Filme, nicht auf, aber mit Latein gesucht!

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Re: Filme, nicht auf, aber mit Latein gesucht!

Beitragvon Pyrrha » Fr 28. Okt 2011, 15:26

So etwas in Stein zu meisseln erfordert ja auch betraechtlich mehr Aufwand, als es einfch auf ein Blatt Papier bzw. Pergament zu schreiben... Da gibt es schon Gruende, weshalb man Buchstaben sparen will :D

Im Ernst, es gibt Unterschiede zwischen Steintafeln und Buechern. Zum einen brauchst du fuer Inschriften in der Regel nur ein relativ beschraenktes Standardvokabular, fuer Titel, Sterbe- und Triumphdaten, ein paar religioese Floskeln und aehnliches. Da ist es natuerlich einfacher, ein Abkuerzungssystem zu benutzen, als wenn man etwa Ciceros Lebenswerk (oder jedes beliebige moderne Buch) betrachtet.

Zum anderen haben wir die Inschriften exakt so, wie sie damals gemeisselt worden sind. Das ist bei Texten anders, die ja in der Regel eine lange Ueberlieferungsgeschichte haben und hunderte Male abgeschrieben worden sind, je nach Zeitalter mit den gebraeuchlichen Kuerzeln oder auch nicht. Im Mittelalter gab es ein sehr ausgefeiltes Kuerzelsystem, fast eine Art Steno, so dass mittelalterliche Handschriften fuer Otto Normallateiner nicht wirklich lesbar sind. Dieses Kuerzelsystem beruht uebrigens zum Teil tatsaechlich auf einem Stenosystem, naemlich den Tironischen Noten, die Ciceros Privatsekretae Tiro entwickelt hat, um die Reden seines Meisters mitschreiben zu koennen.
Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn nicht unergründlich nennen?
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Re: Filme, nicht auf, aber mit Latein gesucht!

Beitragvon marcels87 » Fr 28. Okt 2011, 15:56

Das mit dem geringen Vokabular für Inschriften macht dann schon Sinn . Gutes Beispiel:
INRI auf dem Jesuskreuz: Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum.

In Bezug auf Filme fällt mir noch der 13. Krieger ein, wenn ich mich recht entsinne wird dort zwischen zwei Völkern Latein gesprochen, bin mir aber nich hundertprozentig sicher!
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Re: Filme, nicht auf, aber mit Latein gesucht!

Beitragvon Zythophilus » Fr 28. Okt 2011, 16:42

@ Lord: Nicht alles, was in den Büchern Rowlings lateinisch aussieht, ist es auch wirklich. Ich denke schon, dass in dem erwähnten Spruch das Adjektiv leuis anklingen soll, aber ich weiß nicht, ob allein dieser Anklang die Intention war oder eine unabsichtlich fehlerhafte Form genommen wurde. Auch wingardium hat ja eine lateinische Endung, die Form des Adjektivs, wenn es überhaupt eines sein soll, passt allerdings keineswegs dazu.
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Re: Filme, nicht auf, aber mit Latein gesucht!

Beitragvon Zythophilus » Fr 28. Okt 2011, 17:21

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Re: Filme, nicht auf, aber mit Latein gesucht!

Beitragvon Lord Piergeiron » Fr 28. Okt 2011, 19:32

@ Zythophilus:

zum Potter-Spruch:
Joo, wahrscheinlich ist die Sache mit dem Anklang an "levis" erledigt. Handelt sich ja um einen Schwebezauber, alles wird ganz leicht usw.
Aber ich glaube nicht, dass unabsichtlich, sondern dass absichtlich eine fehlerhafte / "Anklangs"-Form verwendet wurde. Dies scheint auch bei
vielen anderen Potter-Sprüchen der Fall zu sein, und den Grund für diese Intention könnte man m.E. höchstens vermuten...

Lugosi/Karloff + Referat-Link:

Na bei Lugosi und Karloff in einem alten, gemütlichen Horrorfilm-da darf Latein nat. nicht fehlen :D

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Re: Filme, nicht auf, aber mit Latein gesucht!

Beitragvon Zythophilus » Fr 28. Okt 2011, 20:13

Ich denke auch, dass bei den Harry-Potter-Zaubersprüchen meist der Anklang an ein passendes lateinisches Wort und eine pseudolateinische Form reichen. Wenn man die Erklärung findet, descendo würde bedeuten "Ich lasse herabsteigen" (http://de.harry-potter.wikia.com/wiki/Descendo), dann ist freilich schon zu fragen, ob ein bisschen mehr Sorgfalt der Autorin nicht sinnvoll gewesen wäre, wo ein passender Befehl mit descende doch leicht zu formulieren ist.
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Re: Filme, nicht auf, aber mit Latein gesucht!

Beitragvon Zythophilus » Sa 29. Okt 2011, 11:08

Hier im Forum in Zusammenhang mit Tatoos schon erwähnt: Temet nosce! kommt als Spruch auf einer Wand in "Matrix" vor und wird auch thematisiert. http://www.youtube.com/watch?v=TWG1tvgL4ig
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Victim Victor - Mel Gibson in The man without Face

Beitragvon Willimox » Sa 29. Okt 2011, 21:00

Mel Gibsons Film „The Man without a Face“ (1993)

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Im Abseits

Mel Gibson, spätestens durch „Braveheart“ (1995) und seinen Regie-Oskar ein Begriff, in „Die Passion Christi“ (2004) traditionalistisch-katholisch orientiert, gleichwohl eindrucksvoll, später – bei der Arbeit an „Apokalypto“ (2006) – mit alkoholisierten antisemitischen Ausfällen ins Abseits geratend, 2011 mit der Hauptrolle in „Bieber“ ein präzises Depressions-Psychogramm liefernd,

Bild

zeigt in seinem Regiedebüt „Der Mann ohne Gesicht“ („The man without face“) als Regisseur und Hauptdarsteller vielerlei Facetten: Der Hauptakteur ist eine von Schuldgefühlen geplagte Lehrerfigur, obsessiv und charismatisch in der Didaxe von Latein, Mathematik und Geschichte, schwermütig in Operngenuss und im Rezitieren des Aeneis-Proömions: Musa mihi causas memora quo numine laeso/quidve dolens regina deum tot volvere casus/insignem pietate virum tot adire labores/ impulerit. Tantaene animis caelestibus irae?
Ein gescheiterter Lehrer bei aller Zurückgezogenheit und Selbstbestrafung
Anerkennung und Zuneigung und Vergebung suchend,
in der Resignation und im Verzicht Würde gewinnend, ein victus victor.
Der Regisseur - ein leidenschaftlicher Liebhaber und Inszenator des Melodrams.

Konturen

Ein paar Details seien näher dargestellt, sie fokussieren auch Möglichkeiten der Unterrichtsbehandlung (sei es in Latein, sei es in Ethik, sei es in Deutsch, sei es in einem entsprechenden W-Seminar):

Der Plot ist von zwei Hauptfiguren bestimmt und entfaltet ein komplexes Lehrer-Schüler-Verhältnis: Justin McLeod, ehemaliger Lehrer für Mathematik und Latein, lebt verbittert und einsam in einem düsteren hitchcock-artigen Haus an der Küste von Maine. Eine seiner Gesichtshälften ist vernarbt, entstellt; die Narben stammen von einem Autounfall, bei dem seine Frau und ein Schüler ums Leben kamen. Er quittierte von Schuldgefühlen gequält den Schuldienst und arbeitet nun als Künstler und Illustrator fast ohne Kontakt zur Außenwelt.

Bild

Parallel dazu die Geschichte des zwölfjährigen Chuck, eines etwas verträumten Jungen, den zweierlei quält: Er hat keinen Vater mehr. Und die Aufnahmeprüfung in ein militärisches Eliteinternat hat er nicht bestanden.

Die beiden Erzählstränge kreuzen sich. Denn zögernd, sehr zögernd nähern sich Chuck und Justin einander an: McLeod gibt dem Jungen Nachhilfeunterricht in Mathematik, Latein, Literatur und Aufsatztechnik, damit er sich schulisch und im wirklichen Leben behaupten kann. Dabei erfährt der harte, energische, verbitterte Ex-Lehrer („Disce aut discede“, knurrt er Chuck an, „lerne oder hau´ ab.“), wie sehr es ihm selbst hilft, dem Jungen zu helfen und in dem mitmenschlichen Kontakt das zu erleben, was er sich bisher versagt hat: „A stage, where every man must play a part. And mine a sad one.“

Ein seltsam anrührendes und bei aller Affektstimulierung gar nicht holzschnittartiges Familienmelodram:

- Der Schüler Chuck - zuerst Versager, dann erfolgreich.
- Zunächst voller Härte, dann seine weiche Seite zulassend - der Lehrer Justin McLeod.

Anregungen

- der Anfangstraum/Exposition: Erste Vermutungen zu dem Innenleben der Hauptfigur Chuck und das Ende des Filmes: die Erzählklammer
Chuck Norstadt: It was a good dream, my best one. Everything was perfect. My mother was proud of her son's wings. My half-sister, Meg, lost her braces. My other half-sister, Gloria, had realized my intellectual superiority and was quietly respectful to me. My stepfathers were slaves, captured in battle. And there was a WAC by my side, not too bright, not too loud, hugely attractive. It's a good dream: a "John Wayne meets Hugh Hefner" philosophy of life... if you consider Hef a philosopher... or John Wayne. But whatever the dream, there's always a face that I can't see, that I keep missing, out there beyond the edge of the crowd. »

Chuck at age 17: But there's always a face before me now, somewhere out beyond the edge of the crowd.

- Was verrät das Haus (Inneneinrichtung: Standuhr, Inschrift mit Aeneis-Exposition) über Mc Leod?
- (Erstes Drittel des Filmes: nach 35 Minuten)
- die Vergangenheit Mc Leods und seine Lehrtechniken (nach 40 Minuten des Filmes)
- Das Doppelgesicht Mc Leods oder der Schüler Chuck als "Förderer" des Lehrers ( nach 65 Minuten des Filmes)
- Konfiguration, Familie und die Vaterrolle (zusammenfassende Skizze nach dem Ende des Filmes)
- der Anfangstraum/Exposition: die ersten Vermutungen zu Chucks Anfangstraum und das Ende des Filmes: die Erzählklammer
- filminterne Hinweise auf die Gattung und die Selbstdeutung des Filmes: "komisch" im Sinn von "Ha ha" oder im Sinn von "abweichend",
"Familienmelodram" .....

- Szene Disce aut discede:

Justin McLeod: Now, I'd like you to write an essay. Any topic you'd like.
Chuck Norstadt: Why? It's not on the exam.
Justin McLeod: Why did you come here? Quickly, don't think, just answer. Why?
Chuck Norstadt: For s-some help, you know.
Justin McLeod: No, I don't know. Do you want help or not?
Chuck Norstadt: Yeah, I guess so, if you're really a teacher.
Justin McLeod: "Yeah, I guess so", SIR.
Chuck Norstadt: Yes, I guess so, sir.
Justin McLeod: Good. This is the way it works. Aut disce aut discede - learn or leave. Because it's of no consequence to me, one way or the other. Understood?

- Szene Der Troll als Selbstbild

Justin McLeod: I like privacy.
Chuck Norstadt: Yeah, well, um, what about living alone? Do you like that?
Justin McLeod: It likes me.
Chuck Norstadt: What do you mean?
Justin McLeod: I've become a proper fairy-tale troll here, Norstadt. Tourist board ought to pay me.

- Justins Abschiedsbrief

McLeod: You gave me what I never expected to find again. A gift of your trust and love. And nothing can take that grace away. The best is yet to be, Norstadt. So do it well..

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Re: Filme, nicht auf, aber mit Latein gesucht!

Beitragvon Willimox » So 30. Okt 2011, 07:57

Salve,

keine Hausarbeit, auch wenn es so ausschaut.
Relativ stark engagiert in Filmdidaktik. :wink:

Stelle hier noch etwas ein zum "13. Krieger" (McTiernan) , "Braveheart" (Gibson), "The sixt Sense", Spirandellis "Vaya con dios".

Vielleicht interessant für Didaktiker:

Salzburg Uni

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Re: Filme, nicht auf, aber mit Latein gesucht!

Beitragvon marcels87 » So 30. Okt 2011, 19:08

Wie war das noch bei "Das Leben des Brian"?
Römer, geht nach hause!
Romani ite domum? oder a domum?

Muss ich mir dringend nochmal anschauen!
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Re: Filme, nicht auf, aber mit Latein gesucht!

Beitragvon Zythophilus » So 30. Okt 2011, 20:21

http://www.youtube.com/watch?v=axq3ngoFK_s
Gibt's natürlich in der englischen Originalfassung des Streifens http://www.youtube.com/watch?v=XbI-fDzUJXI
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Re: Filme, nicht auf, aber mit Latein gesucht!

Beitragvon Zythophilus » Mo 31. Okt 2011, 10:50

Auch der Film "Tombstone" kann mit Latein aufwarten http://www.drbilllong.com/CurrentEvents ... stone.html
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Re: Filme, nicht auf, aber mit Latein gesucht!

Beitragvon Zythophilus » Mo 31. Okt 2011, 14:03

Nicht direkt in den Filmen, aber im Vorspann aller MGM-Filme liest man über dem Haupt des Löwen ARS GRATIA ARTIS http://www.hollywoodgoldenguy.com/The_MGM_Story.html
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Re: Filme, nicht auf, aber mit Latein gesucht!

Beitragvon marcels87 » Mo 31. Okt 2011, 14:43

Das ist mir noch nie aufgefallen!
Der Spruch bedeutet doch: Kunst der Kunst wegen!
Wo besteht dann der Unterschied zwischen ARS und ARTIS? Beseuten tun sie doch beide das gleiche oder bedeutet es Kunst und Künste?
Also korrekt übersetzt dann Kunst der Künste wegen?
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Re: Filme, nicht auf, aber mit Latein gesucht!

Beitragvon Zythophilus » Mo 31. Okt 2011, 15:16

Der Unterschied ist hier nur durch den Kasus bedingt. ars ist Nominativ, artis Genitiv. Der Spruch entspricht dem frz. L'art pour l'art.
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