Makkaroni

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Makkaroni

Beitragvon Brakbekl » Fr 29. Jul 2011, 15:04

Hallo, ich lese gerade Groetzinger, Juedisches Denken, Band II, da finde ich folgenden Satz: "insbesondere durch die makkaronische Formel J'AHDONHJ (TunnN''), bei welcher die Namen der beiden involvierten Sefirot JHWH für VI und 'Adonaj für X "

Mir hat es nun die "makkaronische Formel" angetan. Was ist an der Formel "makkaronisch".

Zum Stamm "Makkar" finde ich folgende Info: Vermutlich kommen die Makkaroni aus Sizilien. Der Geograph Al-Idrisi am Hof des Königs Roger II. beschrieb 1154 in seinen Aufzeichnungen über die Gebräuche der sizilianischen Bevölkerung die Herstellung von Maccaruni. Der Begriff leitet sich ab von dem griechischen Wort machoirionon für lange, hohle Grashalme, die man zur Herstellung der Nudeln benötigte. Heute sind die Makkaroni auf Sizilien eine im Vergleich zu anderen italienischen Regionen sehr beliebte und in der Küche oft verwendete Nudelsorte.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Makkaroni

aber auch das: "Makkaronisch - Früher Name der regierenden Amtssprache von Marokko, nachdem die aber draufkamen, dass ihr Land wie eine Nudelart klingt haben sie sich umbenannt, somit wurde auch der Name der Sprache geändert"
Quelle: http://www.pen-paper.at/community/index ... opic=288.0

woanders: "Im Gedicht "Der Marmortisch" gibt es Ansätze zu einem fast makkaronischen Sprachenmix mit Einsprengseln von Englisch, Französisch und Italienisch"
Quelle: http://www.faz.net/artikel/C30347/rezen ... 34297.html

Von Hannes Hegen sind noch die Prinzen von "Makkaronien" jedem im Gedächtnis, der den Comic kennt.

Makkaronische Dichtung: Makkaronische Dichtung (von lateinisch macaronicus, italienisch macaronico, maccheronico), im Frühneuhochdeutschen auch „Nudelverse“ („nuttelverse“ Johann Fischart) genannt, ist Dichtung komischer oder burlesker Stilrichtung, die zur Erzielung eines komischen oder parodistischen Effektes zwei Sprachen vermischt, indem sie die Morphologie und Syntax der einen Sprache, meist des Lateinischen oder einer sonstigen Sprache sozialer Distinktion, auf den Wortschatz einer anderen Sprache (Volkssprache oder Dialekt) überträgt.

Das wäre z. B. makkaronische Prosa: ". Ein in der Wüste sich verirrt habender Mensch sieht in erheblicher Ferne einen Wanderer des Weges ziehen. Was macht er, um auf sich aufmerksam zu machen? int. megint és megint int. Ilyen az isten és az ember. Csak forditva: az isten az, aki tudja az utat, és az ember az, aki eltévedt. De nem figyel és azért int az isten megint és megint megint. Az intézmény, amivel int az isten, az a jel. És azert adta nekünk az intellegenciát, hogy megértsük az isten integetését, a jelent."

In dulci jubilo wäre makkaronische Lyrik.

Bei Makkaroni/makkaronisch scheint eine ganz interessante Wortgeschichte vorzuliegen. Weiß jemand genaues? Wie ist es zu den Bedeutungen gekommen;
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Re: Makkaroni

Beitragvon Laptop » Sa 30. Jul 2011, 14:13

Was ist denn deine Frage?
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Re: Makkaroni

Beitragvon Brakbekl » Sa 30. Jul 2011, 21:04

Die Wortgeschichte, Laptop. So eine schöne Metathese hat man nicht oft.
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Re: Makkaroni

Beitragvon Pyrrha » Sa 30. Jul 2011, 23:41

Meines Wissens geht das auf Teofilo Folengo zurück, insbesondere auf sein Carmen Macaronicum. Wie der auf den Titel gekommen ist, weiß ich allerdings auch nicht. Makkaronische Dichtung an sich ist natürlich viel älter.

Curiositas fert ut quaeram num quis sciat quis sit antiquissimus fons litterarius macaronicus? Pro certo habeo pueros Romanos Graece discentes multa huiusgeneris excogitavisse. :D
Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn nicht unergründlich nennen?
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Re: Makkaroni

Beitragvon Laptop » So 31. Jul 2011, 13:03

@brakbekl O. K. Um erst einmal den Namen "Marokko" hier auszuklammern, folgendes: "hat sich international die europäische Ableitung des Namens der ehemaligen Hauptstadt Marrakesch für das gesamte Königreich Marokko durchgesetzt." D. h. Marokko und Maccaroni haben nicht viel gemein, wer denkt sich sowas aus?

Der Name der Nudeln (< gr. machoirionon) ist angeblich ab 1154 belegt. Der Name der dichterischen Sprachvermengung ist ??? aufgekommen.
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Re: Makkaroni

Beitragvon Brakbekl » So 31. Jul 2011, 13:44

Laptop hat geschrieben: wer denkt sich sowas aus?


Siehe obige Quelle. Aber wie kommt's von den Nudeln zur Dichtungsgattung?
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Re: Makkaroni

Beitragvon Laptop » So 31. Jul 2011, 14:07

Dazu müßte man nachschauen, weshalb Herr Odasi sein Werk "Macharonea" nannte.

Jedenfalls gab es die Bezeichnung für die Nudeln schon 1154, die Bezeichnung für die Dichtung erst ab 14xx.
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Re: Makkaroni

Beitragvon Zythophilus » Mo 8. Aug 2011, 21:02

Sollte das Werk tatsächlich nach den Nudeln benannt sein, dann ist die Assoziation nicht so schwer nachzuvollziehen: Vermutlich aß man sie auch damals mit einer Sauce gemischt.
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Re: Makkaroni

Beitragvon Laptop » Mo 15. Aug 2011, 23:06

@Zythophilus sorry, kann deiner Argumentation nicht ganz folgen. Was haben Nudeln mit Sauce mit einer Dichtungsart gemein?
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Re: Makkaroni

Beitragvon Zythophilus » Di 16. Aug 2011, 08:47

Die Nudeln werden mit der Sauce gemischt. Auch das betreffende Werk ist eine Mischung, da italienische Wörter unter die lateinischen gemischt werden. Das ist zumindest die für mich plausibelste Assoziation.
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Re: Makkaroni

Beitragvon Brakbekl » Mo 2. Apr 2012, 14:25

Es gibt noch eine dritte Quelle zur Etymologie von Makkaroni: Die Rede ist von den Ptolemäischen "glückliche Inseln", durch die Ptolemäus seinen 0. Grad gehen ließ. (zit. Buch s. S. 38)

"In der Vitra Merlini beschreibt Geoffrey sogar die präzise geografische Lage von Avalon: Wenn man westlich mit günstigen Winden von den Säulen des Herakles und durch die Straßen von Gibraltar segelt, findet man die Insel Avalon vor der Küste Afrikas. Nach diesen Anweisungen zu schließen, muß Avalon eine der kanarischen Inseln sein, wahrscheinlich die größte, Gran Canaria."


Beginn der Erwägung Für mich liegt zwar Gran Kanaria mindestens südwestlich der Straße von G., aber was soll's ....... Ende der Erwägung

"..."Macaronesia" lautet heute der Sammelname für die verschiedenen Inselgruppen im Nordatlantik und vor Europa und Nordafrika..."

Beginn der Erwägung ... Nun, es ist eine Übersetzung aus dem Englischen .... ich habe hier in Deutschland was von Mikronesien, aber noch nie was von Mac(a)ronesien gehört. Glücklich heißt tatsächlich makaros... μακάριος ist eine poet. Nebenform. Ende der Erwägung

"... Der Name kommt vom griechischen Wort für "glücklich", ein Begriff, den Geographen der Antike für die Inseln westlich der Straße von Gibraltar...."

Beginn der Erwägung ...versteh nicht, warum er nicht den antik gültigen Begriff "Säulen des Herkules" benutzt, immerhin lebte Tarik erst im 7. Jahrhundert... Herodot aber spricht nur von einer μακάρων νῆσος, spätere von insulae fortunatae - das wären die von Fortuna bevorteiligten I. ... Ende der Erwägung

"..."Macaronesia" umfasst die Inselgruppen der Kanaren, der Azoren, der kapverdischen Inseln, Madeira und der Ilhas Selvagens oder "Wilden Inseln", die zwischen den Kanaren und Madeira liegen. Jede dieser Inseln könnte als "glücklich" und als potenzielle Avalon gelten..."
E. d. Z. aus: Die Faszinierende Welt der Kartographie, s. S. 226

Sollten die Makkaroni also aus Gran Canaria stammen?
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