photographien sind ästhetisch anspruchsvoller als Fotos, und Katastrophen sind viel schlimmer als Katastrofen. Und Filologen gibt es gar nicht.
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Beitragvon CP » Di 10. Jun 2008, 13:08

Und Filologen gibt es gar nicht.


erschrocken bin ich allerdings, als ich in der Auslage einer Istanbuler Buchhandlung Bücher mit den Titeln "Felsefe", "Matematik" und "Fizik" entdeckte.

Und den "Filolog" gibt es im Türkischen auch, wobei ich es dann etwas inkonsequent finde, "Felsefe" - ich konnte mit dem Wort zunächst gar nichts anfangen - zu schreiben.
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Beitragvon juergen » Di 10. Jun 2008, 15:38

Apollonios hat geschrieben:Telephon wurde in meiner Grundschulzeit endgültig durch Telefon ersetzt, die Fotografie :cry: folgte, und seit der letzten Rechtschreibreform gibt es sogar Katastrofen.

Vergiss diese Dinge nicht in deiner Autobiografie zu erwähnen. :lol:
Gruß Jürgen

Achja: meine Übersetzungen sind alle mit großer Vorsicht zu genießen
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Beitragvon Apollonios » Di 10. Jun 2008, 15:48

Ich werde den Teuphel tun, eine solche zu schreiben!
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Beitragvon consus » Di 10. Jun 2008, 17:33

In Italia, cari amici, si scrive filosofo, filosofia, fisica ecc. :)
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Beitragvon CP » Di 10. Jun 2008, 17:40

Conse,

das schmerzt mich aber schon immer, daß die Tochter des Lateinischen glaubt, solche Capriolen spielen zu müssen.


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Beitragvon Apollonios » Di 10. Jun 2008, 19:00

Dante kannte noch das k! (Das waren noch Zeiten…)
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Beitragvon Pyrrha » Di 10. Jun 2008, 19:51

Wenn ich zu sagen wage, dass die italienische Orthographie griechischer Begriffe (und oft auch lateinischer, aber da nicht so extrem) für Nichtitaliener oft schwierig zu entschlüsseln ist und dass doch alles viel einfacher wäre, wenn sie das einfach "richtig" schreiben würden, bekomme ich zu hören, das läge eben daran, dass das Italienische die natürlichste Tochter des Lateinischen sei und deswegen die italienische Orthographie nie natürliche Weiterentwicklung der lateinischen sei, während wir Deutschen ebendarin rückständig seien, dass wir die griechisch-lateinische wahren. Zugegeben, wir ärgern uns immer gegenseitig. :D
Auch die Aussprache klingt oft seltsam grob für deutsche Ohren: Als ich den wunderschönen Namen "Vertschindschetoritsche" :shock: das erste Mal gehört habe, habe ich das Gesicht verzogen wegen des Klanges. Und was "Kaltschide" ist, habe ich auch erst nach vier mal nachfragen kapiert.
Valete!
Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn nicht unergründlich nennen?
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Beitragvon CP » Mi 11. Jun 2008, 21:26

Salvete!

Apollonios hat geschrieben:Dante kannte noch das k! (Das waren noch Zeiten…)


Aber das "k" führt doch im klassischen Latein ein ganz jämerliches und trauriges Dasein, seltsam daß es dann im Italienisch Dantes auftaucht. Meines Wissens kommt es im Lateinischen nur bei "KAL.", als Abkürzung von "calendae", und gelegentlich wohl auch bei Karthago, wobei mir da bisher nur die Schreibweise mit "c" begegnete, vor.
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Beitragvon Zythophilus » Mi 11. Jun 2008, 22:45

Im Mittellatein taucht das fast ausgestorbene k wieder verstärkt auf.
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Beitragvon Apollonios » Do 12. Jun 2008, 00:26

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eff

Beitragvon PatrickH » Do 12. Jun 2008, 17:30

Naja, schließlich ist das phi im Griech. auch ein einziges Graphem; und außer liebgewonnener Konvention (verständlich!) sehe ich eigentlich kein Hindernis darin, dieses Zeichen mit dem einen Zeichen auszudrücken, das (zumindest wenn man die hellenistische? und die nachfolgende Zeit betrachtet) den gleichen Laufwert hat - dem eff - es sei denn, es ergeben sich Missverständlichkeiten (so ist ein Graph mitnichten dasselbe wie ein Graf).
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Re: eff

Beitragvon Apollonios » Do 12. Jun 2008, 18:16

Als nächstes muß dann das Üpsilon dran glauben. Konsequent weitergeführt, haben wir dann bald einen Zütofil im Forum. :cry:
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Beitragvon PatrickH » Do 12. Jun 2008, 18:28

Beim Y psilon kommt aber nicht hinzu, dass die ältere Translitterationstradition aus einem Buchstaben unnötigerweise zwei macht (bzw. da das ü meines Wissens eigentlich eine Ligatur aus u und e ist, wäre hier sogar die "radikalere" Translitteration ungenau).

Translitteration/Transskription ist nunmal ein seltsames Geschäft, in dem von allzu festen Normen außerhalb der Sprachwissenschaft ohnehin - aus meiner Sicht - abgesehen werden sollte. So würde ich persönlich aus ästhetischen Gründen auch auf solche Modernismen verzichten.
Zuletzt geändert von PatrickH am Do 12. Jun 2008, 19:42, insgesamt 1-mal geändert.
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