Vereinfachung der deutschen Sprache

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Vereinfachung der deutschen Sprache

Beitragvon CP » Do 28. Aug 2008, 14:23

Salvete,

habe ich eben im Netz gefunden:

Vereinfachung der deutschen
Sprache in nur 5 Schritten!!


Erster Schritt:
Wegfall der Großschreibung
einer sofortigen einführung steht nichts
mehr im weg, zumal schon viele grafiker
und werbeleute zur kleinschreibung
übergegangen sind


zweiter schritt:
wegfall der dehnungen
und schärfungen
diese masname eliminirt schon di gröste
felerursache in der grundschule, den sin oder
unsin unserer konsonantenverdopelung hat
onehin nimand kapirt


driter schrit:
v und ph ersetzt durch f,
z ersetzt durch s,
sch verkürtzt auf s
das alfabet wird um swei buchstaben redusirt,
sreibmasinen und setsmasinen fereinfachen
sich, wertfole arbeitskräfte könen der wirtsaft
sugefürt werden


firter srit:
g, c und ch ersetst durch k,
j und y ersetst durch i
ietst sind son seks bukstaben auskesaltet, di sulseit
kan sofort fon neun auf swei iare ferkürtst werden,
anstat aktsik prosent rektsreibunterikt könen nütslikere
fäker wi fisik, kemi oder auk reknen mer kepflekt
werden.


fünfter srit:
wekfal fon ä-, ö- und ü-seiken
ales uberflusike ist ietst auskemertst, di ortokrafi
wider slikt und einfak. naturlik benotikt es einike
seit, bis diese fereinfakung uberal riktik ferdaut ist,
fileikt ein bis swei iare. anslisend durfte als nekstes
sil di fereinfakung der nok swirikeren und
unsinikeren kramatik anfisirt werden.

...und fertik war di holandise sprake!
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Beitragvon Apollonios » Do 28. Aug 2008, 15:37

du liber himel.

Da wäre ich doch, werther Freund, zu ganz anderen Maß- oder meinethalben auch Masz-, niemals jedoch Massnahmen bezüglich der Sprachpflege hingeneigt:
consequente Wiedereinführung des c in lateinischen, des ph in griechischen Fremdwörtern
Wiedereinführung des Genitives nach diesseits, jenseits, halber, wegen (und überhaupt Unterstützung des Gebrauches richtiger Präpositionen und richtiger Fälle)
Wiedereinführung des Dativ-n (Consen wird's erfeuen)
Freigabe des = als mögliches Trennungs=Zeichen

Und wer mehr als drei Anglizismen in der Minute sagt, macht sich strafbar.
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Beitragvon CP » Do 28. Aug 2008, 16:35

Wiedereinführung des Genitives nach diesseits, jenseits, halber, wegen (und überhaupt Unterstützung des Gebrauches richtiger Präpositionen und richtiger Fälle)


Bei uns in Süddeutschland würdest Du mit dieser Forderung vermutlich auf verdammt wenig Gegenliebe stoßen. Der Gebrauch des Genitivs nach diesseits, jenseits, halber, wegen dürfte hier sogar als Indikator dafür dienen können, ob jemand Latein in der Schule hatte. Las ich doch vor einem Jahr - als die "Rauchergesetze" in Kraft traten - angeschrieben an eine Kneipentür: "Wegen einem komischen Gesetz ..." Ich ging dann aber doch nicht rein, freilich aus anderen Gründen.

Was die Anglizismen angeht, so lasse bitte Gnade walten. Ich machte vor ein paar Monaten eine Fortbildung in CAD (Computer Added Design bzw. Drawing). Es gibt für jeden englischen Begriff eine deutsche Entsprechung! - Aber, ach je! Was hört sich dieser deutsche Begriff oft so umständlich an. Und dann kaufen sich viele, wie ich auch, das englischsprachige System (einfach weil es ein paar Penunzen billiger ist). Phrasen wie: "jetzt machen wir den 'hidden-line-Befehl'" können da einfach nicht ausbleiben. Sicher ist das greulich äh gräulich äh da denke ich immer an eine Grauschattierung; also scheußlich.

Beste Grüße

P. s. Setzten sich übrigens nicht die Gebrüder Grimm u. a. für die Kleinschreibung ein? Die Abschaffung der Deutschen Fraktur forderten sie jedenfalls.
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Beitragvon Apollonios » Do 28. Aug 2008, 17:37

CP hat geschrieben:P. s. Setzten sich übrigens nicht die Gebrüder Grimm u. a. für die Kleinschreibung ein? Die Abschaffung der Deutschen Fraktur forderten sie jedenfalls.

Stimmt - aber ich muß ja nicht alles gut finden, was die Grimms taten. Übrigens bin ich auch nicht für die Wiedereinführung der Fraktur; Unzialschrift tut's völlig. :lol:
Bei Fachsprachen bin ich gern zu Concessionen bereit. Auch die Gartenkunst ist ja auf einige englische Fremdwörter angewiesen (Pleasure Ground fällt mir gerade ein, es gibt aber noch mehr). Anglizismengebrauch außerhalb von Fachsprachen könnte straffrei bleiben, wenn der Delinquent ein Shakespeare-Sonnett öffentlich und im Original rezitiert.
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Fraktur - Antiqua

Beitragvon consus » Do 28. Aug 2008, 20:11

Randbemerkung zur Fraktur: Sie wurde 1941 in Deutschland offiziell abgeschafft. In der Antiqua sah man die propagandafreundliche "Weltschrift". Vgl. http://www.gazette.de/Archiv/Gazette-Mai2001/Willberg.html
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Beitragvon CP » Fr 29. Aug 2008, 20:13

In der Grundschule in Baden-Württemberg, die damals, wenn ich mich recht erinnere, noch Volksschule hieß, wurde uns von unserer Lehrerin, wir hatten nur eine Lehrkraft für sämtliche Fächer, die Deutsche Fraktur in der Form des Sütterlin beigebracht. Leider mit so wenig Erfolg, daß ich gezwungen war, mir im Laufe meines Berufslebens, ich habe da sehr viel mit alten Bauakten zu tun, die handgeschriebene Fraktur selbst beizubringen. - Und das war ein mühseliges Unterfangen, diese Schrift ist wirklich schwierig zu lesen. Selbst dann noch wenn man so wie ich auf viele tausend Seiten "Lektüre" zurückblicken kann. Die gedruckte Fraktur lernte ich allerdings schon früh, eher nebenher: Viele der Bücher im Haushalt meiner Eltern, vom Jugendroman bis zum Kochbuch und Lexikon, waren in Fraktur gedruckt. So hatte ich übrigens als wir im Lateinunterricht mit dem "Stowasser" begannen gegenüber manchem Klassenkameraden, der sich mit dieser Schrift schwer tat, angenehme Vorteile. Die Unterscheidung von "f" und langem "s" kann aber auch da qualvoll sein, vor allem wenn man seine Brille gerade mal wieder nicht findet, was bei mir regelmäßig der Fall ist.

Ähnliches gibt es übrigens im Türkischen: Nur sehr wenige Türken sind in der Lage, Texte, die vor der Sprach- und Schriftreform, wenige Jahre nach Gründung der Republik durchgeführt, geschrieben oder gedruckt wurden, zu lesen. Und selbst wenn ihnen die Texte in Transliteraration vorliegen, was bei vielen Texten Atatürks der Fall ist, sind sie kaum in der Lage, den Text auch zu verstehen. Zu sehr hat sich die Sprache geändert. Das Osmanli, ein Konglomerat aus Arabisch, Persisch und Türkisch, das von der gebildeten aber auch von der herrschenden Schicht benutzt wurde, noch schlimmer als unser "Barockdeutsch", mußte der "Volkssprache" weichen. Aber während ich noch - wie das heute aussieht, weiß ich freilich nicht, habe da aber eine schlimme Vermutung - wenigstens Teile des Nibelungenliedes in der Schule auf Mittelhochdeutsch las und mir auch die Merseburger Zaubersprüche zumindest "vorgeführt" wurden, gibt es keinen Unterricht der alten osmanischen Sprache in der Türkei - bestenfalls dürfte dieser an die Hochschulen "ausgelagert" sein. Aber, wer als türkischer Turkologe dort auf sich hält, studiert in Deutschland, England oder den USA.

Ein schönes Beispiel, wie Sprache und Schrift der herrschenden Ideologie unterworfen werden.
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Beitragvon Apollonios » Mo 15. Sep 2008, 16:28

Hier ein hübsches Beispiel für Simpeldeutsch - wobei ich nicht sicher bin, ob die End-Ecken Berlins gemeint sind oder einfach von zwei aufeinanderstoßenden Dentalen einer wegfällt:
Bild
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Beitragvon consus » Mo 15. Sep 2008, 17:21

Regen wir uns doch nicht über den Verlust nur eines einzigen Buchstabens auf, beste Apo! Auf das Deutsche können wir doch eh bald ganz verzichten. Zumindest in Nordrhein-Westfalen "lernen" die Kinder ja schon Englisch in den Grundschulen...
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Beitragvon Apollonios » Mo 15. Sep 2008, 18:03

Geht es nicht normalerweise in der letzten Grundschulklasse los mit der ersten Fremdsprache? Allerdings kann ich mich aus meiner Schulzeit noch erinnern, daß wir vorher auch ein bißchen Deutsch lernten.
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