von Apollonios » Do 11. Dez 2008, 00:09
Bei aller Sympathie für Olympe de Gouges möchte ich die Sprache nicht unnötig verkomplizieren. Auch bin ich nicht sicher, ob der Jurist Portalis ("Der Mann ist seiner Frau Schutz, die Frau ihrem Manne Gehorsam schuldig") und andere Mannsbilder durch eine entsprechende Sprachregelung klüger geworden wären.
Ich habe kein Problem damit, daß die Wörter wer, jeder und jemand maskulin sind und der Bürgersteig nicht BürgerInnensteig heißt. Mit sprachlichen Verknotungen und Verkrampfungen habe ich hingegen große Probleme.
Unsere Sprache konserviert weniger, als sie tradiert - das ist etwas anderes. Eine Konserve ist nach drei Jahren noch ganz wie neu, eine Tradition wandelt sich unmerklich. Ich finde die deutsche Sprache sehr schön und tue, was ich kann, damit sie es auch bleibt. Verkomplizieren mag ich sie nicht.
Eine kleine Anmerkung zur sprachlichen Gleichstellung:
Im modernen Deutsch haben wir die Anreformen Herr und Frau, durch Aborttüren hingegen gehen Herren und Damen. Im Allgemeinen ist einfach von Männern und Frauen die Rede, gelegentlich von Weibern (im Plural immer abfällig gemeint, im Singular zuweilen respekt- und liebevoll).
In der mittelalterlichen Ständegesellschaft stehen die adlige frowe und ihr frô sozial unter dem hochadel von here und dame. Ganz titellos und unadlig kommen man und wip daher.
Im Wortpaar Mann / Frau ist also der weibliche Part sozial höherstehend,
im Wortpaar Herr / Frau der männliche,
im Wortpaar Herr / Dame sind beide gleichgestellt und hochadlig, dafür aber nur noch mit verschwiegensten Bedürfnissen verbunden,
und das ewige Weib steht, bald angehimmelt und bald verachtet, ohne Pendant herum.
Sprache ist eben kein gesundheitsamtlich überprüfter Konservenkram, sondern wächst unkontrolliert, mutiert gelegentlich, hat schöne und weniger schöne Blüten. Nur eine Plansprache könnte das vollständig unterbinden, und da sei Gott vor, oder das Brüderpaar Grimm.
nota bene: Ich bin eine Frau.
וָ×ֹמַר מִי־יִתֶּן־לִּי ×ֵבֶר ×›Ö·Ö¼×™Ö¼×•Ö¹× Ö¸×” ×ָעוּפָה וְ×ֶשְ××›Ö¹Ö¼× Ö¸×” ׃
et dixi quis dabit mihi pinnas columbae ut volem et requiescam
ps. 55,7