creatio animae

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creatio animae

Beitragvon Brakbekl » Fr 15. Jul 2011, 19:56

Man sollte sich, möglichst fundiert, über alles eine eigene Meinung bilden. Das Objekt meines Denkens bildet momentan der Unterschied zwischen Sukzessivbeseelung (Aristoteles) und Simultanbeseelung (P. Zacchias) Es fällt zumindest auf, daß zugunsten der Simultanbeseelung keine Autoritäten und keine Bibel zitiert wird, sondern ganz materialistisch von einem wissenschaftlichen Befund aus der Welt der Phänomene ausgegangen wird. Hier ist zumindestens die Frage zu stellen, ob eine Ding aus der Welt des Seins, wie es die Seele darstellt, von der Welt der Phainomena her verstanden und angemessen gewürdigt werden kann.

Auf diesem Hintergund (bitte im Folgenden nicht erklären!) suche ich einen Bibelspruch zu erklären.
Es geht um den: Luther Ps. 139

"15 Es war dir mein Gebein nicht verborgen, /
als ich im Verborgenen gemacht wurde,
als ich gebildet wurde unten in der Erde.
16 Deine Augen sahen mich,
als ich noch nicht bereitet war,
und alle Tage waren in dein Buch geschrieben,
die noch werden sollten und von denen keiner da war."

Jetzt Vulgata(138):
"15 non sunt operta ossa mea a te quibus factus sum in abscondito imaginatus sum in novissimis terrae
16 informem adhuc me viderunt oculi tui et in libro tuo omnes scribentur dies formatae sunt et non est una in eis"

Also bei novissimis terrae ist mir total burka, wie L. auf "unten in der Erde" kommt. opertum, i ist ein geheimer Ort.
In der Erde ist natürlich eine Anspielung auf den Leib der Frau, oder?

nun LXX: "οὐκ ἐκρύβη τὸ ὀστοῦν μου ἀπὸ σοῦ, ὃ ἐποίησας ἐν κρυφῇ.
καὶ ἡ ὑπόστασίς μου ἐν τοῖς κατωτάτοις τῆς γῆς·
16 τὸ ἀκατέργαστόν μου εἴδοσαν οἱ ὀφθαλμοί σου,
καὶ ἐπὶ τὸ βιβλίον σου πάντες γραφήσονται·
ἡμέρας πλασθήσονται, καὶ οὐθεὶς ἐν αὐτοῖς."

Was ist denn mit "meiner Hypostase" gemeint? Und was ist τὸ ἀκατέργαστόν?

Danke für alle Anmerkungen und Bemerkungen. Es geht um die Frage, ob die Seele eines Menschen vor der Konzeption, dabei oder später peu a peu in das Fleisch einzieht.
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Re: creatio animae

Beitragvon Quintus » Mo 18. Jul 2011, 13:25

Hallo brakbekl,

in dem folgenden Link wird auch zur Sekuzessiv- und auch zur Simultanbeseelung Stellung genommen. Vor allem wird auch weiterführende Literatur genannt.

http://www.bistummainz.de/bistum/bistum ... 80602.html

Vielleicht hilft es dir ja weiter :-).

Viele Grüße,
Quintus
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Re: creatio animae

Beitragvon Brakbekl » Mo 18. Jul 2011, 16:45

Danke Quintus, aber den Artikel hatte ich schon konsumiert. Ich stelle fest, im Net ist Information oft nur bis zu einer bestimmeten Tiefe zu finden, danach werden die Leute nervoes.

Mich irritiert etwas in diesem Artikel, dass ein Kirchenmann so ganz ohne Bibel, also ganz "wissenschaftlich" argumentiert .... Das ist letztlich dasselbe, als wenn ein Philologe Mathematik betreibt. Ich hatte gedacht, dass ein Kirchenmann in der entscheidenden Frage der "Beseelungstheorie" auf Interpretationen von Bibelstellen zurueckgeht, habe mich aber geirrt, deshalb hatte ich einige hinzugefúgt, in der Hoffnung, eine philolog. Analyse braechte das eine oder andere Argument, dafuer oder dafuer hervor,

Es gibt viele Sache zu diskutieren hier bei Sonst. Diskussionen - de crudelitate credulitatis - dixitque "secundum fidem vestram fiat vobis"
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Re: creatio animae

Beitragvon Quintus » Mo 18. Jul 2011, 22:21

Hallo brakbekl,

ich bin leider kein Theologe und habe mich mit dieser Thematik noch nie beschäftigt. Daher kann ich dazu keinerlei wissenschaftlich fundierte Aussagen machen. Meiner Ansicht nach müsste aber, sobald ein Leben entsteht, dieses auch schon per se eine Seele haben :-).
Wahrscheinlich denke ich aber auch zu einfach.
Ich habe mal in dem Webopac meiner Uni nach Literatur gesucht unter dem Stichwort 'Beseelung'.
Vielleicht nützen dir folgende Literatur:

-Die Beseelung des Kosmos
Karfik, Filip
2004
-Grundfragen der Embryonalentwicklung aus der Sicht eines Neuplatonikers
Porphyrius
1991
-Gustav Theodor Fechner, Seele und Beseelung
Oelze, Berthold
1989
-Historisch-psychologische Untersuchungen über den Ursprung und das Wesen der menschlichen Seele überhaupt, und über die Beseelung des Kindes insbesondere
Ennemoser, Joseph
1851

Hoffe, das hilft dir bei deinen Studien weiter. Wenn nicht, hilft dir vll. der Besuch der Bibliothek einer theologischen Fakultät weiter. Oder eine Email an einen Theologiedozenten.

Viele Grüße,
Quintus
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Re: creatio animae

Beitragvon Prudentius » Mo 25. Jul 2011, 18:07

Hallo Brakbekl,

hier ein paar Bemerkungen:
- hypostasis, lat. substantia, ungefähr "Wesen", vielleicht kann man sich einen Seelen-"Rohling" vorstellen;
- a-katergastos, noch nicht fertiggestellt, gut bei L. wiedergegeben,
- novissimus der äußerste, hinterste, letzte,
- operta sunt würde ich als PP-Verbform verstehen, "sind verborgen", wie L.

"...die Frage zu stellen, ob ein Ding aus der Welt des Seins, wie es die Seele darstellt, von der Welt der Phainomena her verstanden und angemessen gewürdigt werden kann.": Immerhin kann man sagen, dass erst seit der materialistischen Psychoanalys Freuds die seelischen Leiden ernsthaft erforscht und behandelt werden können.

Zu deiner Fragestellung: ich würde schon bei den Vorfragen hängen bleiben, etwa: was ist überhaupt Seele, man müsste ja dazu Jahrtausende Geistesgeschichte durcharbeiten.

Stellst du dir zwei getrennte Welten vor: "Welt des Seins" und "Welt der Phänomene"? Das führt zu unlösbaren Schwierigkeiten, das sieht man schon beim späten Platon ("Parmenides"), man braucht dann eine Art Dialektik zur Vermittlung zwischen den Welten.

Dazu wäre noch viel Interessantes zu sagen,
doch für heute mach ich erstmal Schluss,

Gruß P.
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Re: creatio animae

Beitragvon Brakbekl » Do 28. Jul 2011, 11:02

Prudentius hat geschrieben:Immerhin kann man sagen, dass erst seit der materialistischen Psychoanalys Freuds die seelischen Leiden ernsthaft erforscht und behandelt werden können.


Ob das so stehen bleiben kann? Übrigens würde ich bei der PA Freuds nicht von Materialismus, sondern von positivistischer Wissenschaft sprechen. Ich denke, einen Tranquillizer verordnen, das konnte man auch schon vorher.

Ohne den Forschungsarbeit Freuds herabwürdigen zu wollen, kann es aber durchaus sein, daß er mitnichten die Seele erforscht, wenn er die Triebwelt und Geschichte eines Patienten betrachtet. Halten wir uns zumindest die Möglichkeit offen. Wenn die Seele nämlich das ist, was einen tote Zelle von einer lebenden unterscheidet, wird Freud uns nicht viel weiterhelfen.
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